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Wald und Wild – Grundlagen für die Praxis - BAFU

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> Erfahrungen aus der <strong>Praxis</strong>: Ausgewählte Beispiele<br />

gen Kantonsgebiet mit 2,7 Rehen pro 100 ha <strong>Wald</strong>. Ein erheblicher Teil der Zuwachsrate<br />

des Rehwildes wurde damit jagdlich genutzt.<br />

Mittlerweile ist der Rehabschuss wieder auf das Niveau von vor 2002 gesunken.<br />

Einerseits wurde das Abschusskontingent pro Jäger <strong>für</strong> das Reh von 1,5 in den Jahren<br />

2002 bis 2005 auf eines ab 2006 reduziert <strong>und</strong> andererseits sind <strong>die</strong> Sturmflächen in<br />

den tieferen Lagen bereits in der Dickungsstufe, was <strong>die</strong> Jagd erschweren könnte.<br />

Bei der Gämse hingegen blieb das Abschusskontingent von 2002 bis 2006 bei zwei<br />

Tieren pro Jäger, der effektive Abschuss blieb weitgehend gleich <strong>und</strong> ist am Stanserhorn<br />

mit 3,4 Gämsen pro 100 ha <strong>Wald</strong> deutlich höher als im umliegenden Kantonsgebiet<br />

mit 2,1 Gämsen pro 100 ha <strong>Wald</strong>. Dieser Unterschied scheint jedoch schon vor<br />

dem Sturm Lothar bestanden zu haben, weil es sich beim Stanserhorn um ein attraktives<br />

Jagdgebiet handelt.<br />

In den Sturmflächen von Stans unter 1200 m ü. M. wachsen <strong>die</strong> Laubbäume schnell.<br />

Sie sind bereits 2007 vorwiegend in der Dickungsphase. Die Tanne steigerte ihre<br />

Verbreitung stark. In den Sturmflächen über 1200 m ü. M. nahm <strong>die</strong> Verbreitung vieler<br />

Baumarten stark zu, ihr Wachstum erfolgte langsamer als unten. Der Verbiss nahm<br />

überall deutlich ab <strong>und</strong> stellt <strong>für</strong> <strong>die</strong> natürliche Verjüngung sämtlicher Baumarten kein<br />

Problem dar.<br />

Die Erfahrung zeigte, dass <strong>die</strong> Rehe <strong>die</strong> Freihalteflächen in den unteren Lagen von<br />

Anfang an nutzten, dort aber kaum erlegt wurden. Der Gr<strong>und</strong> liegt in der Rehjagd mit<br />

H<strong>und</strong>en, welche an mehreren Tagen über einen Zeitraum von drei Wochen verteilt im<br />

ganzen <strong>Wald</strong> stattfindet. Sobald <strong>die</strong> erste Gruppe von Jägern im Gebiet zu jagen beginnt,<br />

verschwinden <strong>die</strong> Rehe von den Freihalteflächen. Das von H<strong>und</strong>en gejagte<br />

Rehwild meidet nun <strong>die</strong> offenen Gebiete, weil um <strong>die</strong> Freihalteflächen dichter Aufwuchs<br />

gute Deckungsmöglichkeiten bietet.<br />

In den höheren Lagen, wo <strong>die</strong> Gämsen anzutreffen sind, kommt <strong>die</strong> Verjüngung erst<br />

langsam in <strong>die</strong> Dickungsstufe. Die Bedeutung der Freihalteflächen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gämsjagd<br />

wird sich deshalb erst in den nächsten Jahren zeigen. Man kann aber davon ausgehen,<br />

dass <strong>die</strong> Freihalteflächen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ansitzjagd auf <strong>die</strong> Gämse Erfolg versprechender sind<br />

als <strong>für</strong> <strong>die</strong> laute Jagd auf das Reh.<br />

Die starke Auflichtung des <strong>Wald</strong>es durch Windwurf bringt anfänglich eine Entschärfung<br />

der Verbissproblematik, da nach einem Sturmereignis ein überdurchschnittlicher<br />

Flächenanteil des <strong>Wild</strong>raumes in Verjüngung steht. Somit ist dank einem erhöhten<br />

Pflanzenangebot <strong>und</strong> dank besseren Wuchsverhältnissen mehr Verbiss tragbar. In<br />

vielen Gebieten, wo vor Windwurfereignissen ein grosser Verbissdruck <strong>und</strong> massive<br />

Verjüngungsprobleme bestanden, haben sich nach grossflächigen Windwürfen etliche<br />

Baumarten gut entwickelt. Beispiele <strong>für</strong> solche Flächen finden sich u.a. im Muothatal<br />

SZ, im Melchtal OW, in Schattdorf UR, in Disentis GR <strong>und</strong> Pfäfers SG sowie auf der<br />

Honegg BE. Im Niderental Schwanden im <strong>Wild</strong>banngebiet Kärpf, wo <strong>die</strong> Dichte an<br />

Rot-, Reh- <strong>und</strong> Gämswild so hoch ist wie an wenigen Orten der Schweiz, war der<br />

Verbissdruck auf Ahorn <strong>und</strong> andere Laubbäume nach dem Sturm Vivian reduziert. In<br />

Entwicklung<br />

Folgerungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong><br />

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