28.01.2013 Aufrufe

Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz

Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz

Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

74<br />

Objekte zu maximieren und die Marktbedürfnisse, z.B. unterschiedlicher Lebensstilgruppen<br />

zu erfassen, um Objekte gewinnbringend zu vermarkten. Öffentliche Akteure<br />

des Wohnungswesens, etwa städtische Wohnungsbaugesellschaften, geraten zunehmend<br />

unter wirtschaftlichen Druck und unterliegen einem Transformationsprozess<br />

hin zu einer stärker unternehmerischen Strukturierung. Der Anteil der mehr<br />

oder weniger durch die öffentliche Hand kontrollierten Wohnungen nehmen z.B.<br />

durch Verkäufe oder den Rückgang des sozialen Wohnungsbaus in Berlin kontinuierlich<br />

ab.<br />

Die Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik auf städtischer, Landes- oder Bundesebene<br />

ist als Rahmen für die Bewohnergruppen als auch für Hauseigentümer,<br />

Makler etc. relevant. Die aktuelle Diskussion um den Abbau der Eigenheimzulage<br />

und erwartete Effekte für Familien in der Innenstadt (siehe Kapitel 5) ist nur ein<br />

Beispiel. Bestimmte Zielvorgaben städtischer Politik werden auf dieser Ebene definiert<br />

und mit ausgewählten Instrumenten bearbeitet. Es geht dabei um Fragen wie:<br />

Ist Berlin eine Mieterstadt, ein Unternehmen, eine Kinder- oder autofreundliche<br />

Stadt, eine Stadt, die sich an den Bedürfnissen von Urbaniten oder Touristen orientiert,<br />

eine soziale oder solidarische Stadt? Zu den Stadtpolitiken gehören auch Territorialisierungen<br />

wie die Ausweisung von Sanierungs-, Milieuschutz- oder Quartiersmanagement-Gebieten<br />

mit besonderen Restriktionen oder Fördermöglichkeiten<br />

für bestimmte Akteursgruppen.<br />

Die Bewohnerstruktur eines Gebietes lässt sich mittels klassischer Schichtungs-,<br />

demographischer oder ethnischer Merkmalen der Bevölkerung beschreiben. In diesen<br />

„sozialen Aggregatzuständen“ ist die Bewohnerstruktur zum Beispiel im Hinblick<br />

auf Konzentrationen der „drei As“ (Arbeitslose, Alte, Ausländer) vorwiegend<br />

in Innenstadtgebieten problematisiert worden. Die Gruppe jüngerer Familienhaushalte<br />

spielt in Berlin seit dem Entstehen der Suburbanisierungsoption nach dem Fall der<br />

Mauer eine zunehmende Rolle in den stadtentwicklungspolitischen Diskursen Berlins.<br />

Lebensstilgruppen (siehe 2.3) erlauben potenziell feinere Differenzierungen<br />

der Bevölkerungszusammensetzung (Dangschat 1997). Die Abgrenzung von Lebensstilgruppen<br />

ist aber nicht unproblematisch: Sie erfordert einen größeren Aufwand,<br />

nämlich die Generierung von Daten jenseits der amtlichen Statistik durch eigene<br />

Erhebungen. Abgesehen davon ist durchaus umstritten, inwieweit Lebensstilgruppen<br />

jenseits ihrer Existenz als statistisch generierte Artefakte auch im städtischen Raum<br />

als Gruppen auftreten und Binnenkommunikation unter ihren Mitgliedern miteinander<br />

verbunden sind.<br />

Medien sind in ihrer reflexiven Bezogenheit auf die Mediennutzerinnen und -nutzer<br />

am Prozess der Bedeutungszuweisung an Raumausschnitten beteiligt. Als Tageszeitungen<br />

oder Stadtmagazine funktionieren sie in den meisten Fällen primär über den<br />

Absatz von Werbung/ Anzeigenplatz, müssen sich dazu aber über den redaktionellen<br />

Teil verkaufen. Berichterstattung über Orte gehört zum Teil der journalistischen<br />

Praxis, denn Nachrichten müssen verortet werden. Positive Berichterstattung oder<br />

das Gegenteil, stigmatisierende Berichterstattung, ist auch eine Form der Produktion<br />

städtischen Raumes. Sie erfolgt zumeist aus der Mittelklasseperspektive und gibt<br />

durch die Erzeugung oder Perpetuierung von Bedeutungen Individuen Orientierungen<br />

für ihr Navigieren in der Stadt.<br />

Zu den Grundmustern sozial-räumlicher Prozesse gehört die Segregation zwischen<br />

verschiedenen Gruppen. Sie gründet auch auf der Vorstellung, dass sich Menschen<br />

von anderen Menschen, die zu ihnen soziale Distanz aufweisen, auch räumlich distanzieren<br />

wollen (Bourdieu 1991). Da es (noch) nicht soweit gekommen ist, dass die<br />

Geographisches Institut<br />

Gebhardt, D.; Schnur, O. (Hrsg.):<br />

Wohnmobilität und Lebensstile<br />

Arbeitsberichte Nr. 90, 2003

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!