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Wald und Wild – Grundlagen für die Praxis - BAFU

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1 > <strong>Praxis</strong>relevante Gr<strong>und</strong>lagen: Zusammenspiel zwischen <strong>Wild</strong> <strong>und</strong> <strong>Wald</strong><br />

dessen Reaktion auf Verbiss. Z. B. sind <strong>die</strong> Reaktionsformen Aufstellen von Seitentrieben<br />

<strong>und</strong> pro- <strong>und</strong> sylleptische Triebe auch bei schattentoleranten Baumarten, wie<br />

Weisstanne <strong>und</strong> Buche, bei vollem Tageslicht deutlich häufiger als unter Schirm.<br />

Viele Experimente mit Bäumen haben gezeigt, dass leicht gestresste Bäume nach<br />

einmaligem Verbiss am besten weiter wachsen <strong>und</strong> den Verlust teilweise kompensieren<br />

(d. h. gleiche Wachstumsrate, aber Baum wegen Verbissverlust kleiner) bis sogar<br />

überkompensieren (d. h. höheres Höhenwachstum <strong>und</strong> grössere Höhe). Leichter Stress<br />

kann z. B. auftreten, wenn ein Baum in Konkurrenz mit Nachbarbäumen aufwächst, in<br />

einer Windwurffläche mit leichtem Nährstoff- <strong>und</strong>/oder Wasser-Defizit oder unter<br />

leichter Beschattung bei sonst guten Bedingungen. Stressfrei unter optimalen Bedingungen<br />

aufwachsende Bäume können hingegen ihre Wachstumsrate nicht mehr steigern<br />

<strong>und</strong> bleiben deshalb dauernd kleiner als unverbissene (teilweise Kompensation).<br />

Stark gestresste Bäume können <strong>die</strong> beim Verbiss verloren gegangenen Nährstoffe<br />

kaum ersetzen, weshalb sie danach langsamer wachsen als unverbissene. Wo ungünstige<br />

Standortsverhältnisse das Wachstum eines Baumes schon stark einschränken, wirkt<br />

der Verbiss also am negativsten. Dabei scheint insbesondere wenig Licht auch <strong>für</strong> sonst<br />

schattentolerante Bäume ein grosser Stressfaktor zu sein. In der Literatur wird deshalb<br />

bei allen Baumarten von Kompensation oder gar Überkompensation in offenen Flächen<br />

berichtet, aber nie in geschlossenen <strong>Wald</strong>beständen. Wir weisen so eindringlich auf<br />

<strong>die</strong>sen Punkt hin, da mit waldbaulichen Massnahmen <strong>die</strong> Lichtverfügbarkeit beeinflusst<br />

werden kann. Damit kann indirekt <strong>die</strong> Reaktionsform (mehr Aufstellen von<br />

Seitentrieben, mehr Knospen <strong>für</strong> Triebe aus regulären Seitenknospen) <strong>und</strong> das zukünftige<br />

Wachstum beeinflusst werden. Es gilt zu beachten, dass Verbiss selbst ebenfalls<br />

ein Stressfaktor ist, <strong>und</strong> wiederholter Verbiss deshalb in schlechterem Wachstum der<br />

Bäume resultiert.<br />

1.3.2 Reaktionen der Baumarten auf Schälen, Schlagen <strong>und</strong> Fegen<br />

Wird <strong>die</strong> Rinde vom Hirsch rings um den Stamm nicht vollständig entfernt, überlebt<br />

der Baum in der Regel <strong>und</strong> überwallt <strong>die</strong> W<strong>und</strong>e [11,14] . Ob eine W<strong>und</strong>e verheilt, hängt<br />

ab von der Grösse der W<strong>und</strong>e (grosse W<strong>und</strong>en heilen langsamer), dem Alter des<br />

Baumes (W<strong>und</strong>en an älteren Bäumen heilen langsamer), der Jahreszeit der Verw<strong>und</strong>ung,<br />

der Baumart (Linde, Pappel <strong>und</strong> Buche überwallen z. B. schneller als Fichte) <strong>und</strong><br />

dem Spektrum der W<strong>und</strong>besiedler (Mikroorganismen <strong>und</strong> Fäulepilze [83] ).<br />

In Untersuchungen mit relativ grossen W<strong>und</strong>en wiesen bis zu 80 % der geschälten<br />

Fichten Pilzinfektionen auf [83,84] . Durch Schälw<strong>und</strong>en kann z. B. der Wurzelschwamm<br />

(Heterobasidion annosum, Erreger der Rotfäule) eine Fichte besiedeln [14,83] . Da <strong>die</strong>ser<br />

Pilz stammabwärts in <strong>die</strong> Wurzeln wächst, können über Wurzelkontakte bisher noch<br />

ges<strong>und</strong>e Bäume befallen werden. In Schälw<strong>und</strong>en von Fichten wurden auch Erreger<br />

von Ast- <strong>und</strong> Stammkrebsen gef<strong>und</strong>en wie Cylindrocarpon cylindroides [83] . Wenn tote<br />

Holzteile an Fichten mehrere Jahre als offene W<strong>und</strong>en verbleiben, kann z. B. der<br />

Blutende Nadelschichtpilz (Stereum sanguinolentum) <strong>die</strong>se sek<strong>und</strong>är besiedeln [83] . Die<br />

daraus entstehende Weissfäule ist hauptsächlich in den äusseren Partien des Stammes,<br />

Reaktionen des Baumes<br />

auf Schälen<br />

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