Wald und Wild – Grundlagen für die Praxis - BAFU
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<strong>Wald</strong> <strong>und</strong> <strong>Wild</strong> <strong>–</strong> Gr<strong>und</strong>lagen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>BAFU</strong> 2010<br />
1.1 Zusammenfassung<br />
Bäume können unterschiedlich auf den Einfluss von Schalenwild reagieren. Die Reaktion<br />
ist abhängig von der Baumart, der Baumhöhe, dem Baumalter, der Jahreszeit, der<br />
Häufigkeit <strong>und</strong> Intensität der Einwirkung sowie der Vitalität des Baumes. Haupteinfluss<br />
ist der Verbiss, jedoch sind Schälen, Fegen <strong>und</strong> Schlagen teilweise lokal bedeutend.<br />
Bevorzugt verbissen werden Weisstannen, Eiben, Bergahorne, Hagebuchen,<br />
Robinien, Ulmen, Vogelbeeren <strong>und</strong> Weiden. Schälen tritt oft geklumpt auf <strong>und</strong> findet<br />
vor allem durch den Hirsch an dünnborkigen Bäumen statt. Durch das Fegen <strong>und</strong><br />
Schlagen von Hirsch <strong>und</strong> Reh sind meist einzeln stehende Bäume mit relativ hoch<br />
angesetzten Ästen betroffen.<br />
Die Landschafts- <strong>und</strong> <strong>Wald</strong>struktur ist <strong>für</strong> das Verhalten des <strong>Wild</strong>es <strong>und</strong> somit <strong>für</strong> den<br />
Einfluss des <strong>Wild</strong>es auf den <strong>Wald</strong> entscheidend. Attraktive <strong>Wild</strong>habitate bieten viel<br />
Nahrung, klimatischen Schutz, Deckung <strong>und</strong> weisen wenig Störungen auf. Tendenziell<br />
sind Plenter- <strong>und</strong> Dauerwälder <strong>für</strong> das Schalenwild attraktive Habitate. Da hier <strong>die</strong><br />
Verjüngung flächendeckend wichtig ist, sind solche Wälder gegenüber Verbiss vergleichsweise<br />
empfindlicher als solche, <strong>die</strong> im Femelschlagsystem bewirtschaftet<br />
werden, <strong>und</strong> wo <strong>die</strong> Verjüngung nur in einem Teil der <strong>Wald</strong>flächen benötigt wird. In<br />
geräumten <strong>und</strong> belassenen Sturmflächen ist <strong>die</strong> Baumverjüngung vor allem im Winter<br />
durch Verbiss gefährdet, insbesondere wenn deckungsreiche <strong>Wald</strong>bestände angrenzen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> des sehr guten Schutzes hält sich Schalenwild trotz des sehr geringen Nahrungsangebotes<br />
besonders nach Störungen gerne in Dickungen, Stangen- oder Baumhölzern<br />
auf. Die Habitatsattraktivität von Altbeständen hängt stark von der dominierenden<br />
Baumart <strong>und</strong> damit vom Öffnungsgrad ab.<br />
Der Einfluss des <strong>Wild</strong>es kann langfristig:<br />
> <strong>die</strong> Artenzusammensetzung eines <strong>Wald</strong>es verändern, indem einzelne Baumarten<br />
bevorzugt gefressen werden (Entmischung) <strong>und</strong> selten verbissene <strong>und</strong> tolerant reagierende<br />
Baumarten zur Dominanz gelangen (z. B. Verfichtung)<br />
> das Aufwachsen der Verjüngung verlangsamen<br />
> <strong>die</strong> Stammzahl <strong>und</strong> <strong>die</strong> Holzqualität vermindern (z. B. Mehrstämmigkeit, Pilzbefall).<br />
Damit beeinträchtigt ein lange andauernder überhöhter Einfluss des Schalenwildes oft<br />
<strong>die</strong> Holzproduktion <strong>und</strong> <strong>die</strong> Schutzwirkung des <strong>Wald</strong>es, <strong>und</strong> er kann auch <strong>die</strong> Habitatqualität<br />
verschlechtern.<br />
Auch andere Pflanzen- <strong>und</strong> Tierarten können durch den Einfluss des <strong>Wild</strong>es direkt oder<br />
indirekt gefördert (z. B. Reitgras, Adlerfarn) oder reduziert (z. B. Brombeeren) werden.<br />
Erholung Suchende schätzen <strong>die</strong> Präsenz von <strong>Wild</strong>, sind sich der Langzeitfolgen<br />
hingegen nicht bewusst.<br />
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