MOBILITÄT Strategie 2030 - Berenberg Bank
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2. Städte der Zukunft:<br />
Zwischen Verkehrschaos und Green Cities<br />
2.1 Zunehmender Individualverkehr<br />
Die Ausgaben der privaten Haushalte für Mobilität, das heißt für den Kauf von Fahrzeugen, den<br />
Betrieb von privaten Verkehrsmitteln und für sonstige Verkehrsleistungen, sind in den letzten<br />
Jahrzehnten in der Europäischen Union (EU) kontinuierlich gestiegen. Die durchschnittlichen Pro-<br />
Kopf-Ausgaben für Mobilität lagen in der EU im Jahre 2006 bei 1 800 Euro. 4 In Deutsch land ha -<br />
ben die Ausgaben für Mobilität im Zeitablauf die Ausgaben für Nahrungsmittel, Getränke und<br />
Tabakwaren als zweithöchsten Ausgabenbereich der privaten Haushalte hinter den Wohn kosten<br />
abgelöst. Im Durchschnitt hat ein Deutscher im Jahr 2007 rund 2 200 Euro für Mobilität aufgewendet.<br />
Für die Deckung der Mobilitätsbedürfnisse der europäischen Bevölkerung nimmt das Auto eine<br />
herausragende Stellung ein. Bei der Verteilung des Transportaufkommens auf die verschiedenen<br />
Verkehrsmittel, dem sogenannten Modal Split, haben sich trotz der massiven Preissenkungen im<br />
Flugverkehr in den letzten Jahren im europäischen Durchschnitt kaum nennenswerte Änderungen<br />
ergeben. In der EU war der Pkw-Anteil am Modal Split der Fahrten der privaten Haushalte in der<br />
jüngeren Vergangenheit relativ konstant und betrug im Jahr 2006 etwa 83 %. Ausgeprägte Verän -<br />
derungen des Modal Split zeigten sich lediglich in einigen osteuropäischen Staaten, beispielsweise in<br />
Bulgarien, wo der Pkw-Anteil am Modal Split 1990 noch 11,7 % betrug. Er ist bis zum Jahr 2007 im<br />
Zuge steigender Einkommen sprunghaft auf 71,3 % angestiegen. In den USA nimmt der Straßen -<br />
verkehr mit einem Anteil von 89,4 % eine überragende Stellung ein, während der Schienenverkehr<br />
hier kaum von Bedeutung ist. Anders gestaltet sich dies in China: Hier entfallen nur knapp 56 % auf<br />
den Straßenverkehr. Der Anteil des Schienenverkehrs beträgt etwa 36 %. 5<br />
Die Pkw-Dichte hat in den EU-Ländern während der letzten Jahrzehnte kontinuierlich zugenommen.<br />
Im Durchschnitt entfallen auf 1 000 EU-Bürger 466 Pkws, wobei sich Disparitäten hinsichtlich<br />
der Ausstattung mit Pkws zwischen den Ländern mit relativ hohen Pro-Kopf-Einkommen<br />
und jenen mit relativ niedrigen Pro-Kopf-Einkommen feststellen lassen (vgl. Abbildung 1). Wäh -<br />
rend die Pkw-Dichte beispielsweise in Italien bei 600 liegt, verfügen nur 167 von 1 000 Rumänen<br />
über ein Auto. Die Konvergenz der Einkommen in der EU aufgrund der ökonomischen Aufhol -<br />
prozesse der osteuropäischen Länder trägt zu einer Reduktion der Disparitäten zwischen den EU-<br />
Ländern hinsichtlich der Motorisierung der Bevölkerung bei. In der jüngeren Vergangenheit ist die<br />
Pkw-Dichte in den EU-Ländern mit einem relativ geringen Pro-Kopf-Einkommen, insbesondere<br />
in den osteuropäischen Mitgliedsstaaten, stärker gestiegen als im europäischen Durchschnitt. So<br />
steht einem Wachstum der Pkw-Dichte um 18,5 % im Zeitraum von 1995 bis 2006 in den EU15-<br />
Staaten (Mitgliedsstaaten bis 2004) eine Zunahme der Pkws pro 1 000 Einwohner um 58,6 % in den<br />
EU12-Staaten, den relativ jungen EU-Mitgliedsländern, gegenüber. Die EU15-Staaten Dänemark,<br />
Deutschland, Italien und Schweden konnten zwischen 1995 und 2006 nur relativ geringe Wachs -<br />
tumsraten der Pkw-Dichte verzeichnen. Im Gegensatz dazu haben sich die Pkw-Dichten in den<br />
4 Vgl. Eurostat (2009a).<br />
5 Vgl. Kühn et al. (2006).<br />
<strong>Berenberg</strong> <strong>Bank</strong> · HWWI: <strong>Strategie</strong> <strong>2030</strong> · Nr. 10<br />
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