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Wald und Wild – Grundlagen für die Praxis - BAFU

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<strong>Wald</strong> <strong>und</strong> <strong>Wild</strong> <strong>–</strong> Gr<strong>und</strong>lagen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>BAFU</strong> 2010<br />

2. Die Alters- <strong>und</strong> Sozialklassen:<br />

Die sozialen Klassen stehen in enger Beziehung zu den Altersklassen, sind aber<br />

nicht mit ihnen identisch. Die Zuordnung eines Einzeltieres zu einer sozialen Klasse<br />

erfolgt nicht allein aufgr<strong>und</strong> seines Alters in Jahren <strong>und</strong> des Geschlechtes, sondern<br />

auch aufgr<strong>und</strong> seines körperlichen <strong>und</strong> verhältnismässigen Reifegrades. Altersklassen<br />

sind eine rein rechnerische, <strong>die</strong> Sozialklassen hingegen eine funktionale Einteilung.<br />

Dennoch werden mit der quantitativen Einteilung in Jugend-, Mittel- <strong>und</strong> Älterenklasse<br />

auch <strong>die</strong> sozialen Komponenten weitgehend mitberücksichtigt, so dass wir<br />

uns im Weiteren auf <strong>die</strong>se Einteilung beschränken werden.<br />

Tab. 3-1 > Die Altersklassen<br />

Jugendklasse<br />

Mittelklasse Älterenklasse<br />

Hirsch ♂ 1<strong>–</strong>6 7<strong>–</strong>12 13+<br />

Reh ♂ 1<strong>–</strong>3 4<strong>–</strong>7 8+<br />

Gämse ♂ 1<strong>–</strong>4 5<strong>–</strong>10 11+<br />

Hirsch ♀ 1<strong>–</strong>2 3<strong>–</strong>12 13+<br />

Reh ♀ 1<strong>–</strong>2 3<strong>–</strong>7 8+<br />

Gämse ♀ 1<strong>–</strong>3 4<strong>–</strong>10 11+<br />

Tierbestände zeichnen sich generell durch eine relativ hohe Sterblichkeit bei den Jung-<br />

<strong>und</strong> Alttieren <strong>und</strong> durch eine vergleichsweise geringe Sterblichkeit bei den mittelalten<br />

Tieren aus. Die Mittelklasse besteht aus denjenigen Tieren, <strong>die</strong> <strong>für</strong> das soziale Gefüge<br />

entscheidend sind <strong>und</strong> sich am stärksten an der Reproduktion beteiligen. Bei den<br />

weiblichen Tieren ist ein gewisser Schutz <strong>die</strong>ser Mittelklasse durch den Schutz der<br />

führenden Muttertiere gegeben. Bei den männlichen Tieren ist <strong>die</strong>s oft nicht der Fall,<br />

da <strong>die</strong>se Tiere leichter zu erlegen (bessere Sichtbarkeit, einfachere Ansprache) <strong>und</strong> zudem<br />

als Trophäenträger <strong>für</strong> den Jäger besonders attraktiv sind. Ein übermässiger<br />

Abschuss von männlichen Tieren der Mittelklasse (siehe Abb. 3-3 <strong>und</strong> 3-4) führt zu<br />

einem <strong>Wild</strong>bestand mit einem hohen Jungwildanteil mit den folgenden Konsequenzen:<br />

> Bei einer zu geringen Zahl sozial reifer männlicher Tiere nehmen vermehrt jüngere<br />

Tiere aktiv an der Brunft teil. Die reguläre Brunft wird verlängert, weil <strong>die</strong> wenigen,<br />

meist jungen Männchen <strong>die</strong> ganze Brunft bestreiten müssen.<br />

> Unbeschlagene weibliche Tiere kommen zu einem späteren Zeitpunkt erneut in<br />

Östrus was zu einer Verzögerung im Setztermin führen kann.<br />

> Spät gesetzte Jungtiere können sich schlechter entwickeln, weil ihre Geburt weniger<br />

optimal auf <strong>die</strong> Zeit des frühsommerlichen Vegetationshöhepunktes abgestimmt ist<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Zeit <strong>für</strong> das Wachstum bis zum Winter verkürzt wird. Sie gehen schwächer<br />

in den Winter, ihre Überlebenschancen sind geringer, eine optimale körperliche Entwicklung<br />

weniger wahrscheinlich.<br />

> Geschwächte weibliche Tiere bringen schwächere Jungtiere zur Welt <strong>und</strong> verfügen<br />

über weniger Milch.<br />

Bedeutung der Mittelklasse<br />

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