MOBILITÄT Strategie 2030 - Berenberg Bank
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Um die Energieversorgung letztendlich deutlich unabhängiger von fossilen Brennstoffen zu ma -<br />
chen, braucht es aber ergänzende regenerative Energieerzeugungskonzepte. Darin könnten sich<br />
elektrisch angetriebene Fahrzeuge künftig als mobile und flexible Bestandteile etablieren: Das elektrische<br />
Fahrzeug ist gleichzeitig Fortbewegungsmittel und mobiler Energiespeicher, der mittelfristig<br />
auch als Energiequelle in öffentlichen Netzen zum Einsatz kommen kann. Sie könnten als Zwi -<br />
schenspeicher für die fluktuierende Einspeisung von Wind- oder Solarenergie genutzt werden – vorausgesetzt,<br />
der Netzausbau gestattet die Energiedurchleitung. 102<br />
Zur Erreichung der Klimaschutzziele muss der Anteil regenerativer Energie in den kommenden<br />
Jahren erheblich gesteigert werden. Derzeitige Schätzungen gehen davon aus, dass der Anteil der<br />
erneuerbaren Energien schon im Jahr 2020 auf ca. 30 % steigen dürfte. Auch hier haben Energie spei -<br />
cher eine Schlüsselrolle. Nicht nur große fest installierte Speicher halten das Stromnetz stabil. Auch<br />
die Batterien in Elektroautos könnten einen Beitrag leisten: Bei starker Sonnenstrahlung oder kräftigem<br />
Wind speichern sie die überschüssige Energie und speisen bei Flaute oder bewölktem Him -<br />
mel einen gewissen Teil wieder ins Netz ein. Bei dieser mit Vehicle-to-Grid bezeichneten Techno -<br />
logie fließt der Strom vom E-Auto zurück ins Stromnetz.<br />
Einer Analyse des Fraunhofer Instituts zufolge stehen selbst zu Stoßzeiten etwa 95 % aller<br />
Fahrzeuge auf Parkplätzen. Wären 10 % aller in Deutschland zugelassenen Autos Hybridfahrzeuge,<br />
die eine Energiemenge von 1 kWh speichern könnten, beliefe sich die gesamte Energiemenge auf<br />
4,6 GWh. Geht man vom Maximalszenario aus und nimmt an, dass alle Fahrzeuge Elektrofahr -<br />
zeu ge sind, deren Speicher 15 kWh fassen könnten, läge die in den Autos gespeicherte Energie -<br />
menge bei 690 GWh – man könnte in diesem Fall das gesamte deutsche Stromnetz zehn Stunden<br />
lang nur aus diesen Fahrzeugen speisen. 103<br />
Käme es aber zu einem Entwicklungssprung in der Bat terietechnik, mit dem es möglich wird,<br />
E-Mobile in weniger als 10 Minuten aufzuladen und gleichzeitig hohe Reichweiten zu erzielen, würde<br />
es ausreichen, herkömmliche Tankstellen um Strom-Zapfsäulen zu ergänzen. Eine flächendeckende<br />
(und zweifelsohne mit hohem Investi tions bedarf verbundene) Infrastruktur mit Lade stationen an<br />
jedem Parkplatz oder die Einrichtung von Batteriewechselstationen wären dann hinfällig.<br />
Wenn hingegen die Entwicklung langsamer voranschreitet, wird ein engmaschiges Netz von<br />
Ladestationen die Chance zur Nutzung der Batterien als riesiger Pufferspeicher eröffnen, in den<br />
nachts ansonsten überschüssig produzierte (regenerative) Energie geleitet werden könnte. Dies<br />
würde Raum für vollkommen neue Geschäftsmodelle schaffen. Hierbei müssen nicht nur Energie -<br />
ver sorger darauf achten, die Chancen schnell zu nutzen. Sie müssen sich entlang der gesamten<br />
Wertschöpfungskette engagieren, da viele Branchen von den Zukunftschancen der Elektro mobi lität<br />
profitieren möchten. Aus diesem Grund haben die großen Stromanbieter auch ein Interesse an der<br />
intensiven Zusammenarbeit mit den Automobilherstellern. Zu den einzelnen Kooperationen, die<br />
schon initiiert wurden, und möglichen neuen Geschäftsmodellen kommen wir jedoch später. Wie<br />
viele Lade- beziehungsweise Batteriewechselstationen sind letztendlich notwendig? Ein limitieren-<br />
102 Vgl. Siemens AG (2009).<br />
103 Vgl. Elektroauto Portal (2009).<br />
78 <strong>Berenberg</strong> <strong>Bank</strong> · HWWI: <strong>Strategie</strong> <strong>2030</strong> · Nr. 10