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Wald und Wild – Grundlagen für die Praxis - BAFU

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<strong>Wald</strong> <strong>und</strong> <strong>Wild</strong> <strong>–</strong> Gr<strong>und</strong>lagen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>BAFU</strong> 2010<br />

7.4 Aspekte zur biologisch orientierten Jagdplanung beim Rotwild<br />

Abb. 7-3 > Räumliches <strong>und</strong> Sozialverhalten des Rothirsches im Jahresverlauf<br />

7.4.1 Die zwei Geschlechter verfolgen unterschiedliche Lebensstrategien<br />

Die offensichtlichen Unterschiede im Aussehen der beiden Geschlechter des Rotwildes<br />

(Sexualdimorphismus) sind allgemein bekannt: Ausgewachsene Stiere sind r<strong>und</strong><br />

doppelt so schwer wie Kühe <strong>und</strong> einzig Stiere bauen alljährlich ein knöchernes, mehrere<br />

Kilogramm schweres Geweih auf. Ebenso auffallend unterscheidet sich das Verhalten<br />

der Geschlechter, z. B. in der Einstandswahl oder im Rudelverhalten. Kaum bekannt<br />

sind dem Laien hingegen <strong>die</strong> Ursachen <strong>die</strong>ser Unterschiede. Die genannten<br />

Unterschiede sind jedoch so gross, dass es einen bedeutenden Gr<strong>und</strong> da<strong>für</strong> geben muss.<br />

Wenn es <strong>für</strong> Stiere nämlich keinen Sinn machen würde ein Geweih oder einen viel<br />

massigeren Körper aufzubauen, dann sollten sie ihre Energie anderweitig <strong>und</strong> sinnvoller<br />

einsetzen. Somit wird offensichtlich, dass auf <strong>die</strong> beiden Geschlechter teilweise<br />

völlig unterschiedliche Selektionsfaktoren einwirken. In der Folge davon sehen Kühe<br />

<strong>und</strong> Stiere anders aus <strong>und</strong> sie verfolgen unterschiedliche Lebensstrategien. Ein Verstehen<br />

solch geschlechtsspezifischer Lebensstrategien ist Bedingung <strong>für</strong> eine zielgerichtete<br />

Bewirtschaftung des Rotwildes.<br />

> Hirschkühe setzen in der Schweiz i. d. R. ein Jungtier pro Jahr. Wenn man davon<br />

ausgeht, dass jede Kuh <strong>–</strong> um ihren Lebens-Fortpflanzungserfolg zu maximieren <strong>–</strong><br />

möglichst viele Jungtiere aufzuziehen versucht, dann muss sie möglichst lange leben<br />

<strong>und</strong> alljährlich ein Jungtier grossziehen. Genau <strong>die</strong>s scheinen Kühe zu tun, denn <strong>die</strong><br />

meisten Kühe führen vom 3. bis zum 12. Lebensjahr fast alljährlich ein Kalb. Diese<br />

Kälber sind zu Beginn sehr wehrlos <strong>und</strong> schwach <strong>und</strong> deshalb leichte Beute <strong>für</strong><br />

Raubtiere <strong>und</strong> Krankheiten <strong>und</strong> sie müssen schnell wachsen, weil der nächste Winter<br />

schon bald kommt. Ob <strong>die</strong>se Kälber nun in <strong>die</strong>sem Sinne gedeihen <strong>und</strong> überleben,<br />

hängt in hohem Masse von ihren Müttern ab; Hirschkühe müssen gewaltig in jedes<br />

Kalb investieren, vom Wachsen des Foetus bis zur Laktation. Nur Kühe in guter<br />

136<br />

Lebensstrategie der Hirschkühe

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