schaft - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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Engagement macht kompetent<br />
Gestaltungsräumen des bürger<strong>schaft</strong>lichen Engagements<br />
müssen bereits in jungen Jahren ermöglicht<br />
werden. Lebenslanges kompetenzbasiertes<br />
Lernen kann man sich nicht erst im hohen<br />
Alter oder nach den Lehr- und Wanderjahren<br />
aneignen. Die Erfahrung von sich selbst als<br />
ein engagiert sein Leben lang Lernender muss<br />
früh, sehr früh erfolgen. Deshalb benötigen wir<br />
dringend einen Diskurs über das richtige Mischungsverhältnis<br />
zwischen den informellen und<br />
formalen Lernprozessen, einen Diskurs über die<br />
informellen Lernorte, die den Lernort Schule<br />
ergänzen müssen (Deutscher Bundestag 2002:<br />
545ff.).<br />
Im externen Bildungsmix werden klassische<br />
Bereiche der Schul- und Berufsausbildung mit<br />
den informellen Lernorten des freiwilligen Engagements<br />
bzw. der Freiwilligendienste kombiniert.<br />
Das Modellprojekt FSJplus der Diakonie<br />
Württemberg basiert beispielsweise auf einem<br />
externen Bildungsmix formaler und informeller<br />
Lernprozesse. Das zweijährige Modellprojekt<br />
läuft seit September 2005 und bietet 25 jungen<br />
Erwachsenen zwischen 18 und 26 Jahren mit<br />
Hauptschulabschluss die Möglichkeit, neben<br />
ihrem freiwilligen Dienst in einer Einrichtung<br />
der Diakonie den Realschulabschluss zu erwerben.<br />
Die Teilnehmer arbeiten zwei Jahre lang<br />
die Hälfte der Zeit in ihrer Einsatzstelle, in der<br />
anderen Zeit besuchen sie den Unterricht der<br />
Gotthilf-Vöhringer Schule. Das Diakonische<br />
Werk Württemberg unterstützt und begleitet die<br />
Teilnehmer während der gesamten Projektdauer.<br />
Hier wird bewusst über die Kombination<br />
informeller und formaler Bildung Jugendlichen<br />
mit ‚gebrochenen‘ Bildungsbiografien die<br />
Chance eröffnet, neben dem FSJ nach zwei<br />
Jahren die Mittlere-Reife-Prüfung abzulegen.<br />
Erst die Erfahrungen aus den informellen Lernprozessen<br />
des FSJ stabilisieren die ‚bildungsärmeren’<br />
Jugendlichen so, dass sie die Anforderungen<br />
des formalen Lernens in der Realschule<br />
über den zweiten Bildungsweg meistern<br />
können. 11<br />
119<br />
Im internen Bildungsmix werden Arrangements<br />
formaler, non-formaler und informeller<br />
Bildung entwickelt, wie z.B. im FSJ-Sport mit<br />
dem Übungsleiterschein. Jugendliche, die sich<br />
im FSJ-Sport engagieren, legen die Übungsleiterprüfung<br />
als formales Element des FSJ-Sports<br />
ab. Die 25 gesetzlich vorgeschriebenen Seminartage<br />
im Rahmen des FSJ bilden den nonformalen<br />
Bereich ab. Das Leiten von Sportgruppen<br />
selbst dagegen gehört zu den informellen<br />
Lernprozessen des freiwilligen Engagements der<br />
Jugendlichen. In diesem internen Bildungsmix<br />
sind die drei Dimensionen des Lernens in besonderer<br />
Weise miteinander verwoben.<br />
Gerade in diesen Übergängen des formalen,<br />
non-formalen und informellen Lernens zeigt<br />
sich die Stärke der Freiwilligendienste als informelle<br />
Lerndienste. Sie sind jeweils in interne<br />
und externe Arrangements eingebettet. Aber auch<br />
der Wehrdienst und der Zivildienst können sich<br />
ebenso wie die Orte der Schulpflicht hin zu diesen<br />
neuen Formen kompetenzbasierten Lernens<br />
öffnen. Die Öffnung der Schule hin zur informellen<br />
Bildung ist ebenso wichtig wie die Öffnung<br />
der Pflichtdienste zu informellen Lerndiensten.<br />
Biografisch passt der Freiwilligendienst in<br />
besonderer Weise gerade zu Jugendlichen. Sie<br />
können diese besondere Form des bürger<strong>schaft</strong>lichen<br />
Engagements sehr gut in ihre Bildungsbiografie<br />
einpassen (Jakob 1993, 2002a, 2002b,<br />
2005). Die hohe Attraktivität eines Freiwilligendienstes<br />
bestimmt sich aus der grundsätzlichen<br />
Möglichkeit, die im schulischen Bildungsprozess<br />
entstandenen Lücken nachträglich zu<br />
schließen. Die Strukturmerkmale informellen<br />
Lernens und die Strukturen eines Freiwilligendienstes<br />
als informeller Lerndienst machen die<br />
Besonderheit der Jugendfreiwilligendienste evident.<br />
Dies gilt insbesondere, wenn die Synergien<br />
der Kombinationsdienste zum internen und<br />
externen Bildungsmix gesucht werden.<br />
Aber nicht nur strukturell, sondern auch vor<br />
dem Hintergrund der Arbeitslosigkeit, insbeson-