Wald und Wild – Grundlagen für die Praxis - BAFU
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<strong>Wald</strong> <strong>und</strong> <strong>Wild</strong> <strong>–</strong> Gr<strong>und</strong>lagen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>BAFU</strong> 2010<br />
4.4 Vergleich <strong>und</strong> Beurteilung der Methoden zur Verjüngungskontrolle<br />
4.4.1 Indikatoren zur Verjüngungskontrolle: Verbissintensität oder Stammzahl?<br />
Im Rahmen von Erhebungen zum <strong>Wild</strong>verbiss auf <strong>die</strong> Verjüngung eignen sich als Verjüngungskennzahlen<br />
vor allem <strong>die</strong> Verbissintensität <strong>und</strong> <strong>die</strong> Stammzahl, wogegen<br />
Deckungsgrade der Verjüngung [20,12] ungeeignet sind <strong>und</strong> daher hier nicht weiter diskutiert<br />
werden.<br />
Die Verbissintensität ist aus folgenden Gründen als Messgrösse geeignet:<br />
> Wiederholter Gipfeltriebverbiss vermindert meistens das Höhenwachstum der Pflanzen<br />
(siehe 1 > ). Beim Wettlauf um Licht ist <strong>die</strong> Höhe wichtig: Je stärker Pflanzen<br />
im Höhenwachstum gegenüber ihren Konkurrenten zurückbleiben, desto eher sterben<br />
sie ab.<br />
> Die Verbissintensität ist als Frühwarnindikator geeignet. Zur Steuerung des <strong>Wild</strong>verbisses<br />
auf <strong>die</strong> Baumverjüngung muss frühzeitig erkennbar sein, welche Baumarten<br />
von starkem Verbiss betroffen sind <strong>und</strong> welche nicht. Die Verbissintensität kann<br />
Hinweise zur zukünftigen Vertretung der Baumarten geben.<br />
> Weil an der Entwicklung der Verbissintensität Veränderungen im <strong>Wild</strong>einfluss<br />
abgelesen werden können, ist sie besonders <strong>für</strong> das Monitoring geeignet.<br />
> Die Verbissintensität bezieht sich auf den Zeitraum eines Jahres. Damit haben<br />
sowohl <strong>die</strong> Grösse <strong>die</strong>ses Einflusses wie dessen Entwicklung (bei Folgeaufnahmen)<br />
einen klaren Zeitbezug.<br />
> Der Verbiss des Gipfeltriebes ist einfach zu erkennen. Systematische Fehler bei der<br />
Erhebung lassen sich leicht vermeiden.<br />
Zur Verbissintensität wurden <strong>für</strong> verschiedene Arten Grenzwerte definiert. Der Gr<strong>und</strong>gedanke<br />
hinter <strong>die</strong>sen Grenzwerten der Verbissintensität, oft auch «kritische Verbissintensität»<br />
genannt, [2] ist, dass <strong>die</strong> durch Verbiss bedingte Reduktion des Höhenzuwachses<br />
<strong>und</strong> <strong>die</strong> Mortalität verbissener Pflanzen während des Verjüngungszeitraumes eng<br />
zusammenhängen; durch Verbiss bedingte Verluste einzelner Baumarten oder übermässige<br />
Verschiebungen in der Baumarten-Zusammensetzung können somit vermieden<br />
werden, wenn <strong>die</strong> Verbissintensität sich längerfristig unter dem Grenzwert<br />
(Tab. 4-3) befindet. Die kritische Verbissintensität hängt von der Baumart ab<br />
(Tab. 4-3), denn <strong>die</strong> Baumarten reagieren unterschiedlich auf Gipfeltriebverbiss (siehe<br />
Kap. 1). Bei Bergahorn <strong>und</strong> Esche ist <strong>die</strong>ses Reaktionsvermögen gut, bei Lärche,<br />
Fichte <strong>und</strong> Föhre eingeschränkt <strong>und</strong> bei Tanne schlecht. Weiter hängt das Reaktionsvermögen<br />
auch von den standörtlichen Bedingungen <strong>und</strong> den Lichtverhältnissen ab.<br />
Nicht nur <strong>die</strong> kritischen Verbissintensitäten hängen von der Baumart ab, sondern auch<br />
<strong>die</strong> bei Grenzwert-Überschreitungen zu erwartende Mortalität. Bei Nadelbaumarten,<br />
insbesondere bei der Tanne, ist schon bei einer geringfügigen Überschreitung der<br />
Verbissgrenzwerte mit einer erheblichen durch Verbiss bedingten Mortalität zu rechnen,<br />
bei den Laubbaumarten Bergahorn <strong>und</strong> Esche hingegen nicht. Praktisch wirken<br />
Eignung der Verbissintensität<br />
als Messgrösse<br />
82<br />
Grenzwerte der Verbissintensität