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Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz

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St.Elisabethgemeinde als zentraler Ort für die Bewohner des Kiezes. Nach langem<br />

Ringen um die zukünftige Nutzung ist das Kirchengelände nun ausgewiesener Veranstaltungsort<br />

für Ausstellungen, Seminare und Werkstätten verschiedenster Art –<br />

häufig auch mit einem Bezug zum Kiez. Einen besonderen Platz nehmen die monatlich<br />

stattfindenden Konzertveranstaltungen ein – eine Initiative von „pro Lisbeth“.<br />

Die schon erwähnte Papageno-Grundschule, das überregional bekannte musische<br />

Bach-Gymnasium in der Rheinsberger Straße, das sich erfolgreich in die lokale Infrastruktur<br />

eingebunden hat, und die Musikschule Kids on Drums e.V. in der Brunnenstraße<br />

gestalten im Rotationsprinzip oder in Gemeinschaftsarbeit (z.B. das Kiezorchester)<br />

die beliebten Veranstaltungen mit Musik für Jung und Alt. Die Erlöse<br />

dieser Konzerte oder Mitmachaktionen wandern wiederum in Projekte, die sich an<br />

junge Musiker und Bands richten, wie z.B. die Bereitstellung von geeigneten Proberäumen<br />

im Gemeindehaus der St. Elisabethkirche. Es hat sich gezeigt, dass die integrativen<br />

Veranstaltungen mit „Mitmach“ - Charakter viele Bewohner des Viertels<br />

ansprechen und sich größter Beliebtheit erfreuen.<br />

Im Elisabethviertel zeigen sich heute auch die Vorteile der umwelt- und fahrradgerechten<br />

Umgestaltung. Kinder toben in den zu Spielstraßen umgestalteten Straßen<br />

(Elisabethstraße), die Hauptverkehrsachse Brunnenstraße wurde entschärft und mit<br />

Überquerungshilfen versehen. Auf dem Pappelplatz steht eine der neuerdings eingerichteten<br />

Fahrrad-Drive-By-Service-Stationen. Die Skaterbahn ist in die Brunnenstraße<br />

verlegt worden und zu einem Berlin-weiten Treffpunkt geworden.<br />

Diese positive Entwicklung und der damit verbundene Imagewandel hin zum grünen<br />

„Musikerviertel“ ist vor allem engagierten Bürgern zu verdanken, die sich aus eigenem<br />

Interesse zusammenschlossen und sich um die Belange des Kiezes kümmern.<br />

Wie bereits angedeutet, gelang es insbesondere den Haushalten mit Kindern, die<br />

untereinander im Viertel gut vernetzt waren, sich zu organisieren, ihre Interessen zu<br />

artikulieren und durchzusetzen. In verschiedenen Anhörungen und Bürgerbeteiligungen<br />

vermochte diese Gruppe häufiger, ihre Interessen gegenüber anderen Bewohnergruppen<br />

oder neuen Gewerbetreibenden im Gebiet durchzusetzen. Neben diversen<br />

Senatsbekenntnissen zum Interesse, junge Familien in den Innenstadtbezirken zu<br />

halten, lag dies sicher auch an einer institutionellen Neuentwicklung, nämlich der<br />

Wiederbelebung des Genossenschaftsmodells im Rahmen von Projekten in Parkanlagen<br />

und auf Grünflächen durch Elterninitiativen.<br />

Der ehemalige Mauerstreifen wurde, nachdem er lange eine mehr oder weniger sich<br />

selbst überlassene Brache war, zu einem „grünen Band“ das sich als Erholungspark<br />

quer durch die Stadt zieht. Nach und nach entwickelte sich der Elisabethkiez zu einer<br />

„grüne Oase“ für Familien.<br />

Das Elisabeth-Viertel wurde so vom ehemaligen Mauerrandgebiet zu einem angesagten<br />

Gebiet für etwas wohlhabendere Familien, Singles und junge Wohngemeinschaften.<br />

Die neue Bewohnerstruktur war insgesamt jünger, besser ausgebildet und sicher<br />

kamen auch viele Zuziehende aus dem früheren Bundesgebiet.<br />

Sicherlich gehörte nur ein Teil dieser Familien von ihren Einstellungen her zu der<br />

Gruppe, die mit dem Gedanken spielte, ein Eigenheim auf der Grünen Wiese zu<br />

erwerben. Trend verstärkend wirkte jedoch auch die sukzessive Senkung der Eigenheimzulage.<br />

Insbesondere die Haushalte mit Kindern können heute zu den Bewohnern gezählt<br />

werden, die eine hohe Gebietsbindung und Wohnzufriedenheit aufweisen. Nach und<br />

nach verbesserte sich neben dem schon immer günstigen Anbindung an den ÖPNV<br />

Geographisches Institut<br />

Gebhardt, D.; Schnur, O. (Hrsg.):<br />

Wohnmobilität und Lebensstile<br />

Arbeitsberichte Nr. 90, 2003

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