Wald und Wild – Grundlagen für die Praxis - BAFU
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1 > <strong>Praxis</strong>relevante Gr<strong>und</strong>lagen: Zusammenspiel zwischen <strong>Wild</strong> <strong>und</strong> <strong>Wald</strong><br />
Ersatztriebe aus regulär gebildeten Knospen (vgl. Abb. 1-5) sind ein paar Jahre nach<br />
dem Verbiss kaum mehr als durch Verbiss verursacht identifizierbar, da sie vergleichbar<br />
sind mit anderen Arten von Triebverlust, wie z. B. solchem infolge Frost. Zudem<br />
entspricht <strong>die</strong>se Art zu wachsen bei sympodial verzweigten Baumarten (bei denen<br />
keine eigentliche Endknospe, sondern <strong>die</strong> obersten Seitenknospen sich zu dem/den<br />
neuen Endtrieb(en) entwickeln, wie z. B. bei der Linde, Hagebuche, Ulme, Buche) der<br />
«normalen» Form der Endtriebbildung. Allerdings treibt oft nicht nur ein einzelner<br />
Ersatztrieb aus, sondern mehrere, was zu Zwieseln <strong>und</strong> Mehrstämmigkeit führen kann<br />
(Abb. 1-5). Bei vielen Stu<strong>die</strong>n wurde aber festgestellt, dass sich in der Regel ein einzelner<br />
Ersatztrieb langfristig durchsetzt <strong>und</strong> <strong>die</strong> anderen zu Zweigen degra<strong>die</strong>ren.<br />
Abb. 1-4 > Möglichkeiten der Reaktion nach Verbiss<br />
Schematische Darstellung der häufigsten Typen mit Annahme eines Verbisses im Jahre 2004<br />
(reguläre Endknospen sind nicht gezeichnet).<br />
z.B. 2006<br />
z.B. 2005<br />
Knospen<br />
z.B. 2004<br />
z.B. 2003<br />
Kurztrieb<br />
unverbissen Trieb aus Triebe aus<br />
regulärer schlafenden<br />
Seitenknospe Knospen oder<br />
Adventivknospen<br />
Verändert nach Kupferschmid [73]<br />
Aufstellen eines<br />
Seitentriebes<br />
Kurztrieb wird<br />
zu Langtrieb<br />
vorzeitiger<br />
Trieb im<br />
2004<br />
Proleptischer Trieb<br />
(= Johannistrieb) oder<br />
sylleptischer Trieb<br />
Schlafende Knospen, auch Proventivknospen genannt, werden bereits bei der Triebbildung<br />
angelegt. Sie sitzen unter der Rinde <strong>und</strong> sind kaum oder nicht erkennbar. Dort<br />
können sie Jahre <strong>und</strong> sogar Jahrzehnte lebensfähig bleiben. Das Wachstum der schlafenden<br />
Knospen wird insbesondere durch Verlust der dominierenden Endknospe<br />
angeregt, z. B. infolge Verbiss.<br />
Adventivtriebe (z. T. auch Wasserreiser, resp. wenn verholzt, Klebäste genannt) treten<br />
ebenfalls meist gehäuft auf <strong>und</strong> haben im Gegensatz zu Trieben aus regulären <strong>und</strong><br />
schlafenden Knospen keine direkte Verbindung zum Mark. Unter bestimmten Bedingungen<br />
(z. B. Beschattung) werden in der ersten Vegetationsperiode nach dem Verbiss<br />
nur Knospen angelegt, <strong>und</strong> erst im darauf folgenden Jahr wachsen daraus Adventivtriebe.<br />
Die Reaktion scheint also gegenüber den Ersatztrieben aus regulären Knospen<br />
um ein Jahr verzögert (Abb. 1-4 <strong>und</strong> 1-5).<br />
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