Wald und Wild – Grundlagen für die Praxis - BAFU
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<strong>Wald</strong> <strong>und</strong> <strong>Wild</strong> <strong>–</strong> Gr<strong>und</strong>lagen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>BAFU</strong> 2010<br />
5.1 Zusammenfassung<br />
Die Erhebung von <strong>Wild</strong>beständen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Jagdplanung ist eine anspruchsvolle Aufgabe,<br />
da sich <strong>die</strong> Schalenwildarten wirksam der Beobachtung durch ihre potentiellen Raubfeinde<br />
<strong>und</strong> damit auch von den Menschen zu entziehen wissen. <strong>Wild</strong>bestandeserhebungen<br />
sind stets mit Unsicherheiten behaftet. In speziellen Projekten <strong>und</strong> in relativ kleinen<br />
Gebieten lassen sich solche Unsicherheiten mit wissenschaftlichen Methoden<br />
beheben. Diese sind jedoch sehr aufwändig <strong>und</strong> teuer. Für <strong>die</strong> grossen zu zählenden<br />
Kantonsflächen sind gutachterliche Methoden meist besser geeignet <strong>und</strong> ökonomischer.<br />
Bei der Optimierung solcher Methoden sind <strong>die</strong> regionalen <strong>und</strong> langjährigen<br />
Erfahrungen von <strong>Wild</strong>hütern <strong>und</strong> Jagdaufsehern von unschätzbarem Wert. Unsicherheiten<br />
soll durch <strong>die</strong> gleichzeitige Verwendung mehrer unabhängiger Methoden (z. B.<br />
Scheinwerfertaxation zusammen mit Kohortenanalyse) begegnet werden. Die Wahl<br />
einer Methode muss sich danach richten welche Daten benötigt werden (absoluter<br />
Bestand oder Bestandesveränderung; Anzahl Tiere oder Aufschlüsselung nach Geschlechts-<br />
<strong>und</strong> Altersklassen), in welchem Lebensraum sich <strong>die</strong> Populationen aufhält<br />
(offenes Gelände oder <strong>Wald</strong>), <strong>und</strong> welche Ressourcen zur Verfügung stehen. Einige<br />
Methoden werden mit ihren Vor- <strong>und</strong> Nachteilen kurz vorgestellt <strong>und</strong> in ihrer Eignung<br />
bewertet.<br />
5.2 Einführung<br />
Eines der wesentlichen Ziele der Jagdplanung gemäss Eidgenössischem Jagdgesetz<br />
(JSG) ist <strong>die</strong> Anpassung der Schalenwildbestände an <strong>die</strong> Tragbarkeit ihres Lebensraumes.<br />
Anders gesprochen sollen <strong>die</strong> vom Schalenwild verursachten Schäden am <strong>Wald</strong><br />
<strong>und</strong> an landwirtschaftlichen Kulturen durch eine angemessene Bejagung auf ein tragbares<br />
Mass begrenzt werden. Um <strong>die</strong>se Bejagung fachgerecht planen zu können, sind<br />
aktuelle Angaben zum <strong>Wild</strong>bestand nötig.<br />
Aus <strong>die</strong>sem Gr<strong>und</strong> erheben <strong>die</strong> Kantone alljährlich <strong>die</strong> Bestände von Rothirsch, Gämse<br />
<strong>und</strong> Reh. Nichts liegt dabei näher als alle Tiere einer Population mittels Sichtbeobachtung<br />
effektiv zu zählen. Im Freiland ist eine solche auf Sicht basierte Zählung jedoch <strong>–</strong><br />
anders als in einem Zoo <strong>–</strong> nur unter ganz seltenen Umständen vollständig möglich. Das<br />
heisst, dass kaum je alle Tiere einer Region gleichzeitig gesehen <strong>und</strong> gezählt werden<br />
können. Der Gr<strong>und</strong> liegt darin, dass das Schalenwild als potentielles Beutetier im<br />
Laufe der Jahrh<strong>und</strong>erttausende gelernt hat, sich der Prädation zu entziehen. Unter<br />
anderem dadurch, indem es sich vor seinen «Feinden» verborgen hält, also unentdeckt<br />
bleibt. Durch ihr Einstehen in dichtem Unterwuchs oder in nebelverhangenen Klüften<br />
entziehen sie sich so auch dem menschlichen Beobachter. Um erfolgreich <strong>Wild</strong> zählen<br />
zu können bedarf es deshalb hervorragender Kenntnisse der Tiere <strong>und</strong> ihrer Einstände<br />
<strong>und</strong> auch etwas «jägerischen» Spürsinn.<br />
Weil man nun kaum jemals alle Tiere gleichzeitig sehen kann, so erhält man mit<br />
grosser Wahrscheinlichkeit zwei unterschiedliche Resultate, wenn man <strong>die</strong>selbe Population<br />
kurz hintereinander zweimal zählt, obschon man dabei <strong>die</strong>selbe Methode anwendet.<br />
Welcher <strong>die</strong>ser zufällig unterschiedlichen Zählwerte gilt nun? Logischerweise ist<br />
94<br />
Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen der<br />
Bestandeserhebung <strong>und</strong> der<br />
Analyse