Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz
Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz
Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
großen Hausverwaltungen mit Bestand im Elisabethviertel. Die Vermarktung findet<br />
offensichtlich auf einem anderen Weg statt. Eine innerhalb der vorliegenden Studie<br />
durchgeführte Analyse des Immobilienmarkts betreffs Anzeigen in Tageszeitungen<br />
und auf Internetseiten ergab, wenn auch in der Anzahl spärlich, aufschlussreiche<br />
Resultate. Angebotene Wohnungen waren durchweg saniert. Geworben wurde mit<br />
Attributen wie hell, „Topzustand”, Erstbezug nach Sanierung, interessanterweise<br />
nicht mit „ruhig” oder kaum mit „verkehrsgünstig”. Zur Ausstattung lässt sich feststellen,<br />
dass Einbauküche und abgezogene Dielen offensichtlich Standard sind. Auch<br />
die Bäder sind zum größten Teil mit Wanne oder sogar mit Wanne und Dusche ausgestattet.<br />
Viele Wohnungen wurden mit Balkons angeboten, diese sind, wie wir uns<br />
vor Ort überzeugen konnten, teilweise nachträglich mit Metallrahmenkonstruktionen<br />
vorgestellt worden. Dass keine Wohnungen aus dem unsanierten Bereich angeboten<br />
werden, deutet darauf hin, dass die Methode des „Leerwohnens” immer noch praktiziert<br />
wird, oder dass die Mieter in diesen Objekten solange als möglich an den im<br />
Verhältnis zum Standort und Mietpreis sehr günstigen Wohnungen festhalten. Die<br />
geringe Anzahl an Wohnungsanzeigen spiegelt offensichtlich die nur punktuelle<br />
Instandsetzung und Modernisierung der Häuser wider. Da es keinen großen zentralen<br />
Sanierungsträger gibt, finden Modernisierungen ungesteuert nach dem Ermessen und<br />
der finanziellen Lage der Privateigentümer statt.<br />
Um die Belange der Bewohner kümmert sich das vom Land finanzierte Büro für<br />
stadtteilnahe Sozialplanung (BfsS). Zu seinen Aufgaben gehört die Überwachung<br />
der Umsetzung der Sanierungssatzung im Sanierungsgebiet. Inwieweit dies erfolgreich<br />
ist, muss insofern angezweifelt werden, als dass mit dem Wegfall der staatlichen<br />
Fördergelder nur noch mit privaten Mitteln gearbeitet wird. Nach Aussagen der<br />
Mieterberatung im Frauentreff „Brunnhilde” setzen sich die Eigentümer allzu oft<br />
über die in der Sanierungssatzung von 1994 festgelegten Leitsätze der Stadterneuerung<br />
hinweg, und dies besonders in den Punkten, in denen es um eine behutsame<br />
Entwicklung (aus dem Bestand heraus) und um die sozialverträgliche Gestaltung, die<br />
sich an den Betroffenen orientieren soll, geht.<br />
4.3.1.4 Ausblick<br />
Bisher sind öffentliche Fördermittel fast ausschließlich in die Instandsetzung und<br />
Modernisierung von Wohnungen geflossen. Gegenwärtig ändert sich dies zugunsten<br />
der öffentlichen Infrastruktur und Wohnumfeldverbesserung. Auch sollen in Zukunft<br />
die seit langem geplanten Kinderspielplätze angelegt werden, um die Attraktivität<br />
für Familien zu fördern. Eine Skaterbahn am Pappelplatz wurde Ende Januar 2003<br />
eingeweiht. Auch die Sanierung des Schulgebäudes ebendort ist geplant. Der Vorteil<br />
des Gebietes liegt in seinem Image als Wohnbezirk, d.h. es gibt keine so hohe Lärmbelastung<br />
durch Gastronomie wie etwa um den Kollwitzplatz. Weiterhin entstehen<br />
viele begrünte Hinterhöfe, die sich als sichere Spielareale für Kinder eignen. Gelingt<br />
es nicht die bestehenden Defizite in der öffentlichen Infrastruktur und des Wohnumfeldes<br />
in absehbarer Zeit zu beheben, werden die vorhandenen Familien das Gebiet<br />
wieder verlassen. Werden die Defizite andererseits behoben, wird es einen Mangel<br />
an genügend großen Wohnungen für Familien geben. Hier bietet sich die Chance bei<br />
noch nicht modernisierten Häusern über größere Wohnungsgrundrisse nachzudenken.<br />
Geographisches Institut<br />
Gebhardt, D.; Schnur, O. (Hrsg.):<br />
Wohnmobilität und Lebensstile<br />
Arbeitsberichte Nr. 90, 2003<br />
91