Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz
Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz
Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz
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Höhenunterschied von 14 m. Innerhalb der Grundstücke gibt es teils Geländeunterschiede<br />
von bis zu 7 m. Die Blockstruktur fällt daher kleiner als „berlin-typisch” aus,<br />
und auch die ansonsten so stringente hobrecht'sche Straßenführung musste der Geländeformation<br />
unterliegen. Doch selbst bei der kleineren Wohnblockstruktur konnte<br />
nicht auf Stützmauern verzichtet werden. Die kurzen Straßenverläufe wie Nostiz-<br />
und Kopisch- sowie Schenkendorf- und Kloedenstraße resultieren ebenfalls aus dem<br />
gebietscharakteristischen Höhenunterschied.<br />
Die alten Baugesetze ließen eine sehr enge Bebauung zu, und so wurde jeder Quadratmeter<br />
am gewinnbringendsten bebaut. Neben den beengten, dunklen und schlecht<br />
durchlüfteten Hinterhöfen ist die Bebauung auf dem Geländestreifen zwischen Mehringdamm<br />
und der Straße Am Tempelhofer Berg ein weiteres passendes Beispiel für<br />
die (damalige) Bodenvermarktung. Das Grundstück erwies sich als zu schmal für<br />
eine typische Bebauung mit Vorderhaus, Seitenflügel und Hinterhaus. Bei Betrachtung<br />
der Gebäude von der Straße Am Tempelhofer Berg aus, erschließt sich einem<br />
daher das Bild einer etwas eigenwilligen Bebauung von Vorderhäusern mit Teilen<br />
der Seitenflügel und fehlenden Hinterhäusern.<br />
Abbildung 15: Höhenunterschiede am Block Tempelhofer Berg / Mehringdamm.<br />
Eigene Aufnahme<br />
Die Bebauung des Gebietes setzte 1880 an der Ecke Mehringdamm/Bergmannstraße<br />
ein und erstreckte sich bis 1885 ostwärts zwischen Bergmannstraße und Arndtstraße<br />
(bis auf den Block zwischen Schenkendorf- und Friesenstraße) bis zum Dreifaltigkeitsfriedhof.<br />
Die Bebauung rund um den Chamissoplatz und weiter in südlicher<br />
Richtung bis zur Schwiebusser Straße erfolgten erst nach 1890. Bis 1909 war das<br />
Gebiet mit dem Typus der Berliner Mietskaserne mit Vorderhaus, Seitenflügel und<br />
Quergebäude/ Hinterhaus vollständig bebaut. Während die Hanglage bei der Bebauung<br />
keine Quergebäude zuließ, ist erst wieder am südlichen Rand des Gebietes, entlang<br />
der Fidicinstraße in südlicher Richtung aufgrund der Hochplateau-Lage eine<br />
tiefere Bebauung möglich. Mehrere Häuser in der Fidicinstraße erlauben sogar einen<br />
Durchgang durch meist zwei Hinterhäuser zur Schwiebusser Straße.<br />
Die Wohnungen der überwiegend fünfgeschossigen Mietshäuser besaßen in den<br />
Vorderhäusern überwiegend Innentoiletten und Bäder und entsprachen den Wohnstandards<br />
des zahlungskräftigeren Mittelstandes. Während die Häuser größtenteils<br />
nach Einheitsgrundrissen entstanden sind, durften die Bauherren bei der Fassadengestaltung<br />
mit Einfluss nehmen. Die dadurch entstandene Vielfalt der wilhelminischen<br />
Stuckfassaden ist bis heute erhalten geblieben und prägt den Charakter des<br />
Geographisches Institut<br />
Gebhardt, D.; Schnur, O. (Hrsg.):<br />
Wohnmobilität und Lebensstile<br />
Arbeitsberichte Nr. 90, 2003