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Wald und Wild – Grundlagen für die Praxis - BAFU

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<strong>Wald</strong> <strong>und</strong> <strong>Wild</strong> <strong>–</strong> Gr<strong>und</strong>lagen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>BAFU</strong> 2010<br />

aber intensiveren Leben. Weil nur solche Böcke letztendlich gewinnen, welche bereits<br />

von Geburt an wagen, hat das männliche Gämswild von Natur aus eine geringere<br />

Überlebenschance als weibliches Gämswild.<br />

Konsequenzen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Jagdplanung<br />

1. Ein oft anzutreffendes Problem in vielen bejagten Gämsenpopulationen ist eine zu<br />

starke Bejagung der männlichen Gämsen im Vergleich zu den weiblichen (siehe<br />

Abb. 7-7). Dies nicht zuletzt deshalb, weil gerade <strong>die</strong> jungen Böcke oft neugierig,<br />

arglos <strong>und</strong> daher besonders leicht zu erlegen sind. Konsequenz daraus ist (a) ein<br />

Mangel an mittelalten <strong>und</strong> alten Böcken in der Population, sowie (b) das Verschieben<br />

des Geschlechterverhältnisses der Population zugunsten der weiblichen Tiere.<br />

Eine übermässige Bejagung männlicher Gämsen desorganisiert den natürlichen<br />

Aufbau der Gämspopulationen <strong>und</strong> greift in deren «genetische Integrität» ein, indem<br />

sie <strong>die</strong> Möglichkeiten zur Partnerwahl verändert. Hier muss <strong>die</strong> Jagdplanung Gegensteuer<br />

geben. Wir brauchen <strong>die</strong>se alten Böcke, (a) als Väter der Kitze, weil sie in<br />

einer harschen Umwelt überlebten <strong>und</strong> sich daher genetisch besonders bewährten,<br />

<strong>und</strong> weil <strong>die</strong> Geissen sie ganz aktiv als Partner wählen, bzw. <strong>die</strong> noch unbewährten<br />

Jungböcke weitgehend meiden; (b) weil sie den weiblichen Rudeln während der<br />

Brunft <strong>die</strong> aufsässigen Jungböcke vom Leib halten; dank dem Platzbock kann das<br />

Scharwild in <strong>die</strong>ser sensiblen Phase vor dem Winter noch unbelästigt äsen <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

im alpinen Lebensraum dringend notwendigen, letzten Fettreserven <strong>für</strong> den Winter<br />

anlegen; (c) weil <strong>die</strong> Brunft dank den Platzböcken in kürzerer Zeit stattfindet, indem<br />

<strong>die</strong> Geissen bereits im ersten Östrus beschlagen werden; <strong>die</strong>s wiederum führt zur<br />

zeitlich optimalen Einpassung der Geburten im folgenden Frühjahr (zu früh oder zu<br />

spät gesetzte Kitze haben eine schlechtere Überlebenschance, siehe Kap. 3.3.2).<br />

Abb. 7-7 > Vergleich von Ist- <strong>und</strong> Soll-Zustand der Bestandesstruktur einer Gamspopulation 1990<br />

Quelle: Gr<strong>und</strong>kurs <strong>für</strong> <strong>Wild</strong>hüter (IGW): Vortrag zur Jagdplanung von Hannes Jenny<br />

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Schonung der mittelalten Böcke

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