MOBILITÄT Strategie 2030 - Berenberg Bank
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3.3 Wirtschaftspolitische Instrumente zur Förderung nachhaltiger Mobilität<br />
Eine nachhaltige Mobilität lässt sich nur durch den vermehrten Einsatz klimafreundlicher und<br />
ver brauchsarmer Technologien im Verkehr erreichen. Allerdings existiert ein zweifaches Markt ver -<br />
sagen, das die Durchsetzung neuer Technologien am Markt erschwert.<br />
Das erste Marktversagen besteht darin, dass die Kosten von CO2-Emissionen nicht vollständig<br />
vom Verursacher getragen werden. Technisch gesprochen verursachen CO2-Emissionen negative<br />
externe Effekte. So treffen die Folgen des Klimawandels auch und vor allem Länder, die nicht<br />
oder kaum zu den globalen CO2-Emissionen beitragen. Auch könnten vor allem zukünftige Gene -<br />
rationen die Lasten des Klimawandels tragen müssen, der von der heutigen Generation verursacht<br />
worden ist. Es besteht deshalb kein ausreichender Anreiz, CO2-Emissionen zu vermeiden oder<br />
zu reduzieren. Umgekehrt besteht ein Anreiz, sich im Klimaschutz als Trittbrettfahrer zu verhalten.<br />
Es ist individuell rational, darauf zu warten, dass andere die Kosten tragen. Dies führt zu einem<br />
Koordinierungsversagen. Die kollektiv optimale Lösung kommt nicht zustande. Die Folge ist ein<br />
aus gesamtwirtschaftlicher Sicht zu hoher CO2-Ausstoß. Dieses Marktversagen kann durch wirtschaftspolitische<br />
Maßnahmen korrigiert werden.<br />
Für eine Regulierung der CO2-Emissionen stehen der Politik unterschiedliche Instrumente zur<br />
Verfügung, zum Beispiel eine CO2-Steuer oder aber die Ausgabe von Emissionsrechten. Letztere<br />
ist insoweit effizient, als damit der gewünschte Umfang an CO2-Emissionen zielgenau gesteuert<br />
und gleichzeitig zu minimalen Kosten erreicht werden kann. Durch die Handelbarkeit der CO2-<br />
Zertifikate ist zudem eine intertemporale Kostenminimierung der CO2-Vermeidung gewährleistet.<br />
Aufgrund von Effizienzüberlegungen wäre eine Einbeziehung des Verkehrssektors in den Emis -<br />
sions handel wünschenswert, da Vermeidung dann dort stattfindet, wo sie zu den geringsten Kosten<br />
möglich ist. 62<br />
Das zweite Marktversagen besteht darin, dass neue, sogar eigentlich überlegene Technologien<br />
sich gegenüber den etablierten Technologien nicht am Markt durchsetzen können. Insbesondere bei<br />
Netztechnologien, also solchen, zu deren Nutzung eine spezifische Infrastruktur erforderlich ist,<br />
kann es zu Marktversagen kommen. 63 Eine Nachfrage entsteht erst dann, wenn eine ausreichende<br />
Infrastruktur existiert. Umgekehrt rentiert sich der Aufbau einer solchen Infrastruktur erst dann,<br />
wenn eine hinreichende Nachfrage besteht. Eine befestigte Straße zu einem Bergdorf zu bauen, in<br />
dem es keine Autos gibt, mag ökonomisch zunächst wenig effizient erscheinen. Ohne Straße indes<br />
besteht für die Anwohner auch kein Grund zur Anschaffung eines Autos. Dieses Beispiel illustriert,<br />
dass private Märkte in der Bereitstellung der erforderlichen Infrastruktur versagen können. Ursache<br />
hierfür sind sogenannte Netzexternalitäten. Je größer das Netzwerk oder die Infrastruktur ist, desto<br />
größer ist der Nutzen für den Verbraucher und desto geringer sind die Kosten für den Anbieter.<br />
Aufgrund dieser Zusammenhänge kann eine kritische Marktgröße existieren, die nur erreicht werden<br />
kann, wenn die Etablierung einer neuen Technologie extern »angestoßen« wird.<br />
62 Vgl. Bräuninger et al. (2007).<br />
63 Vgl. zum Beispiel Holzhausen (2004).<br />
42 <strong>Berenberg</strong> <strong>Bank</strong> · HWWI: <strong>Strategie</strong> <strong>2030</strong> · Nr. 10