schaft - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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<strong>Forschungsjournal</strong> NSB, Jg. 20, 2/2007<br />
Agnes Christner/Stephan Würz/Ralf Vandamme<br />
Freiwilliges Engagement fördern<br />
Ein neues Aufgabenprofil für kommunale Fachkräfte 1<br />
„Selbstverständlich fördern wir das Ehrenamt“,<br />
heißt es oft lapidar aus den Stadt- und Gemeindegremien.<br />
„Machen Sie mal Vorschläge, wie<br />
auch wir in unserer Kommune das Ehrenamt<br />
fördern können“, lautet der an anderer Stelle<br />
häufig gehörte Auftrag der Hausspitze an die<br />
kommunalen Bediensteten. Allen kommunal<br />
Verantwortlichen ist inzwischen klar, dass Bürger<strong>schaft</strong>liches<br />
Engagement ein entscheidender<br />
Faktor für das soziale Miteinander ist. Gerade<br />
auch im Hinblick auf die demografische Entwicklung<br />
wird die Zukunftsfähigkeit der Kommunen<br />
wesentlich davon abhängen, inwieweit<br />
die Bereit<strong>schaft</strong> der Bürgerinnen und Bürger,<br />
sich für das Gemeinwesen einzusetzen, erhalten<br />
und ausgebaut werden kann. Die Vielfalt<br />
öffentlicher Angebote, aber auch die Sicherstellung<br />
sozialer Infrastruktur wird ohne Mitwirkung<br />
der Bürger<strong>schaft</strong> nur schwer leistbar<br />
sein. Hat in der Vergangenheit die öffentliche<br />
Hand Anregungen der Bürger<strong>schaft</strong> aufgegriffen<br />
und nach eigenen Vorstellungen und mit<br />
eigenen Mitteln umgesetzt, wird heute ein<br />
Miteinander in der Sache angestoßen. Im Leitbild<br />
Bürgerkommune rücken Bürger<strong>schaft</strong> und<br />
Kommunalverwaltungen enger zusammen. Die<br />
Praxis zeigt, dass hieraus neue Kräfte erwachsen,<br />
oft jenseits etablierter Strukturen.<br />
Während auf der einen Seite traditionelle<br />
Vereine Schwierigkeiten haben, Vorstandsposten<br />
wiederzubesetzen, sind in den letzten Jahren<br />
zahlreiche neue Initiativen und Formen Bürger<strong>schaft</strong>lichen<br />
Engagements entstanden. Zu<br />
nennen sind Seniorengenossen<strong>schaft</strong>en, neue<br />
nachbar<strong>schaft</strong>liche Netzwerke, Tafeln oder Bürgerstiftungen.<br />
Sie leisten verschiedene Formen<br />
direkter Hilfe, bringen Menschen zu bestimm-<br />
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ten Anliegen zusammen, organisieren gegenseitige<br />
Unterstützung oder sammeln Geld für<br />
gemeinnützige Projekte im Rahmen besonderer<br />
‚Events’. Das Engagement der Bürgerinnen und<br />
Bürger ist lebendig wie kaum zuvor und es ist<br />
daher richtig, diesen Schatz zu pflegen und zu<br />
mehren. In gewisser Weise tun das die Kommunen<br />
bereits seit langem, insbesondere durch<br />
die Förderung von Vereinen und die öffentliche<br />
Ehrung von herausragenden Leistungen. Eine<br />
zeitgemäße und nachhaltige Unterstützung des<br />
Bürger<strong>schaft</strong>lichen Engagements kann jedoch<br />
nur teilweise auf diesen traditionellen Instrumenten<br />
aufbauen. Gefragt ist stattdessen das<br />
gezielte Initiieren und Begleiten von Prozessen,<br />
das Einrichten und Bereithalten neuer Strukturen<br />
sowie die Entwicklung phantasievoller und<br />
wirkungsvoller Formen der Anerkennung. Was<br />
heißt das konkret für die Verwaltungen?<br />
Keine Angst vor offenen Prozessen!<br />
Die Unterstützung des Bürger<strong>schaft</strong>lichen Engagements<br />
hat in den vergangenen Jahren in<br />
den aktiven Kommunen zu sehr unterschiedlichen<br />
Instrumenten und Strukturen geführt. Es<br />
gibt offensichtlich kein ‚Patentrezept‘, welches<br />
generell zu empfehlen wäre. Jede Kommune<br />
muss ihren eigenen Weg finden, wechselnde<br />
Schwerpunkte bestimmen und durchhalten und<br />
die jeweils passenden Partner finden und begeistern.<br />
Entscheidend für das Gelingen ist die<br />
Kompetenz, Prozesse offen zu gestalten. Hierzu<br />
gehört die volle Unterstützung der Verwaltungsspitze<br />
sowie die Bereit<strong>schaft</strong> der Mitarbeiter,<br />
sich in einen Prozess zu begeben, der im Ziel<br />
zwar grob definiert, dessen Verlauf aber kaum