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Wald und Wild – Grundlagen für die Praxis - BAFU

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> <strong>Praxis</strong>relevante Gr<strong>und</strong>lagen: <strong>Wild</strong>biologie<br />

3.3 <strong>Wild</strong>biologische Gr<strong>und</strong>sätze <strong>für</strong> <strong>die</strong> Jagdplanung<br />

Für eine qualifizierte Jagdplanung ist es unabdingbar, dass der Jagdplaner sich in<br />

einem ersten Schritt über den Soll-Zustand eines <strong>Wild</strong>bestandes im Klaren ist. Der<br />

Soll-Zustand ist aufgr<strong>und</strong> der neusten wildbiologischen Erkenntnisse zu definieren,<br />

<strong>und</strong> zwar nach folgenden Gr<strong>und</strong>sätzen:<br />

1. Der Bestand soll an den Lebensraum angepasst sein.<br />

2. Der Bestand soll bezüglich Alters- <strong>und</strong> Sozialklassen der Tiere naturnah strukturiert<br />

sein.<br />

3. Das Geschlechterverhältnis (GV) im Bestand soll ausgeglichen oder leicht zu Gunsten<br />

der Weibchen verschoben sein.<br />

4. Das evolutionäre Potential des Bestandes (genetische Vielfalt) soll erhalten bleiben.<br />

Diese vier Aspekte werden im Folgenden näher ausgeführt:<br />

3.3.1 Gr<strong>und</strong>satz 1: Anpassung an den Lebensraum<br />

<strong>Wild</strong>tierpopulationen wachsen in ihrem Lebensraum nicht unendlich an. Bedingt durch<br />

<strong>die</strong> ökologische Tragfähigkeit ihres Lebensraums (= Lebensraumkapazität) beginnen<br />

Mechanismen zu spielen, welche <strong>die</strong> Population begrenzen (siehe Abb. 3-1). Einerseits<br />

wandern zunehmend Tiere ab welche versuchen, neue Lebensräume zu erschliessen;<br />

anderseits kann <strong>die</strong> <strong>Wild</strong>tierpopulation auch durch Raubtiere oder Krankheiten limitiert<br />

oder reguliert werden; zusätzlich beginnen <strong>die</strong> Tiere sich im Zugang zu wichtigen<br />

Ressourcen, wie z. B. Nahrung, Deckung oder Wintereinstände, so zu konkurrenzieren,<br />

dass nicht mehr jedem Individuum genügend <strong>die</strong>ser Ressourcen zur Verfügung stehen.<br />

Die Folgen sind verminderte Kondition der unterlegenen Tiere was deren Produktivität<br />

senkt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Wahrscheinlichkeit zu sterben erhöht. Von erhöhter Sterblichkeit sind<br />

insbesondere Tiere in der Jugend- <strong>und</strong> Älterenklasse betroffen. Aber auch der Lebensraum<br />

der Tiere kann bei starkem Populationswachstum spürbar beeinflusst werden.<br />

Von Schaden wird dann gesprochen, wenn dadurch menschliche, d. h. meist ökonomische,<br />

Interessen betroffen sind.<br />

In <strong>die</strong>sem Zusammenhang ist deshalb zu beachten, dass sich <strong>die</strong>se Lebensraumkapazität<br />

je nachdem, ob man sie aus ökologischer oder aus ökonomischer Sicht festlegt,<br />

durchaus stark unterscheiden kann. Im Weiteren werden <strong>die</strong> Ausführungen jedoch auf<br />

<strong>die</strong> ökologische Lebensraumkapazität beschränkt.<br />

Je mehr Tiere um eine kritische Ressource konkurrenzieren, desto weniger davon steht<br />

dem einzelnen Tier zu <strong>und</strong> desto tiefer ist <strong>die</strong> Wachstumsrate der Population. Diese<br />

Form des Populationswachstums wird dichteabhängig genannt, indem <strong>die</strong> Wachstumsrate<br />

der Population mit steigender Population linear abnimmt; in deren Folge verlangsamt<br />

sich das effektive Populationswachstum zunehmend bis es an der Kapazitätsgrenze<br />

des Lebensraums zum Stillstand kommt (siehe Abb. 3-1).<br />

Die 4 Gr<strong>und</strong>sätze der<br />

Jagdplanung<br />

Lebensraumkapazität als<br />

limitierender Faktor <strong>für</strong> das<br />

Wachstum einer Population<br />

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