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Download Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung 8, Juli 2012

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Schauspielmusik die Praxis der Inzidenzmusik, die als diegetische Musik<br />

(»im Bild«) eine wichtige Komponente der musikalischen<br />

Tonfilmgestaltung darstellt. Nicht unterschätzt werden darf der Einfluss<br />

populärer Genres, die ebenfalls einen Beitrag zum Gestaltungsrepertoire der<br />

Tonfilmmusik leisteten. Denken wir an die punktgenaue musikalische<br />

Reaktion auf Gesten und Textpointen mit Hilfe von »witzig«<br />

charakterisierenden Einzelinstrumenten, wie sie – von Pantomime und<br />

Kabarett herkommend – vornehmlich in US-amerikanischen Fernsehserien<br />

der 50 Jahre zu beobachten ist. 13 Von der Zirkusmusik schließlich stammen<br />

musikalische Ankündigungsgesten. Besonders bekannt ist hierbei der<br />

spannungsfördernde Trommelwirbel vor dem Salto mortale, der in<br />

Kriminalfilmen in der stilisierten Form als dichtes Tremolo der Streicher für<br />

die Spannung vor dem Mord verantwortlich zeichnete.<br />

Allerdings konnte die Mehrheit dieser kompositionstechnischen Werkzeuge<br />

(zumal aus Oper und Sinfonik) nur in sehr abgewandelter Form eingesetzt<br />

werden. Bei der rhapsodisch gehandhabten filmmusikalischen<br />

Leitmotivtechnik handelte es sich eher um jene an Wendepunkten der<br />

Handlung eingesetzten »Erinnerungsmotive« der romantischen Oper vor<br />

Richard Wagner als um die strukturell zusammenhangsstiftenden Leitmotive<br />

in den Musikdramen des Bayreuther Meisters. Beim Einsatz mehrfach<br />

wiederkehrender Motive, rhythmischer Figuren oder Klangeffekte geht es<br />

13 Walter Niemann sprach in seinem Buch »Die Musik der Gegenwart« (Berlin 1921)<br />

von der heimlichen Affinität der neuromantischen Stimmungsmusiker zu<br />

Bühnenmusik, Pantomime, Melodram. Er bemerkte einen starken Zug <strong>zur</strong><br />

Auflösung alles Architektonischen hin <strong>zur</strong> bloßen Reihung von Klangreizen und<br />

Orchestereffekten (187). Den vorherrschenden Komponistentyp der Strauss-<br />

Nachfolge charakterisierte er als Einheit von schwachen Erfindern und glänzenden<br />

Koloristen, »die die humoristische Klangcharakteristik der Orchesterinstrumente,<br />

z.B. der Holzbläser, der gestopften Bläser, auf die höchste Spitze getrieben<br />

haben…« (205)<br />

<strong>Kieler</strong> <strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> <strong>Filmmusikforschung</strong>, 8, <strong>2012</strong> // 164

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