MOBILITÄT Strategie 2030 - Berenberg Bank
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Abb. 6<br />
18 <strong>Berenberg</strong> <strong>Bank</strong> · HWWI: <strong>Strategie</strong> <strong>2030</strong> · Nr. 10<br />
Stadtzentren: Magnete für Pendler<br />
Die Siedlungsstruktur und die räumliche Verteilung von Arbeitsplätzen sind entscheidende<br />
Determinanten für die Pendelintensität, die Struktur der räumlichen Pendelverflechtungen<br />
und damit für die regionale Verteilung von Verkehrsströmen. In Anlehnung an physikalische<br />
Gesetzmäßigkeiten zeigen Gravitationsmodelle, dass die Intensität von Pendlerströmen zwischen<br />
zwei Orten eine Funktion der Bevölkerungsgröße am Ausgangsort, des Arbeitsplatz -<br />
angebotes am Zielort, der Transportkosten sowie der räumlichen Distanz zwischen diesen<br />
beiden Standorten ist. Eine Distanzverlängerung oder eine Erhöhung der Transportkosten<br />
beeinflusst das Pendelaufkommen negativ. Die Pendlerintensität von Beschäftigten aus dem<br />
Umland ins Arbeitsplatzzentrum sinkt mit zunehmender Entfernung zwischen Wohnorten<br />
und Arbeitsorten. Marvakov und Mathä (2007) zeigen, dass in der EU Pendler auf Arbeits -<br />
marktungleichgewichte, wie Differenzen in Löhnen und Arbeitslosigkeit, reagieren und be -<br />
sonders Regionen mit einem hohen Urbanisationsgrad mehr Pendler anziehen und weniger<br />
Auspendler aufweisen als nichturbane Regionen. In die Megastädte pendeln täglich mehrere<br />
Millionen Menschen. Beispielsweise lag im Jahre 2000 die Tagespopulation in Tokio etwa<br />
2,6 Mio. Menschen über der Nachtpopulation, was auf die große Anzahl von pendelnden<br />
Erwerbstätigen, Schülern und Studenten zurückzuführen ist. Innerhalb des Zeitraumes von<br />
1965 bis 2005 ist die Nachtpopulation dort um 14,3 % gestiegen, während sich die Tagespo -<br />
pulation um 27,5 % vergrößert hat. 20 Weltweit weisen Städte, die Arbeitsplatzzentren darstellen,<br />
positive Pendlersalden auf. In Deutschland sind dies die Oberzentren. 21 Deren überregionale<br />
ökonomische Bedeutung zeigt sich in der hohen Beschäftigungsdichte in diesen<br />
Zentren und ihrer herausragenden Stellung als Ziel von Pendlern. So übertrifft beispielsweise<br />
in den zehn größten deutschen Städten die Zahl der Einpendler jene der Auspendler um ein<br />
Vielfaches (vgl. Abbildung 6). Im Zeitablauf haben sich die Pendlereinzugsbereiche dieser<br />
Zentren, unter anderem aufgrund des Ausbaus der Verkehrsinfrastruktur, kontinuierlich vergrößert.<br />
Die durchschnittlichen Pendeldistanzen, insbesondere aus schwachen Arbeitsmarkt -<br />
regionen in Oberzentren, haben zugenommen, was zu einem kontinuierlichen Anstieg des<br />
Verkehrsaufkommens durch Pendeln geführt hat.<br />
Kasten 2<br />
Pendler in deutschen Städten, 2008<br />
Berlin<br />
Bremen<br />
Dortmund<br />
Düsseldorf<br />
Essen<br />
Frankfurt am Main<br />
Hamburg<br />
Köln<br />
München<br />
Stuttgart<br />
0 50.000 100.000 150.000 200.000 250.000 300.000 350.000<br />
Quellen: Bundesagentur für Arbeit (2008); HWWI.<br />
20 Vgl. Tokio Metropolitan Government (2009).<br />
21 Vgl. Einig/Pütz (2007); Schulze (2009).<br />
Auspendler<br />
Einpendler