Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz
Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz
Andreas Pasewaldt, Nadine Walter, Anne Klein-Hitpaß, Judith Utz
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Ein Wandel vollzog sich primär im Einkommensniveau der Bewohner. Viele aktiv<br />
im Arbeitsprozess stehende Menschen wohnen heute hier (z.B. Lehrer, viele Akademiker,<br />
etc.). Auch hier kann es sich aber um eine in-situ-Veränderung handeln,<br />
wonach die Bewohnerschaft stabil blieb aber im Laufe der Zeit älter und wohlhabender<br />
wurde. Während vor 1990 vorrangig junge und alte Menschen im Viertel<br />
wohnten, sind es heute viele Personen im mittleren Alter mit ein bis zwei Kindern.<br />
Neben den ansässigen Bevölkerungsteilen, gibt es in das Gebiet drängende Leute mit<br />
Kindern und einem gesicherten finanziellen Einkommen. Für diese Menschen ist das<br />
angenehme Verhältnis des Miteinanders und die Kiez-Atmosphäre ein Pull-Faktor.<br />
Durch diese nun sozial sehr selektive Bevölkerungsergänzungen wird das gebiet<br />
wohl langsam homogener: “Urgestein - Leute, die am Chamisso-Kiez geboren wurden<br />
-, es gibt sie zwar noch, sie werden aber immer weniger, ...einfache Leute proletarischen<br />
Ursprungs ziehen nicht hier her...”, wenn neue Bewohner in den Kiez<br />
ziehen, „dann jüngere Leute mit etwas Geld” (Bewohnerinterview Chamissoplatz<br />
03).<br />
Insgesamt hat sich die gesamte Wirtschafts- und Sozialstruktur in Richtung höhere<br />
Einkommen und höherwertige Dienstleistungen gewandelt. Das Warenangebot der<br />
Geschäfte wurde der veränderten Bewohnerstruktur angepasst (Interviewter zu den<br />
Läden in der Bergmannstraße: „alle auf dem Niveau/Stil, die Leute bedienen, die<br />
nicht nur von Sozialhilfe leben, die in Relation einigermaßen zurechtkommen”)<br />
(Bewohnerinterview Chamissoplatz 03). Dazu passt die „Kiosk-News”-Meldung,<br />
dass der Verkauf von „Zeit” und „Spiegel” im Chamissokiez stark zugenommen hat,<br />
was sicherlich nicht zuletzt der gewandelten Bewohnerstruktur geschuldet ist (Bewohnerinterview<br />
Chamissoplatz 03).<br />
Der Prozess der Gentrification und damit verbundene „Yuppifizierung” scheint nicht<br />
mit einer derartigen Vehemenz wie beispielsweise im Prenzlauer Berg am Kollwitzplatz<br />
in Gang zu kommen.<br />
Abschließende Hypothesen könnten folgendermaßen lauten:<br />
Die Altersstruktur der Bewohner hat sich gewandelt, ihre Zusammensetzung<br />
jedoch kaum. Der Kiez ist mit den Bewohnern, die im Laufe der Zeit Familien<br />
gebildet haben, gealtert.<br />
Der Lebensstil der Kiezbewohner hat sich ihrem Alter und ihrer finanziellen<br />
Lage entsprechend gewandelt. Die Bewohner sind in Bezug auf ihren Wohn-<br />
und Lebensstil anspruchsvoller geworden.<br />
Die Bewohner legen sehr viel Wert auf eine gute Wohn-, Wohnumfeld- und<br />
Lebensqualität.<br />
Die Vielfalt der Lebensstile hat sich reduziert.<br />
Trotz der sich abspielenden Wandlung vom urigen, Alt-Berliner Viertel zum<br />
moderneren, angesagten Quartier, bleibt der Kiezcharakter nicht nur erwünscht,<br />
sondern auch erhalten.<br />
Geographisches Institut<br />
Gebhardt, D.; Schnur, O. (Hrsg.):<br />
Wohnmobilität und Lebensstile<br />
Arbeitsberichte Nr. 90, 2003