MOBILITÄT Strategie 2030 - Berenberg Bank
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2. Herausforderungen und bisherige Markteinführungen<br />
der Automobilanbieter<br />
2.1 Elektromobilität – Herausforderungen für Traditionshersteller<br />
Die in Teil A der vorliegenden Studie beschriebenen zukünftigen Mobilitätstrends in der Auto -<br />
mobilindustrie werden teilweise weitreichende Konsequenzen für die Automobilhersteller haben.<br />
Nicht umsonst konstatieren Automobilmanager wie der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Auto -<br />
mobilzulieferers Continental, Karl-Thomas Neumann, dass das Elektroauto einen technologischen<br />
Umbruch markiert, der die etablierten Geschäftsmodelle der Autoindustrie vor Herausforderun -<br />
gen stellt. 25 Unserer Einschätzung nach werden sich die traditionellen Automobilhersteller mit drei<br />
zentralen Herausforderungen auseinandersetzen müssen:<br />
Wegfallende Möglichkeiten zur Markendifferenzierung<br />
Die Autokonzerne werden sich Gedanken darüber machen müssen, wie künftig die eigenen Mar -<br />
ken beziehungsweise die eigenen Produkte am Markt platziert werden sollen, damit diese sich vom<br />
Wettbewerb positiv absetzen und einen Mehrwert für den Kunden liefern. Bisher erfolgte dies über<br />
quantitative und qualitative Merkmale wie zum Beispiel Motorleistung, Fahrwerkseigenschaften,<br />
Servicequalität und Motorakustik. Dies dürfte in den nächsten Jahren immer weniger der Fall sein,<br />
da sich die Fahrzeuge weiter angleichen. Daneben werden einige Merkmale bei bestimmten alternativen<br />
Antriebskonzepten wie zum Beispiel dem Elektroauto als Differenzierungskriterien weg -<br />
fallen. So verliert Fachexperten zufolge beispielsweise der Motor gravierend an Bedeutung. 26 Welche<br />
Wege die Hersteller einschlagen werden, um sich in Zukunft von der Konkurrenz unterscheiden<br />
zu können, ist aus heutiger Sicht noch offen.<br />
Finanzielle Doppelbelastungen<br />
Und auch unter dem finanziellen Gesichtspunkt werden die anstehenden Umwälzungen in der<br />
Automobilindustrie die Hersteller fordern. Denn während die Branche zurzeit größtenteils Verluste<br />
erwirtschaftet, müssen die Konzerne Milliarden in die Forschung und (Weiter-)Entwicklung alternativer<br />
Antriebskonzepte (Hybrid-, Elektro- und Wasserstofffahrzeuge) investieren. 27 Daneben<br />
be steht noch hoher Kapitalbedarf im Zusammenhang mit dem Aufbau neuer beziehungsweise<br />
dem Umbau der bestehenden Produktionsstraßen. Und auch die Optimierung der herkömmlichen<br />
mit Otto- und Dieselmotoren angetriebenen Automodelle wird noch über Jahre hinaus sehr hohe<br />
Investitionen erfordern, da der Übergang ins Elektrozeitalter nicht von heute auf morgen vonstattengehen<br />
wird. Zudem wird, über diesen längeren Zeitraum betrachtet, die Fertigung von Perso -<br />
nen kraftwagen mit Verbrennungsmotor für die Hersteller aufgrund der rückläufigen Stückzahlen<br />
teurer. Die Traditionshersteller werden somit über einen längeren Zeitraum doppelt belastet, während<br />
junge, aufstrebende Unternehmen, die im automobilen Markt der Zukunft Fuß fassen wol -<br />
len, im Vorteil sind, da sie sich in der Regel nur auf alternative Antriebskonzepte konzentriert haben<br />
und keine Mittel in die Weiterentwicklung benzin- oder dieselbetriebener Fahrzeuge investieren<br />
25 Handelsblatt (2009).<br />
26 Automobil-Industrie Vogel (2008).<br />
27 Handelsblatt (2009).<br />
58 <strong>Berenberg</strong> <strong>Bank</strong> · HWWI: <strong>Strategie</strong> <strong>2030</strong> · Nr. 10