Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz
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auch die Einkaufs- und Naherholungsqualitäten des Viertels, was insbesondere den<br />
Haushalten mit Kindern entspricht.<br />
Geographisches Institut<br />
Gebhardt, D.; Schnur, O. (Hrsg.):<br />
Wohnmobilität und Lebensstile<br />
Arbeitsberichte Nr. 90, 2003<br />
107<br />
Entsprechend hatte sich auch das Image des Gebiete, das von älteren Bewohnern in<br />
den 1990er Jahren noch durch „Penner, raues Klima auf der Straße, Besoffene,<br />
Krach, aggressive Stimmung“, „Asoziale“, „Geschrei, Flaschenschmeißen“ charakterisiert<br />
worden war, verändert. Die interessante Bevölkerungsmischung der ehemaligen<br />
Transitionszone am Mauerstreifen war damit allerdings auch passé. Zumindest<br />
für die Bewohner des Elisabethviertels war der Ende der neunziger Jahre<br />
auf dem Reißbrett entstandene neue Stadtbezirk Mitte aus den alten Stadtbezirken<br />
Mitte, Wedding und Tiergarten zu einem neuen Bezirk zusammengewachsen. Fragt<br />
man heute Passanten im Elisabethkiez nach der ehemaligen Grenze zwischen Mitte<br />
und Wedding, so erntet man zumeist ein Schulterzucken. Denkt man zehn Jahre zurück,<br />
so glaubt man in einem anderen Stadtviertel zu sein.<br />
5.2.2 Alternativszenario 2013<br />
Nach einem guten Start ins 21. Jahrhundert, gekennzeichnet durch Zuzüge junger<br />
Familien und Bevölkerungszuwachs durch Geburten sowie zuversichtliche Kiezbewertungen<br />
seitens der Bewohner, kann heute – etwa 10 Jahre später – von einer<br />
positiven Entwicklung des „Elisabethkiezes“ keine Rede mehr sein.<br />
Dabei ist der Sanierungsfortschritt im Kiez unübersehbar. Er ist allerdings vor allen<br />
Dingen auf das besonders starke Engagement privater Investoren zurückzuführen,<br />
für die vor allem die hervorragende citynahe Lage des Quartiers ausschlaggebend<br />
war. Nach dem Leerzug der Gebäude konnten Komplettsanierungen durchgeführt<br />
werden, wodurch ein besonders hoher technischer Ausstattungsgrad erzielt werden<br />
konnte.<br />
Der formellen Entlassung des Sanierungsgebietes Brunnenstraße im Jahr 2006 war<br />
ein langer Abgesang vorausgegangen, u.a. wurde stets das klägliche Verfehlen des<br />
Ziels eines Erhalts der Bevölkerungsstruktur kritisiert. Die offenbar auch stark finanzpolitisch<br />
motivierte Entlassung provozierte im Übrigen kaum Widerstand unter<br />
der Bewohnerschaft.<br />
Das Vakuum, das die staatlich geförderte Stadterneuerungspolitik hinterlassen hatte,<br />
wurde schließlich nach und nach durch privatwirtschaftliches Engagement ausgefüllt.<br />
Die um 2005 wieder stark zunehmende Bautätigkeit steht wohl auch in Zusammenhang<br />
mit dem verstärkten Einsickern neuer Dienstleister, speziell aus den Bereichen<br />
Werbung, Design und Architektur, die nicht selten über gute finanzielle Ressourcen<br />
verfügen und dem Gebiet nebenbei auch ein neues Image verpassten. Dadurch etablierte<br />
sich langsam eine finanzstarke Klientel innerhalb dieses Kiezes, die getreu<br />
dem Motto „Wohnen und Arbeiten in Mitte“ den Run auf die letzte Pionierfront in<br />
Mitte einläutete, nachdem der Rest der Mitte für diese Gruppe oft schon als „dicht“<br />
galt.<br />
Steigende Mieten, eine Verschärfung der Belastung durch den Autoverkehr im Gebiet<br />
und die Vernachlässigung der Infrastruktur im Erziehungs- und Bildungssektor<br />
scheint im Gegenzug zu einer steigenden Unzufriedenheit der Haushalte mit Kindern<br />
geführt zu haben.<br />
Als Ende der 1990er Jahre die Präsenz von Kindern im Gebiet nach dem „demographischen<br />
Schock“ Anfang der 90er erstmals wieder sichtbar zugenommen hatte,