Wald und Wild – Grundlagen für die Praxis - BAFU
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1 > <strong>Praxis</strong>relevante Gr<strong>und</strong>lagen: Zusammenspiel zwischen <strong>Wild</strong> <strong>und</strong> <strong>Wald</strong><br />
Zusätzlich zu den Reaktionen nach Verbiss in der Vegetationsruhe können folgende<br />
Reaktionen nach Verbiss während der Vegetationsperiode (Frühling nach Austrieb bis<br />
Blattfall im Herbst) auftreten (Abb. 1-4):<br />
> Wechsel von kurztrieb- zu langtriebartigem Wachstum, d. h. anstelle eines Kurztriebes<br />
wird ein Langtrieb gebildet (häufig bei der Buche)<br />
> frühzeitiges Austreiben einer Knospe im Jahr ihrer Bildung; so genannte proleptische<br />
Triebe oder Johannistriebe<br />
> Wachstum eines Triebes ohne Ruheknospe; so genannte sylleptische Triebe.<br />
Proleptische <strong>und</strong> sylleptische Triebe werden später im Jahr angelegt als reguläre Triebe.<br />
Sie können deshalb manchmal das Wachstum des Spätholzes im Herbst nicht<br />
vollständig abschliessen. Solche Triebe sind weniger frosthart. Bei einigen Arten (z. B.<br />
Buchen <strong>und</strong> Eichen) weisen solche Triebe anders gefärbte Blätter mit z. T. anderen<br />
Blattformen auf.<br />
Das Ausmass des Verbisses <strong>und</strong> <strong>die</strong> Reaktionsform bestimmen <strong>die</strong> Baumhöhe, nachdem<br />
der Baum auf den Verbiss reagiert hat, da zum abgefressenen Stück noch ein<br />
Verlust durch <strong>die</strong> Distanz bis zu einer austreibenden Knospe hinzukommt, respektive<br />
<strong>die</strong> Länge des sich aufstellenden oder frühzeitig ausgetriebenen Triebes. Deshalb ist<br />
ein Baum, nachdem er auf den Verbiss reagiert hat, nicht zwingend kleiner als zuvor,<br />
sondern kann auch grösser sein. Zudem beeinflusst <strong>die</strong> Reaktionsform <strong>die</strong> Geschwindigkeit<br />
der Reaktion. Namentlich wenn ein Baum mit Adventivtrieben reagiert, bildet<br />
er im ersten Jahr oft nur neue Knospen <strong>und</strong> wächst erst im darauf folgenden Jahr weiter<br />
(siehe oben).<br />
Die Reaktionsform <strong>und</strong> damit das zukünftige Wachstum <strong>und</strong> <strong>die</strong> Endhöhe hängen ab<br />
von (vgl. [11,73,74,75<strong>–</strong>81] ):<br />
> der Baumart<br />
> der Höhe des Baumes<br />
> der Saison des Verbisses<br />
> Frequenz <strong>und</strong> Intensität des Verbisses<br />
> der allgemeinen Stresssituation des Baumes, resp. seiner Vitalität.<br />
Immergrüne Nadelbäume speichern <strong>die</strong> meisten Reserven <strong>für</strong> das Triebwachstum im<br />
nächsten Jahr über den Winter in den jüngsten Nadeln. Laubabwerfende Laubbäume<br />
<strong>und</strong> <strong>die</strong> Lärche speichern sie hingegen in verholzten Teilen des Stämmchens <strong>und</strong> in den<br />
Wurzeln. Damit sind <strong>die</strong> Reserven der Laub abwerfenden Arten im Winter weniger<br />
Verbiss gefährdet als <strong>die</strong>jenigen der immergrünen Nadelbäume. Triebfrass im Winter<br />
an Laub abwerfenden Bäumen reduziert deshalb zwar das Wachstum des letzten<br />
Jahres, hat aber auf das Höhenwachstum in der folgenden Vegetationsperiode fast<br />
keine Auswirkung.<br />
Die meisten Baumarten können in ihrer Jugendphase pro- <strong>und</strong> sylleptische Triebe<br />
bilden <strong>und</strong> besitzen schlafende Knospen. So besitzt <strong>die</strong> Weisstanne zahlreiche langlebige<br />
schlafende Knospen, weshalb alte Tannen bei Freistellung auch Klebäste bilden<br />
Reaktion nach Verbiss<br />
in der Vegetationsperiode<br />
23<br />
Auswirkungen der Baumreaktion<br />
auf <strong>die</strong> Baumhöhe<br />
Die Baumreaktion<br />
beeinflussende Faktoren<br />
Baumart