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schaft - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

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Hat sich Engagementpolitik etabliert?<br />

dingungen für bürger<strong>schaft</strong>liches Engagement,<br />

die Verwaltungs- und Verfahrensvereinfachung<br />

sowie die Zukunft der Freiwilligendienste/ generationsübergreifenden<br />

Freiwilligendienste<br />

und die Auswirkungen der seinerzeit neu eingeführten<br />

Ein-Euro-Jobs auf das bürger<strong>schaft</strong>liche<br />

Engagement. Im Arbeitsbericht des Unterausschusses<br />

aus dieser Legislaturperiode wird<br />

vor allem die Verbesserung des Sozialschutzes<br />

freiwillig Engagierter als zentraler Erfolg hervorgehoben.<br />

So wurde durch das Gesetz zur<br />

Erweiterung der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

(das am 01.01.2005 in Kraft trat) der Unfallschutz<br />

für bestimmte Kategorien von freiwillig<br />

Engagierten verbessert. In Kombination<br />

mit freiwilligen Sammelversicherungsregelungen<br />

in vielen Bundesländern konnte daher eine<br />

echte Verbesserung des Unfall- und Haftpflichtschutzes<br />

für Engagierte durchgesetzt werden.<br />

Im Jahre 2005 kam es zur Ablösung der rotgrünen<br />

Koalition unter Kanzler Gerhard Schröder<br />

durch eine Große Koalition unter Kanzlerin<br />

Angela Merkel. Inzwischen hatte sich die politische<br />

Großwetterlage erneut verändert. Die exorbitanten<br />

Schulden der öffentlichen Haushalte,<br />

die niedrigen wirt<strong>schaft</strong>lichen Wachstumsraten<br />

und die hohe Arbeitslosigkeit diktierten die<br />

politische Tagesordnung. Im Gegensatz zur vorherigen<br />

Koalitionsvereinbarung spielte daher in<br />

der Koalitionsvereinbarung von 2005 der Themenbereich<br />

‚Bürgergesell<strong>schaft</strong>‘ und ‚bürger<strong>schaft</strong>liches<br />

Engagement‘ nur noch eine Nebenrolle,<br />

während politische Anliegen wie die Sanierung<br />

der Staatsfinanzen, der Umbau der sozialen<br />

Sicherungssysteme und die Bekämpfung<br />

der Massenarbeitslosigkeit als Topthemen der<br />

politischen Tagesordnung rangierten. Die<br />

ohnehin sehr unwahrscheinliche Chance, die<br />

Ressource ‚Bürgerengagement‘ und ‚Zivilgesell<strong>schaft</strong>‘<br />

für diese Reformen zu nutzen, wurde<br />

nicht ergriffen. Ganz im Gegenteil: Der Trend,<br />

in einzelnen Politikbereichen bürger<strong>schaft</strong>liche<br />

Elemente zu stärken, aber im Großen und Ganzen<br />

doch lieber auf den Staat zu vertrauen, setz-<br />

21<br />

te sich auch unter der schwarz-roten Regierungskoalition<br />

fort. Während in der Präambel und in<br />

allgemeinen Programmsätzen des neuen Koalitionsvertrages<br />

die Bürgergesell<strong>schaft</strong> nicht mehr<br />

vorkommt, werden einzelne konkrete Vorhaben,<br />

wie etwa die Reform des Gemeinnützigkeitsrechts,<br />

die Weiterentwicklung des Stiftungsrechts,<br />

Mehrgenerationenhäuser und die Förderung<br />

des bürger<strong>schaft</strong>lichen Engagements von<br />

Migrantinnen und Migranten angekündigt. Soweit<br />

also überhaupt noch von bürger<strong>schaft</strong>lichem<br />

Engagement die Rede ist, wird weniger<br />

an die Leitidee einer bürgergesell<strong>schaft</strong>lichen<br />

Reformpolitik angeknüpft, sondern vornehmlich<br />

das ‚freiwillige‘ Engagement einzelner Bürgerinnen<br />

und Bürger adressiert.<br />

Dennoch – und man könnte hinzufügen: trotz<br />

der politischen Absichten der meisten bundespolitischen<br />

Akteure – spielen Bürgergesell<strong>schaft</strong><br />

und bürger<strong>schaft</strong>liches Engagement auch in der<br />

16. Legislaturperiode (2005 bis 2009) eine<br />

insgesamt vielleicht sogar zunehmende Rolle.<br />

Entsprechend der veränderten politischen Tagesordnung<br />

werden nun durchaus wichtige bundespolitische<br />

Anliegen wie die Integration von<br />

Migrantinnen und Migranten, die Bildungspolitik<br />

nach PISA und die Politik der Stärkung<br />

des Zusammenhalts zwischen den Generationen<br />

konzeptionell mit dem bürger<strong>schaft</strong>lichen<br />

Engagement verknüpft. Gleichzeitig verstetigt<br />

sich der politische Konsens dahingehend, dass<br />

Fachpolitiken wie etwa Aktionsprogramme gegen<br />

Rechtsextremismus und Gewalt, Programme<br />

für ältere Menschen und Programme zu<br />

Revitalisierung von Stadtteilen ohne den Einbezug<br />

zivilgesell<strong>schaft</strong>licher Ressourcen und Akteure<br />

kaum zielführend wirken können.<br />

Im BMFSFJ spielen in der 16. Legislaturperiode<br />

insbesondere Themen und Handlungsprogramme<br />

wie das Aktionsprogramm ‚Mehrgenerationenhäuser‘,<br />

der Ausbau der Initiative<br />

‚Lokale Bündnisse für Familien‘ sowie die letzte<br />

Phase des Modellprogramms ‚Erfahrungswissen<br />

für Initiativen‘ (EFI) eine prominente

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