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Wald und Wild – Grundlagen für die Praxis - BAFU

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<strong>Wald</strong> <strong>und</strong> <strong>Wild</strong> <strong>–</strong> Gr<strong>und</strong>lagen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>BAFU</strong> 2010<br />

noch weitere heikle Zeiten, wo grössere Verluste auftreten können, so z. B. im ersten<br />

Winter <strong>und</strong> nach der Entwöhnung <strong>und</strong> Ablösung der Jungtiere vom Muttertier. Durch<br />

eine frühzeitige Bejagung (während dem ersten Altersjahr) können deshalb Tiere<br />

jagdlich genutzt werden, welche sonst durch natürliche Verluste abgehen würden,<br />

andererseits verringert jedes erlegte Tier <strong>die</strong> Konkurrenzsituation der noch im Bestand<br />

verbleibenden Tiere, weshalb deren Wahrscheinlichkeit zu überleben ihrerseits steigt.<br />

Somit hat <strong>die</strong>ses Phänomen der kompensatorischen Mortalität <strong>für</strong> <strong>die</strong> Jagdplanung<br />

entscheidende Bedeutung. Durch eine konsequente, aber richtig strukturierte Bejagung<br />

kann nämlich der jagdliche Ertrag insgesamt erhöht werden, während gleichzeitig<br />

andere Sterblichkeitsfaktoren an Bedeutung verlieren. Regelmässig hohe Fallwildzahlen<br />

im Verhältnis zum Abschuss können somit ein Indiz <strong>für</strong> jagdlich zu wenig genutzte<br />

<strong>Wild</strong>bestände sein. Selbstverständlich funktioniert <strong>die</strong>ser Mechanismus nur bis zu<br />

einem gewissen Grad, denn es wird immer Verluste durch Krankheit, strenge Winter<br />

<strong>und</strong> Unfälle geben.<br />

Kompensatorische Mechanismen wirken aber nicht nur innerhalb einer Population<br />

einer bestimmten Art, sondern auch wenn verschiedene, ökologisch ähnliche Arten<br />

sich denselben Lebensraum teilen, <strong>und</strong> deshalb interspezifische Konkurrenz (= Konkurrenz<br />

zwischen <strong>die</strong>sen Arten) auftritt. Bei Nahrungskonkurrenz sind <strong>die</strong> Mischäser<br />

(Gämse, Rotwild) den Konzentratselektierern (Rehwild) aufgr<strong>und</strong> ihrer grösseren<br />

Anpassungsfähigkeit <strong>und</strong> geringeren Ansprüche an <strong>die</strong> Nahrungsqualität überlegen. In<br />

Lebensräumen, in denen neben dem Rotwild auch Gämswild <strong>und</strong> Rehwild vorkommen,<br />

geht interspezifische Konkurrenz, d. h. eine Verknappung des Äsungsangebotes,<br />

zuerst zu Lasten des Rehwildes, dann zulasten der Gämse, womit das Rotwild als<br />

konkurrenzstärkste Tierart betrachtet werden kann. In Schottland konnte z. B. gezeigt<br />

werden, dass <strong>die</strong> Rothirschdichte <strong>die</strong> Rehdichte negativ beeinflusst [1] . Im Schweizerischen<br />

Nationalpark liess sich dasselbe Phänomen in den sechziger Jahren zwischen<br />

Hirsch <strong>und</strong> Gämse beobachten, indem der Gämsbestand abnahm, während der Hirschbestand<br />

stark anwuchs. Als in den achtziger Jahren jedoch der Rotwildbestand aufgr<strong>und</strong><br />

der Bejagung ausserhalb des Parkes abnahm, legte der Gemsbestand wieder<br />

entsprechend zu [2] . Diese Beispiele zeigen, dass eine Tierart, hier das Reh- <strong>und</strong> Gämswild,<br />

beim Wegfallen der Konkurrenz durch eine andere Tierart, hier das Rotwild,<br />

zulegen kann. Wenn deshalb in einem Gebiet der <strong>Wild</strong>verbiss reduziert werden soll, so<br />

sind stets sämtliche vorkommenden Schalenwildarten in <strong>die</strong> Massnahmenplanung<br />

einzubeziehen.<br />

Interspezifische Konkurrenz<br />

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