schaft - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
schaft - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
schaft - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
76<br />
tät des Alters theoretisch begründet, konzeptionell<br />
entfaltet und empirisch gerade auch im Kontext<br />
unterschiedlicher Engagementformen illustriert<br />
(Knopf 1982). Engagement kann in seinen<br />
verschiedenen Dimensionen dem Kompetenzerhalt,<br />
aber auch dem Kompetenzerwerb<br />
dienen (Tesch-Römer 2004). Die Effekte von<br />
Aktivität im Alter und Engagement auf die gesundheitliche<br />
Prävention werden ebenso betont<br />
(BMFSFJ 2005: 156ff.) wie die Bedeutung des<br />
Engagements für die soziale Integration (ebenda:<br />
341). Die in der Altruismusforschung differenzierten<br />
Motivebenen, die generell für freiwilliges<br />
Engagement angeführt werden (Klie/Evers<br />
1999), differenzieren zwischen ökonomischen,<br />
psychologischen und soziologischen Ebenen der<br />
Motive.<br />
In einem weiteren Sinne hat freiwilliges Engagement<br />
zumeist auch einen ökonomischen<br />
Nutzen. Damit ist nicht primär das ‚paid voluntary‘<br />
angesprochen, sondern (auch) andere, im<br />
weiteren Sinne ökonomische Nutzen können<br />
mit dem Engagement verbunden sein. Auf einer<br />
psychologischen Ebene ist Bürger<strong>schaft</strong>liches<br />
Engagement von hoher Bedeutung für die Sinnfindung<br />
und -konstruktion, gerade für Menschen,<br />
die sich nicht allein in einer bestimmten<br />
Religiosität aufgehoben wissen. Aber auch für<br />
diese kann ein Engagement Ausdruck ihrer weltanschaulichen<br />
und religiösen Überzeugungen<br />
sein. Schließlich äußern gerade ältere Menschen<br />
in ihrem Engagement ihre Verantwortung für<br />
das Gemeinwesen, lösen sie ein und tragen so<br />
auf einer soziologischen Ebene zur Stabilität der<br />
Gesell<strong>schaft</strong> heute, aber auch unter dem Aspekt<br />
der Generationengerechtigkeit für morgen bei.<br />
Auch diese Motivebene lässt sich gerade bei<br />
älteren Menschen empirisch besonders gut nachzeichnen:<br />
Etwas für die Gesell<strong>schaft</strong> tun, zählt<br />
gerade bei ihnen zu den ausgesprochen wichtigen<br />
Motiven (Gensicke et al. 2006: 287).<br />
Schließlich helfen Formen Bürger<strong>schaft</strong>lichen<br />
Engagements, sowohl das Fremd- als auch das<br />
Selbstbild älterer Menschen zu korrigieren, und<br />
Thomas Klie<br />
können so einen Beitrag zur Korrektur von Altersleitbildern<br />
leisten, deren Bedeutung für die<br />
gesell<strong>schaft</strong>liche Stellung, aber auch für das<br />
Selbsterleben unbestritten ist (Tews 1995).<br />
Dabei darf alle Apostrophierung der Sinnhaftigkeit<br />
und des Nutzens freiwilligen Engagements<br />
von und für Ältere nicht über gesundheitliche,<br />
soziale, aber auch psychologische Problemkonstellationen<br />
im Alter hinwegsehen lassen<br />
und einer eindimensionalen Aktivitätshypothese<br />
zur Renaissance verholfen werden, die<br />
letztlich ein dichotomes Altersbild befördert:<br />
Hier die guten aktiven Alten und dort die älteren<br />
Menschen, deren gesell<strong>schaft</strong>licher Wert auch<br />
in Frage steht (Zeman 2000). Der Zusammenhalt<br />
der Generationen kann durch das Engagement<br />
Älterer deutlich befördert und staatliche<br />
Sicherungslücken beziehungsweise Felder des<br />
Marktversagens können durch Engagement geschlossen<br />
oder aber in politisch wirksamer Weise<br />
sichtbar gemacht werden (vgl. www.bmfsfj.<br />
de).<br />
Das Reservoir engagierter älterer Menschen<br />
ist mitnichten ausgeschöpft. Aussagen für die<br />
Bundesrepublik insgesamt zu treffen, ist insofern<br />
gefährlich, als notwendige Differenzierungen<br />
dabei aus dem Blick geraten. Sowohl zwischen<br />
den verschiedenen Bundesländern gibt<br />
es erhebliche Differenzen, als auch zwischen<br />
Siedlungstypen, ob etwa urban oder ländlich<br />
(Rosenbladt 2001). Auch zwischen den sozialen<br />
Milieus lassen sich deutliche Unterschiede<br />
in den Engagementformen, aber auch -niveaus<br />
finden. Gerade in dem – für den Kontext von<br />
Pflege besonders bedeutsamen – gemeinwesenorientierten<br />
Engagement finden sich deutliche<br />
Milieudifferenzierungen in den Engagementbereit<strong>schaft</strong>en,<br />
die gegenläufig sind zu den Bereit<strong>schaft</strong>en,<br />
in traditioneller Weise Pflegeaufgaben<br />
in familiaren Kontexten zu übernehmen (Blinkert/Klie<br />
2004).<br />
Die gerontologische Win-Win Situation –<br />
Nutzen für sich selbst und für die Gesell<strong>schaft</strong><br />
– ist auf den ersten Blick sehr evident. Auf den