Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz
Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz
Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz
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Aufgrund der Äußerungen in den Interviews hat sich insbesondere hinsichtlich der<br />
Wahrnehmung des Gebietes ein interessantes Bild abgezeichnet. Der überwiegende<br />
Teil der Befragten legte demnach großen Wert darauf, ihre „ganz andere Mitte” von<br />
der übrigen Mitte abzugrenzen. Vor allem bei den Aussagen zu Kognition, Emotion<br />
und Wertung wurde deutlich, dass das Gebiet als ein positiv gewertetes Pendant zu<br />
der bekannten, „szenigen“ Mitte empfunden wird. Der Raum wird als „Nische zwischen<br />
Prenzlauer Berg und Mitte” gesehen, ruhig und zentral zugleich. Häufig standen<br />
für die Interviewten „schön und langweilig” in einem Kontext, denn das „Ruhige,<br />
Normale und Unspektakuläre” ist das, was das Gebiet für sie ausmacht. Am<br />
Ende waren es jene Interviews mit dem geschilderten Sachverhalt, denen ein hohes<br />
Maß an lokaler Identifikation zugesprochen werden konnte. Leichte Nuancen zeichneten<br />
sich nur bei der Art und Intensität der Aktionen im Viertel ab.<br />
Fehlte jedoch diese oben geschilderte Sichtweise, zog sich eine gewisse Gleichgültigkeit<br />
des Interviewten gegenüber dem Gebiet und den Bewohnern durch das gesamte<br />
Gespräch. Im Gegensatz zu dem mehrheitlich als angenehm empfundenen<br />
„kleinstädtischen Flair”, konnten sich zwei Interviewpartner damit überhaupt nicht<br />
identifizieren. Es ergab sich aber nicht nur im Hinblick auf Emotion, Kognition und<br />
Wertung die Einschätzung einer sehr geringen Ortsbindung. Es konnten bezogen auf<br />
ihre Partizipation am Kiezgeschehen ebenfalls keine positiven Bindungspotenziale<br />
bestimmt werden.<br />
Wie bereits erwähnt wurde, traten bei den Probandinnen mit einer hohen lokalen<br />
Identifikation nur im Bereich der Aktivitäten leichte Unterschiede auf. Im Folgenden<br />
soll daher noch einmal der Indikator „Aktion“ etwas detaillierter behandelt werden.<br />
Obwohl innerhalb des Untersuchungsrahmens Familien mit Kindern bis 14 Jahre<br />
vorgesehen waren, stellte es sich heraus, dass die deutliche Mehrheit (sieben von<br />
neun Interviews) Familien mit <strong>Klein</strong>st- und <strong>Klein</strong>kindern waren. Dieser Sachverhalt<br />
spielte für unsere Auswertung bezüglich Partizipation eine entscheidende Rolle, da<br />
in den unterschiedlichen Entwicklungsphasen einer Familie immer wieder neue Präferenzen<br />
in den Vordergrund rücken (vgl. 2.2.5). Es wurde deutlich, dass diese problemzentrierte<br />
Bewohnergruppe sehr sensibel auf das Kiezgeschehen reagierte. Bei<br />
den meisten mangelte es jedoch an dem weiteren Schritt vom Interesse zum Engagement.<br />
Dieser Mangel wurde jedoch meist mit familienbedingten Zeitengpässen<br />
begründet. Dort, wo es zu einer aktiven Teilnahme an kiezspezifischen Initiativen<br />
gekommen ist, betrafen diese - ganz die Präferenzen betreffend - ausschließlich die<br />
Interessen der Kinder.<br />
Angaben zu Wohndauer, Haushaltsgröße und -zusammensetzung wurden unter dem<br />
Indikator „Wohnbiographie“ berücksichtigt. Diese Informationen standen aber bei<br />
dem eigentlichen Bestimmungsprozess lokaler Identifikation nicht so stark im Vordergrund.<br />
Somit war es möglich, mittels einer Reflexion der Ergebnisse aus der<br />
Auswertung der anderen Indikatoren auf die Wohndauer eine zusätzliche Aussage<br />
über dessen Einflussfaktor auf die raumbezogene Identität zu treffen. Wir kamen zu<br />
dem Ergebnis, dass es nicht zwangsläufig einen direkten Einfluss der Wohndauer auf<br />
die Ortsbindung geben muss. Innerhalb unserer Untersuchung gab es sowohl ein<br />
Beispiel mit langer Wohndauer und geringer emotionaler Bindung als auch umgekehrt.<br />
Ein Interview ist hier separat zu erwähnen. Es handelt sich nicht so sehr um einen<br />
Sonderfall, als vielmehr um einen für ein Sanierungsgebiet eher typischen Sachverhalt.<br />
Der Gesprächverlauf der Interviewten wurde von ihren negativen Schilderungen<br />
bezüglich der sanierungsbedingten Gebietsveränderung innerhalb der letzten<br />
zwei Jahre dominiert. Ihren Aussagen nach zu urteilen, konzentriert sich ihre wach-<br />
Geographisches Institut<br />
Gebhardt, D.; Schnur, O. (Hrsg.):<br />
Wohnmobilität und Lebensstile<br />
Arbeitsberichte Nr. 90, 2003<br />
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