Wald und Wild – Grundlagen für die Praxis - BAFU
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<strong>Wald</strong> <strong>und</strong> <strong>Wild</strong> <strong>–</strong> Gr<strong>und</strong>lagen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>BAFU</strong> 2010<br />
Typische Gebiete mit besonderer wildökologischen Bedeutung sind:<br />
> Kern-Wintereinstandsgebiete<br />
> Besondere Sommereinstandsgebiete (Setz- <strong>und</strong> Aufzuchtgebiete, etc.)<br />
> Jagdbanngebiete (individuell zu beurteilen)<br />
> <strong>Wild</strong>ruhezonen<br />
Die Ausscheidung der Gebiete mit besonderer wildökologischer Bedeutung soll durch<br />
<strong>die</strong> kantonalen Jagdverwaltungen ausschliesslich nach den Bedürfnissen des <strong>Wild</strong>es<br />
erfolgen; d. h. <strong>die</strong> <strong>Wild</strong>verbissituation darf dabei keinerlei Rolle spielen. Werden <strong>die</strong>se<br />
Gebiete richtig ausgeschieden, so sollten sie erfahrungsgemäss nicht mehr als 20<strong>–</strong>30 %<br />
der <strong>Wild</strong>raumfläche ausmachen.<br />
Für <strong>die</strong> Ausscheidung der Gebiete gibt es zwei Varianten, <strong>die</strong> sich ergänzen können:<br />
1. Ausscheidung basierend auf der Einschätzung der <strong>Wild</strong>hut<br />
> Vorteile: Die Gebietskenntnisse der <strong>Wild</strong>hut ermöglichen rasch <strong>und</strong> günstig eine<br />
Beurteilung <strong>und</strong> Ausscheidung der wildökologisch besonderen Gebiete.<br />
> Nachteile: Subjektive Beurteilung, in Revierkantonen ohne professionelle <strong>Wild</strong>hut<br />
eher schwierig durchzuführen.<br />
2. Ausscheidung anhand einer Bewertung des Lebensraums<br />
Mit rechnerischen Methoden (Modellierungen der Habitateignung im Computer mittels<br />
GIS 21 , Analyse der Jagdstrecke, etc.) kann <strong>die</strong> Lebensraumeignung über eine grosse<br />
Fläche nach einheitlichen Kriterien gerechnet werden. Die resultierende Karte <strong>die</strong>nt<br />
danach als Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> <strong>die</strong> Schwerpunktsetzung bzw. endgültige Festlegung der<br />
wildökologisch besonderen Gebiete.<br />
> Vorteile: Die Beurteilung erfolgt auf einer objektiven Sachebene. Dies ist insbesondere<br />
ein Vorteil, wenn eine sachliche Diskussion der betroffenen Akteure nur noch<br />
erschwert möglich ist. In Ausbreitungsgebieten mit wenig Standwild (z. B. beim sich<br />
in Ausbreitung befindenden Rotwild), können <strong>die</strong> potentiellen wildökologisch besonderen<br />
Gebiete präventiv bestimmt werden um entsprechende Massnahmen (z. B.<br />
in der Lebensraumaufwertung) zu treffen, noch bevor sich <strong>die</strong> <strong>Wild</strong>art etabliert hat.<br />
> Nachteile: Die Berechnung benötig i.d.R. professionelle Unterstützung von GIS<br />
Experten. Der Aufwand ist grösser als bei Variante 1 <strong>und</strong> es besteht <strong>die</strong> Gefahr, dass<br />
<strong>die</strong> Rechenmodelle nicht genügend regionale Präzision erbringen. Meist ist deshalb<br />
eine zusätzliche Bewertung <strong>die</strong>ser Modelle sowie eine anschliessende Nachbearbeitung<br />
durch <strong>die</strong> <strong>Wild</strong>hut oder andere Ortsk<strong>und</strong>ige nötig.<br />
Die so bestimmten Gebiete mit besonderer wildökologischer Bedeutung sollten anschliessend<br />
mit dem Forst<strong>die</strong>nst, den <strong>Wald</strong>besitzern <strong>und</strong> allenfalls auch der Landwirtschaft<br />
besprochen <strong>und</strong> gemeinsam ausgeschieden werden.<br />
21 GIS = Geografisches Informationssystem<br />
116<br />
Ausscheidung von Gebieten mit<br />
wildökologischer Bedeutung:<br />
Zwei Varianten