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Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz

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(Bewohnerinterview Chamissoplatz 01), was nicht automatisch mit guter Integration<br />

in den Kiezalltag oder Identifikation mit dem Kiez seitens der ausländischen Bevölkerung<br />

gleichzusetzen ist (Interview Druckschn, Wegs 2003).<br />

Der Anteil der Familien ist in den letzten Jahren gestiegen. Derzeit sind 40% der<br />

Wohnungen an Familien vermietet (Interview Druckschn, Wegs 2003). Die ursprünglich<br />

angestammte Bewohnerstruktur hat sich nicht verändert, sie ist lediglich<br />

älter geworden und hat durchschnittlich zwei Kinder bekommen (vertretene Familien<br />

sind hauptsächlich junge Kernfamilien, aber auch Restfamilien, Großfamilien<br />

(meist türkischer Menschen), durchmischte Familien und Alleinerziehende). Junge<br />

Familien mit durchschnittlich zwei Kindern sind auch die Hauptnachfrager nach<br />

Wohnraum (ebd.).<br />

Menschen die nicht aus Kreuzberg stammen, sind in den meisten Fällen aus Restberlin<br />

(primär westlicher Teil) oder aus dem Alt-Bundesgebiet zugezogen. Der Großteil<br />

der Chamissokiezbewohner lebt jedoch schon länger hier. Einige Personen sind zwischenzeitlich<br />

in andere Bezirke Berlins gezogen (z.B. nach der Wende in die „In”-<br />

Bezirke Prenzlauer Berg und Friedrichshain), danach aber wieder zurückgezogen.<br />

Der Kiez ist mit den Bewohnern gealtert, bzw. langsam gewachsen (im Gegensatz<br />

zum Prenzlauer Berg). Ein Wegzug aus dem Chamissokiez würde für viele ein Wegzug<br />

aus Berlin bedeuten.<br />

Mit dem Eintritt in eine neue Lebensphase, beginnende Berufsausübung, verändert<br />

sich das Einkommensverhältnis dementsprechend. Derzeit leben viele gut situierte,<br />

„gesetzte” Menschen im Kiez, die relativ gut bezahlten Tätigkeiten nachgehen (u.a.<br />

Lehrer, Angestellte, Beamten). Viele Personen haben Abitur oder sind Akademiker<br />

und sind wirtschaftlich relativ abgesichert. Neben denjenigen sind „ein paar neue<br />

Leute mit Geld” (Bewohnerinterview Chamissoplatz 01) in den Kiez gezogen.<br />

Das Angebot der zahlreichen Einzelhändler des tertiären Bereiches spiegeln die gesteigerte<br />

Nachfrage nach höherwertigen Produkten von Menschen mit gesichertem<br />

Einkommen wider, was auch zu einer überlokalen Nachfrage führt. Der Chamissokiez<br />

zieht nicht nur durch seine Einzelhändler mit überregionaler Bedeutung in der<br />

Bergmannstraße, sondern auch durch seinen Szenecharakter und junges, vitales<br />

Image auch internationales Publikum an (Interview Druckschn, Wegs 2003).<br />

Es sind „alle Dienstleister des täglichen Bedarfs vor Ort”, es besteht ein „ausgezeichneter<br />

Branchenmix.” Laut Experten des Stadtplanungsamtes wurden „nur ”störende”<br />

also lärmende Gewerbe vertrieben und kleine Läden bevorzugt.” (Interview<br />

Schubert, Arnold 2003). Die Annahme der „Tante-Emma-Läden” durch die Bewohnerschaft<br />

und die hohe Anzahl von „Spezialitäten-Läden” des Dienstleistungssektors,<br />

lässt auf ein Einkaufsverhalten schließen, bei dem es nicht in erster Linie um<br />

preisgünstiges, sondern atmosphärisch-angenehmes Einkaufen geht. Dieser Eindruck<br />

wird vor dem Hintergrund des insgesamt gestiegenen Preisniveaus des Kiezes verstärkt.<br />

Die Schulen und Bildungseinrichtungen werden von den Interviewten unterschiedlich<br />

bewertet, die Skala reicht von „nicht akzeptabel” bis „wir sind wegen der Schule<br />

hergezogen.” (Bewohnerinterview Chamissoplatz 02). Die Ansprüche oder die<br />

Wahrnehmungen scheinen in diesem Punkt auseinander zu gehen.<br />

Der Zufriedenheitsgrad ist insgesamt sehr hoch. Mehrheitlich gestellte Wohnungskriterien<br />

wie: genügend Helligkeit, wenig bis gar kein Lärm werden in der Regel<br />

erfüllt. Einigen Einwohnern ist das kulturelle Angebot jedoch nicht ausreichend<br />

genug. „Die Jüterborger ist wie ein Elfenbeinturm, schön hell und sonnig, aber einfach<br />

zu ruhig und abgeschieden.” (Bewohnerinterview Chamissoplatz 03).<br />

Geographisches Institut<br />

Gebhardt, D.; Schnur, O. (Hrsg.):<br />

Wohnmobilität und Lebensstile<br />

Arbeitsberichte Nr. 90, 2003<br />

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