Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz
Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz
Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz
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2.3.1.3 Mikromilieus<br />
Wie bei den Makromilieus geht es auch bei den Mikromilieus um Lebensstile und<br />
Lebensstilgruppen. Es ist aber wesentlicher Teil der Mikromilieus, dass die Mitglieder<br />
innerhalb einer Gruppe miteinander in unmittelbarem Kontakt stehen, wie es der<br />
Fall ist bei Familien, Kollegenkreisen, Jugendgruppen oder Nachbarschaften (Keim<br />
1998: S.153), um nur ein paar Beispiele zu nennen. Außerdem betreffen Mikromilieus<br />
stärker Art und Grad des Zusammenhangs zwischen (Wohn-) Gebiet und Bevölkerungsgruppe.<br />
Ist beispielsweise die in einem Viertel wohnende Bevölkerung<br />
eher eine homogene oder heterogene Gruppe? Warum findet sich diese Gruppe gerade<br />
an diesem Ort zusammen?<br />
Wie oben bereits erwähnt, lassen sich Mikromilieus in lokale Wohnmilieus und moderne<br />
mobile Wahlmilieus unterteilen.<br />
Lokale Wohnmilieus<br />
Bei lokalen Wohnmilieus handelt es sich um Wohnviertel, in denen eine relativ homogene<br />
Nachbarschaft vorliegt. Die Bewohner dieses Wohnviertels ähneln sich sehr<br />
stark in ihren Vorlieben und Ansichten, in ihren Lebensstilen und -gewohnheiten.<br />
Ein wesentliches Merkmal lokaler Wohnmilieus besteht zudem darin, dass die Bewohner<br />
untereinander in unmittelbarem persönlichen Kontakt stehen und sich kennen.<br />
Es existiert in der Regel ein dichtes soziales Netz in einem solchen Viertel.<br />
Über das Zusammenwirken von Gesellschaft und Raum in solchen Gebieten existieren<br />
zwei gegensätzliche Betrachtungsweisen.<br />
Sozialwirksame Raumstruktur:<br />
Der Ansatz der sozialwirksamen Raumstruktur geht davon aus, dass die räumlichen<br />
Gegebenheiten eines Gebietes prägende Wirkung für die dort lebenden Personen<br />
ausübt, sowohl auf die einzelne Person selbst, als auch auf ihre Beziehung zu den um<br />
sie herum lebenden Personen.<br />
So kann beispielsweise das Angebot von individuell und kollektiv zu nutzenden<br />
Einrichtungen in einem Wohnviertel dazu beitragen, dass Aktivitäten initiiert werden<br />
und die benachbarten Bewohner so die Gelegenheiten haben, sich zu begegnen,<br />
was natürlich die Kommunikation fördert. Dies kann zu näheren Bekanntschaften<br />
und Freundschaften führen.<br />
Des weiteren hat die Verteilung und Anordnung dieser Nutzungsangebote im Viertel<br />
Auswirkungen auf sogenannte „passive Kontakte”. Wenn die Wegeführung innerhalb<br />
eines Quartiers so angelegt ist, dass die Bewohner immer wieder die gleichen<br />
Wege benutzen, so begegnet der Einzelne automatisch immer wieder den gleichen<br />
Personen. Das führt letztendlich dazu, dass ihm die Bewohner seines Viertels zunächst<br />
schon mal vom sehen her bekannt sind. Dies kann zu einer zunehmenden<br />
Identifikation mit dem Wohnviertel führen, weil neben den Orten nun auch die Personen<br />
vertraut werden.<br />
Auch ist es wichtig für den Bewohner eines Wohnviertels, dass die Umgebung mit<br />
besonderen (optischen) Merkmalen ausgestattet ist. Solche Merkmale können aus<br />
markanten Häuserfassaden, Litfasssäulen oder auch einer Grün- oder Spielplatzfläche<br />
bestehen. Zum einen hebt sich dadurch das eigene Viertel von anderen ab. Die<br />
Merkmale können symbolische Bedeutung für das Quartiersleben bekommen. Zum<br />
anderen fördern sie als Marken im Straßenbild eine bessere Orientierung. Mit einer<br />
guten Orientierung im eigenen Viertel und guter Kenntnis des Viertels wird eine<br />
Geographisches Institut<br />
Gebhardt, D.; Schnur, O. (Hrsg.):<br />
Wohnmobilität und Lebensstile<br />
Arbeitsberichte Nr. 90, 2003<br />
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