Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz
Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz
Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz
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4.2.4 Bewohnerstrukturen und Lebensstile<br />
Beginnend mit einer kurzen Deskription des Zeitraums bis 1990, wird danach die<br />
Situation Anfang 2003 und der damit verbundene Wandel dargestellt. Abschließend<br />
sollen Hypothesen bezüglich des Lebensstils und der Bewohnerstruktur synthetisiert<br />
werden.<br />
4.2.4.1 Lebensstile und Bewohnerstruktur vor 1990<br />
Die Alterstruktur war vor 1990 relativ gut durchmischt, es waren alle Generationen<br />
vertreten. Im Gegensatz zur damaligen durchschnittlichen Westberliner Alterstruktur<br />
war der Chamissokiez relativ jung. Es lebten viele junge Menschen (Kinder, Jugendliche<br />
und Twens (ab Ende 70er, Anfang 80er) und einige ältere Bewohner (über 50<br />
Jahre) im Viertel. Menschen in den „mittleren” Jahren waren, dem Eindruck der<br />
Interviewten folgend, unterrepräsentiert.<br />
Der verhältnismäßig hohe Anteil der Immigranten an der Gesamtbewohnerschaft<br />
und deren Engagement im gesellschaftlichen Leben macht es möglich, über diesen<br />
Kiez als einen multinationalen und multikulturellen Kiez zu sprechen. Innerhalb der<br />
ausländischen Bewohnerschaft stellten die türkische Einwohner die Majorität dar.<br />
Der Anteil der Familien an der Gesamtbewohnerschaft schien auch vor 1990 relativ<br />
hoch gewesen zu sein. Es existierten neben Kernfamilien auch Großfamilien (besonders<br />
solche türkischer Abstammung) und durchmischte Familien. Die Mieten sind im<br />
Westberliner Vergleich relativ niedrig gewesen, was auch finanziell schwächer dastehenden<br />
Menschen erlaubte hier zu wohnen (Bewohnerinterview Chamissoplatz<br />
03). Neben der „normalen” Durchschnittsbevölkerung zogen die günstigen Wohnbedingungen<br />
und das gute gesellschaftliche Klima auch moderne Performer und Experimentalisten<br />
(Hausbesetzer, Künstler) an, welche auch dem kulturellen Leben des<br />
Kiezes ihren Stempel aufdrückten. Neben expressiv Vielseitigen, welche vielleicht<br />
neben dem Nicht-Wehrdienst aus verschiedensten Gründen nach Berlin gekommen<br />
sein könnten, waren einige andere Lebensstilgruppen vertreten (nach der Spellerbergschen<br />
Abgrenzung): sozial Engagierte, was viele Initiativen belegen, vielseitig<br />
Aktive, einfach Lebende und arbeitsorientiert Häusliche, insbesondere türkischer<br />
Abstammung.<br />
4.2.4.2 Aktuelle Entwicklung der Sozialstrukturen und Lebensstile<br />
Die bereits vor 1990 herrschende durchmischte Alterstruktur blieb leicht verändert<br />
zwischen 1990 und 2003 bestehen, es sind alle Generationen vertreten. Der Anteil<br />
der Personen im höheren Alter hat sich zu Gunsten des etwas gesetzteren, mittleren<br />
und ganz jungen Bereichs (<strong>Klein</strong>kinder) verändert. („Immer mehr werden es Leute<br />
wie wir letztendlich.” „Mittelalter mit Kindern” (Bewohnerinterview Chamissoplatz<br />
03), „viele 30-somethings” (Bewohnerinterview Chamissoplatz 02). Die meisten<br />
Familien bestehen aus Mutter, Vater und zwei Kindern; in immigrierte Familien<br />
leben oft mehr als zwei Kinder.<br />
Der Trend der verschiedenen Staatsangehörigkeiten hat sich konsolidiert, den<br />
Hauptanteil machen deutsche Familien aus. Es wohnen aber auch viele Familien mit<br />
südeuropäischen, besonders türkischen Wurzeln hier. Der Kiez ist multikulturell<br />
geprägt. Die Bevölkerungsstruktur ist ethnisch und kulturell vielfältig. Abgesehen<br />
von einigen wenigen unterschwelligen Ressentiments gegenüber Jugendlichen türkischer<br />
Herkunft, scheint der Kiez tolerant gegenüber anderen Nationalitäten zu sein<br />
Geographisches Institut<br />
Gebhardt, D.; Schnur, O. (Hrsg.):<br />
Wohnmobilität und Lebensstile<br />
Arbeitsberichte Nr. 90, 2003<br />
Ralf Krüger<br />
Dietmar Richter<br />
Stefan Siegemund