Wald und Wild – Grundlagen für die Praxis - BAFU
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> Methoden zur Erhebung <strong>und</strong> Beurteilung des <strong>Wild</strong>einflusses auf <strong>die</strong> <strong>Wald</strong>verjüngung<br />
sich Grenzwertüberschreitungen daher oft so aus, dass bei der Tanne der Aufwuchs<br />
ganz fehlt, während bei vielen Laubbaumarten nur <strong>die</strong> Stammzahl reduziert ist. Bei der<br />
Eiche sind ähnliche Phänomene feststellbar wie bei der Tanne.<br />
Tab. 4-3 > Grenzwerte <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verbissintensität nach Eiberle & Nigg [2]<br />
Baumart<br />
Tanne Fichte <strong>Wald</strong>föhre Lärche Bergahorn Esche<br />
Kritische Verbissintensität (%) 9 12 12 22 30 35<br />
Es ist wichtig, <strong>die</strong> Verbissintensität nicht isoliert zu betrachten, sondern neben <strong>die</strong><br />
Entwicklung der Grössenklassenverteilung der Verjüngung nach Baumarten zu stellen.<br />
Daten zur Stammzahlentwicklung der Baumarten nach Grössenklassen aus langjährig<br />
beobachteten Indikatorflächen [8] sind im Einklang mit den erwarteten Langzeitfolgen<br />
von <strong>Wild</strong>verbiss: Der Anteil im Aufwuchs der vom Verbiss besonders betroffenen<br />
Baumarten nahm ab. Die plausibelste Interpretation <strong>die</strong>ser Bef<strong>und</strong>e: Wiederholter<br />
Verbiss verschiebt <strong>die</strong> Konkurrenzverhältnisse zwischen den Baumarten (siehe Kap. 1)<br />
<strong>und</strong> führt zu Mortalität infolge Konkurrenz bei den stark verbissenen Baumarten. In der<br />
<strong>Praxis</strong> sollten daher sowohl <strong>die</strong> Verbissintensität als auch <strong>die</strong> Stammzahlen zur Interpretation<br />
beigezogen werden.<br />
Verbisseinfluss <strong>und</strong> Auswachsen der Pflanzen aus der Verbiss gefährdeten Baumhöhe<br />
sind zeitlich oft um viele Jahre verschoben. Die Verbissintensität eignet sich daher in<br />
frühen Verjüngungssta<strong>die</strong>n als Frühwarnindikator. Später geht <strong>die</strong>ser Frühwarncharakter<br />
aber verloren, denn dann ist <strong>die</strong> Baumarten-Zusammensetzung bereits stark festgelegt.<br />
Falls nun <strong>die</strong> Verbissintensität im bisherigen Verjüngungszeitraum über den<br />
Grenzwerten lag, hat <strong>die</strong> Entmischung bereits eingesetzt. Dann ist es zu spät <strong>für</strong> Korrekturen<br />
aufgr<strong>und</strong> der aktuellen Verbissintensität, <strong>die</strong> dann auch nicht mehr als Frühwarnindikator<br />
<strong>die</strong>nen kann.<br />
Die Datenbasis <strong>für</strong> <strong>die</strong> Herleitung der Grenzwerte der Verbissintensität ist gut, was den<br />
Zusammenhang zwischen Höhenzuwachs <strong>und</strong> Verbisshäufigkeit betrifft, aber schmal,<br />
was den Zusammenhang zwischen Zuwachsverlust <strong>und</strong> Mortalität betrifft [2] . Letztere<br />
Daten stammten aus Kontrollzäunen mit unbekannter Anfangsdichte in montanen<br />
Wäldern mit zum Teil sehr ungünstigen Wuchsbedingungen, etwa unter dicht geschlossenen<br />
Althölzern. Es gibt Hinweise, dass z. B. bei guten Lichtverhältnissen <strong>die</strong><br />
Grenzwerte höher liegen sollten (siehe Kap. 1). Es fehlt aber an wissenschaftlichen<br />
Gr<strong>und</strong>lagen, um Licht- <strong>und</strong>/oder standortsspezifische Grenzwerte der Verbissintensität<br />
festzulegen. Auch könnte bei hohen Verjüngungsdichten über ca. 5000/ha mehr Verbiss<br />
tragbar sein als sonst, <strong>die</strong> Verbissgrenzwerte könnten hier also zu tief liegen. Aber<br />
auch dann ist bei Grenzwertüberschreitungen damit zu rechnen, dass Entmischung<br />
auftritt.<br />
Für <strong>die</strong> praktische Anwendung heisst das, dass Verbissintensitäten in einem grösseren<br />
Zusammenhang interpretiert werden müssen. Eine geringfügige Grenzwertüberschreitung<br />
bei einer einzelnen Baumart genügt nicht, um einschneidende Massnahmen zu<br />
83<br />
Interpretation des <strong>Wild</strong>einflusses<br />
idealerweise mithilfe der<br />
Verbissintensität <strong>und</strong> der<br />
Stammzahlen<br />
Verbissintensität als<br />
Frühwarnindikator<br />
Datenbasis <strong>für</strong> <strong>die</strong> Grenzwerte der<br />
Verbissintensität<br />
Praktische Anwendung