28.01.2013 Aufrufe

Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz

Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz

Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

96<br />

sende Unzufriedenheit und schwindende Ortsbindung insbesondere auf das eigene<br />

Mehrfamilienhaus, den Wechsel des Eigentümers und den mietpreisbedingten Bewohnerwechsel.<br />

Es wurde hierbei deutlich, wie wichtig eine mehr oder weniger konstante<br />

und intakte Nachbarschaft für den Einzelnen ist.<br />

4.3.4 Bewohnerstruktur und Lebensstile<br />

4.3.4.1 Situation vor 1990<br />

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges entwickelten sich die beiden Stadthälften<br />

Berlins völlig unterschiedlich. Besonders betroffen vom den ideologisch getrennten<br />

Entwicklung waren die Gebiete in unmittelbarer Grenznähe. Gab es früher über die<br />

Brunnenstraße einen kulturellen Austausch und Händlerbeziehungen zwischen den<br />

Stadtteilen Mitte und Wedding, so ließ dieser infolge zunehmender Abschottung<br />

seitens der DDR in Richtung Westen immer mehr nach. Mit Beginn des Mauerbaus<br />

im Jahr 1961 kamen die persönlichen zwischenmenschlichen Beziehungen zum<br />

Westteil völlig zum Erliegen. Konnte bis dahin z.B. die Versöhnungskirche unmittelbar<br />

am Grenzstreifen, der damaligen Bernauer Str. 4, noch von Gemeindemitgliedern<br />

aus Ost und West genutzt werden, so war dies nun nicht mehr möglich.<br />

Als Ergebnis befand sich das Elisabethviertel nun zwar noch in der Mitte Ostberlins,<br />

aber gleichzeitig bekam es den Charakter eines Randgebietes in unmittelbarer Grenzlage.<br />

Aus diesem Grund wurde es mit zunehmender Zeit und zunehmender der Vernachlässigung<br />

des Gebäudezustandes immer unattraktiver.<br />

Für die Bevölkerungszusammensetzung hatte dies unmittelbar nach dem Krieg kaum<br />

Folgen, da Wohnraum knapp und die Aufräumarbeiten des verlorenen Krieges noch<br />

im vollen Gange waren. Mit der Zeit sowie der Fertigstellung neuer Stadtteile (Lichtenberg,<br />

Marzahn, Hohenschönhausen, Hellersdorf) und der damit verbundenen neuen<br />

Wohnformen, wurde es auch für DDR-Verhältnisse ein eher ärmlicher Bereich,<br />

der jüngere Leute wie Studenten anzog, die sonst kaum Chancen auf dem Wohnungsmarkt<br />

hatten (Interview Dubrau, Preuß 2003). Allerdings muss in diesem Kontext<br />

betont werden, dass man hier nicht von einer Trennung in arm und reich aus<br />

heutiger Sicht ausgehen darf, da die Einkommen viel weniger divergierten, das Angebot<br />

an entsprechenden „Luxusartikeln” gering ausfiel und die kommerziellen und<br />

kulturellen Entfaltungsmöglichkeiten eines einzelnen Individuums letztendlich eingeschränkt<br />

blieben.<br />

Infolge dessen ist es auch kaum möglich einzelne Lebensstile zu lokalisieren, da alle<br />

Schichten der Bevölkerung im Gebiet lebten, die zusammen eine homogene Bevölkerungsstruktur<br />

bildeten. Dies trifft demzufolge auch auf die Familienstruktur zu, die<br />

einen sowohl von der Größe als auch dem Alter stark gemischten Charakter annahm.<br />

Der geringe Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung ist charakteristisch für die<br />

gesamte DDR. Da die ein Grossteil der Ausländer aus „sozialistischen Bruderländern“<br />

stammte und nur für eine bestimmte Zeit in der DDR, entweder als Gastarbeiter<br />

oder zu Ausbildungszwecken, tätig war, kam es kaum zu Vermischungstendenzen<br />

mit der ortsansässigen Bevölkerung. „Gefördert” wurde dies durch die Unterbringung<br />

von gesamten ausländischen Bevölkerungsgruppen in bestimmten Ortsteilen<br />

oder gar einzelnen Wohnkomplexen, was zu gravierenden Problemen in den Wendejahren<br />

mit den traurigen Beispielen Hoyerswerda und Rostock führte.<br />

Geographisches Institut<br />

Gebhardt, D.; Schnur, O. (Hrsg.):<br />

Wohnmobilität und Lebensstile<br />

Arbeitsberichte Nr. 90, 2003<br />

Ralf Krüger<br />

Dietmar Richter<br />

Stefan Siegemund

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!