MOBILITÄT Strategie 2030 - Berenberg Bank
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dener Standort-Alternativen sind. Die Präferenz eines Haushaltes ist entscheidend dafür, in welcher<br />
Distanz vom Zentrum der Haushalt seinen Wohnort wählt. Da Pendelkosten umso höher sind, je<br />
größer die Distanz zwischen Wohnort und Arbeitsplatz ist, Mietpreise hingegen mit zunehmender<br />
Entfernung vom Arbeitsplatzzentrum abnehmen, werden laut der neoklassischen Standorttheorie<br />
und unter der Annahme rationalen Handelns Standplätze, die weit auseinanderliegen, nur dann<br />
gewählt, wenn die erhöhten Pendelkosten durch andere Vorteile ausgeglichen werden. Dazu zählen<br />
höhere Löhne und/oder niedrigere Wohnkosten oder günstigere Arbeits- und/oder Wohnbedin -<br />
gungen. Anhand des Stadtstrukturmodells lässt sich erkennen, wie sich das Pendeln in Megastädten<br />
entwickeln könnte.<br />
Bröcker (1988) erklärt mittels komparativer statischer Analyse, wie sich Änderungen von exogenen<br />
Variablen auf die endogenen Variablen innerhalb des Stadtstrukturmodells auswirken. Die<br />
kontinuierliche Zunahme der Bevölkerungszahl in Megastädten führt demnach zu steigenden Bo -<br />
denpreisen. Folglich sinkt die Bodennachfrage der Haushalte im Zentrum, und die Stadtgröße steigt<br />
aufgrund einer verstärkten Suburbanisierung. Immer mehr Haushalte werden in die Peripherie<br />
abwandern, da die Bodenpreise mit zunehmender Entfernung vom Zentrum günstiger werden.<br />
Dies führt zu einer Verlängerung der Pendeldistanzen. Auch eine Abnahme der Trans portkosten<br />
oder eine Zunahme des Haushaltseinkommens führt laut dem Stadtstrukturmodell zu einer Ver -<br />
größerung der Stadt. Auf Basis des Alonso-Modells lässt sich somit begründen, dass die Mega -<br />
städte auch in Zukunft weiter wachsen werden und sich auch andere Städte zu Megastädten entwickeln<br />
werden.<br />
Abbildung 7 stellt die geografische Verteilung der Megacities und den Umfang der jeweiligen<br />
Bevölkerung dar. Zwanzig von diesen Städten werden im Jahr 2025 mehr als 20 Mio. Einwohner<br />
haben. Aufgrund des rasanten Wachstums dieser Städte (vgl. Abbildung 8) bei gleichzeitig steigendem<br />
Motorisierungsgrad der Bevölkerung und Pendelaufkommen droht diesen Städten das Ver -<br />
kehrschaos. So gilt es beispielsweise in Kalkutta, Dakar, Bombay und Dehli, Bevölkerungszu -<br />
wächse von 6 bis 9 Mio. innerhalb von 20 Jahren zu verkraften. Manila, Lahore und Peking wachsen<br />
in diesem Zeitraum um 4 Mio. Menschen. Die Umsetzung neuer Technologien und die<br />
Implementierung neuer Verkehrssysteme können einen Beitrag zur Lösung der wachsenden Ver -<br />
kehrsprobleme in diesen Städten leisten. Dabei ist ein funktionierendes Verkehrswesen auch künftig<br />
einer der zentralen Schlüsselfaktoren für die Wettbewerbsfähigkeit von Städten.<br />
Um dem wachsenden Verkehrsaufkommen gerecht zu werden, sind daher erhebliche In ves -<br />
titionen in die Infrastruktur notwendig, insbesondere in Ballungsräumen. Die weltweit zunehmende<br />
Motori sie rung erfordert den Bau von neuen Straßen- und Verkehrssystemen, auch im Zusam men -<br />
hang mit dem Aufbau der Netzstrukturen für neue Antriebstechnologien und alternative Kraft -<br />
stoffe. Zudem steigen mit der Ausweitung des Straßennetzes auch die Kosten für die Erhaltung und<br />
Wartung der bereits bestehenden Infrastruktur. Gleichzeitig induziert der Ausbau des Straßen netzes<br />
zusätzlichen Verkehr, weil eine bessere Infrastruktur Anreize setzt, diese mehr zu nutzen.<br />
<strong>Berenberg</strong> <strong>Bank</strong> · HWWI: <strong>Strategie</strong> <strong>2030</strong> · Nr. 10<br />
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