schaft - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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Bürgergesell<strong>schaft</strong>liche Akteure und Strukturen im Kulturbereich<br />
Beispiel die Software- und Spieleindustrie erweitert<br />
worden.<br />
Das dritte große Feld der bundesdeutschen<br />
Kulturland<strong>schaft</strong> bilden die Angebote und Einrichtungen<br />
frei-gemeinnütziger Träger. Sie sind<br />
weder staatlich-kommunal getragen noch marktvermittelt<br />
und werden zum dritten, dem ‚intermediären‘<br />
beziehungsweise zivilgesell<strong>schaft</strong>lichen<br />
Sektor gezählt. Vom zweiten, ebenfalls<br />
nichtstaatlichen kulturwirt<strong>schaft</strong>lichen Bereich<br />
unterscheidet sich der frei-gemeinnützige<br />
dadurch, dass er nicht gewinnorientiert ist, was<br />
ihn wiederum mit dem ersten, dem staatlichkommunalen<br />
verbindet. Zum frei-gemeinnützigen<br />
Feld gehören die Vielzahl kultureller Vereine<br />
in allen Feldern der Laien- und Breitenkultur<br />
und die große Zahl der von gemeinnützigen<br />
Akteuren getragenen Einrichtungen der kulturellen<br />
Bildung, der Soziokultur und der freien<br />
Kulturarbeit in den verschiedenen Kunst- und<br />
Kultursparten. Dieser Bereich ist besonders<br />
durch das ehrenamtlich-bürger<strong>schaft</strong>liche Engagement<br />
von etwa zwei Millionen Menschen<br />
gekennzeichnet, die einen großen Teil der Arbeit<br />
in diesen frei-gemeinnützigen Kultur- und<br />
Kunsteinrichtungen sowie den Vereinen der<br />
Laien- und Amateurkultur leisten. Ohne diese<br />
vielgestaltigen Aktivitäten gäbe es zahlreiche<br />
kulturelle Projekte und Einrichtungen nicht und<br />
ohne sie wären viele kulturell-künstlerischen<br />
Produkte nie entstanden.<br />
In Bürgerhäusern, Soziokulturzentren und<br />
Kulturläden wäre die Programmvielfalt eingeschränkter,<br />
die Veranstaltungswerbung reduziert<br />
und die Veranstaltungskosten wären erheblich<br />
höher. Arbeitskreise würden nicht stattfinden<br />
und manche Arbeiten liegen bleiben. Ohne das<br />
Engagement der Eltern wäre die Musikschule<br />
wahrscheinlich nicht entstanden und ohne den<br />
Trägerverein und aktive Elternmitwirkung könnte<br />
sie nicht existieren. Das Literaturhaus gäbe<br />
es ohne die Bürgerinitiative nicht und sein Betrieb<br />
wäre ohne das Engagement des Fördervereines<br />
nicht aufrecht zu erhalten. Diese und<br />
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eine Vielzahl weiterer Tätigkeiten werden in<br />
Kultureinrichtungen in freier Träger<strong>schaft</strong> vielfach<br />
durch unentgeltliches ehrenamtliches Engagement<br />
wahrgenommen. Hinzu kommen die<br />
große Zahl der Musik- und Heimatvereine, die<br />
Literaturkreise und interkulturellen Vereine,<br />
welche die Möglichkeit zur aktiven Mitwirkung<br />
am kulturellen Leben bieten und nahezu vollständig<br />
ehrenamtlich getragen werden.<br />
Aber auch im öffentlichen, staatlich-kommunalen<br />
Kulturbereich ist ehrenamtlich-bürger<strong>schaft</strong>liches<br />
Engagement verbreitet. Auch hier<br />
gibt es inzwischen kaum eine Kultursparte und<br />
Kunstform, bei der nicht durch freiwillig Engagierte<br />
ein zunehmend größer werdender Teil der<br />
Arbeit getragen wird. Dies geschieht entweder<br />
durch individuelle Mitarbeit in entsprechenden<br />
Einrichtungen und Projekten oder vielfach auch<br />
durch Mitglied<strong>schaft</strong> und Mitwirkung in Fördervereinen<br />
und Freundeskreisen. Sie gehören<br />
ebenfalls zu den bürgergesell<strong>schaft</strong>lichen Strukturen<br />
im Kulturbereich.<br />
Ohne die ehrenamtlich-bürger<strong>schaft</strong>liche<br />
Mitarbeit in kommunal und staatlich getragenen<br />
Einrichtungen fänden in Museen nur einschränkt<br />
Führungen statt, die museumspädagogische<br />
Betreuung würde weitgehend ausfallen, der<br />
Museumsshop wäre verwaist. Die Ausstellung<br />
zeitgenössischer Kunst des Kunstvereins gäbe<br />
es nicht. In den Bibliotheken fielen die Besuchereinführungen<br />
ebenso weg wie die Vorlesenachmittage<br />
für die Kinder. Für die aufsuchende<br />
Bibliotheksarbeit in Krankenhäusern und<br />
Altenheimen fehlten die Kräfte, die Bücherbasare<br />
fielen aus und kleine Bibliothekszweigstellen<br />
im Stadtteil wären inzwischen geschlossen.<br />
Im Städtischen Theater kämen manche Stücke<br />
nicht zur Aufführung, da die Mittel aus den<br />
Sponsoringaktivitäten, den Spendesammlungen<br />
und dem Fundraising des Theaterfreundeskreises<br />
fehlten und ohne Besucherringe kämen weniger<br />
Zuschauer. 3<br />
Nach dem Freiwilligensurvey 1999-2004<br />
(Gensicke et al. 2006) sind im Kulturbereich,