Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz
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aren Immobilien auf die besser kontrollierbaren Individuen zu verlagern. Statt also<br />
allgemein günstigen Wohnraum anzubieten setzte man auf die direkte Unterstützung<br />
nachweislich Einkommensschwacher Haushalte.<br />
2.1.4 Veränderung von Angebot und Nachfrage auf dem Berliner<br />
Wohnungsmarkt<br />
2.1.4.1 Entwicklung bis 1990<br />
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges war die Berlins Bausubstanz stark zerstört.<br />
Die Priorität galt dem schnellen Wiederaufbau der Stadt, um Wohnraum, auch für<br />
die aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten drängende Bevölkerung, zu schaffen.<br />
So verwundert es nicht, dass sich die Wohnungsbauentwicklung besonders bis in die<br />
70er Jahre im Ost- und Westsektor ähneln.<br />
Als Sonderzone der BRD und Besatzungszone der drei Westalliierten nahm Westberlin<br />
eine Sonderstellung als „Prestigeobjekt” ein. Aufgrund seiner nun geographisch<br />
und damit auch wirtschaftlich ungünstigen Lage, wurde es zum Ziel enormer<br />
Unterstützungen seitens der Bundesrepublik. Dies führte auch auf dem Wohnungsmarkt<br />
zu einer starken staatlichen Förderpolitik, ähnlich wie im Ostteil der Stadt.<br />
Der freie marktwirtschaftliche Wettbewerb wurde somit nahezu ausgeschalten.<br />
Wohnungsneubau war damit in Ost- und Westberlin das Ergebnis staatlicher Versorgungspolitik.<br />
Kennzeichnend für die erste Phase des Wiederaufbaus im Westteil war die vor allem<br />
in den 60er Jahren angewandten Kahlschlagsanierungen. Hier wich die zerstörte<br />
Altbausubstanz im großen Stil völlig neuen Bauformen. Zusätzlich entstanden bis in<br />
die 70er Jahre hinein neue Trabantenstädte, wie die Gropiusstadt in Neukölln oder<br />
das Märkische Viertel in Reinickendorf. Ein weiteres Merkmal für die neu entstanden<br />
Wohnungen war bis in die späten 80er Jahre hinein der hohe Anteil des sozialen<br />
Wohnungsbaus (LBS, 2002: S.14).<br />
Erst relativ spät richtete sich das Auge der Stadtentwicklung auf die Altbaubestände;<br />
Abrissstrategien wurden von der „Behutsamen Stadterneuerung” abgelöst (LBS,<br />
2002: S.12). Mit Hilfe von staatlichen Sanierungsmitteln versuchte man die Attraktivität<br />
ausgewählter Altbaukieze zu steigern. Zusätzlich hielt man die Politik der<br />
Mietpreisbindung bis in die späten 80er Jahre aufrecht, was zu einem günstigen<br />
Mietniveau in diesem Sektor führte.<br />
Die Folge des staatlichen subventionierten Angebots an preiswerten Mietwohnungen,<br />
gepaart mit hohen Grundstückskosten und geographisch begrenzter Ausbreitungsmöglichkeit,<br />
war ein sehr geringer Anteil an Eigentumsbildung auf dem Wohnungsmarkt,<br />
vergleichbar mit dem im Ostteil.<br />
Der Wohnungsbau in der DDR war fast vollständig Sache des Staates. Demzufolge<br />
wurde er sehr stark durch das politische Leitbild geprägt (LBS, 2002: S.11). Charakteristisch<br />
für die 50er und 60er Jahre war vor allem der innerstädtische Neubau in<br />
Großblockbauweise. Im Zeitverlauf wurde dieser immer weiter rationalisiert, so dass<br />
die 70er und 80er Jahre besonders durch den industriellen Plattenbau am Stadtrand<br />
gekennzeichnet waren. Von den seit Anfang der 50er bis Ende der 80er Jahre gebauten<br />
320000 Wohnungen, wurden allein 270000 im Plattenbaustil errichtet (Krätke,<br />
Borst, 2000: S.165). In den bestehenden Wohnungsbestand wurde weit länger<br />
und ausgeprägter als in Westberlin fast gar nicht investiert. Daraus resultierend wurden<br />
immer mehr Wohnungen des Altbaubestandes in der Kernstadt unbewohnbar,<br />
Geographisches Institut<br />
Gebhardt, D.; Schnur, O. (Hrsg.):<br />
Wohnmobilität und Lebensstile<br />
Arbeitsberichte Nr. 90, 2003<br />
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