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Download Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung 8, Juli 2012

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Steigerungswellen zu einer kathartischen Klimax geführt. Oft trat auch<br />

(beispielsweise beim lang erwarteten »Filmkuss«) eine Solo-Violine mit<br />

klanglichem Schmelz hinzu. Zuständig für Idylle und Pastorale waren<br />

lyrische Soli von Flöte und Englisch Horn. Die gefühlsgesättigten<br />

Violoncello- Kantilenen auf zwar harmonisch eindeutigem, aber klanglich<br />

diffusem Hintergrund standen als musikalische Prototypen in den<br />

melodramatischen Abschieds- oder Sterbeszenen. Die zu vertonenden<br />

Schlachtenszenen wurden oft überinstrumentiert, wahrscheinlich um ein<br />

gewisses akustisches Gegengewicht zum dominierenden Schlachtenlärm zu<br />

erhalten. Nicht selten gingen dennoch die musikalischen Strukturen völlig<br />

im Kampfgetöse unter. Gefragt waren des Weiteren die Dramatik sich<br />

dynamisch steigernder Orchestertutti und die Apotheose aus Bläser-<br />

Choralharmonien, von Orgel und Harfen vollgriffig und in rauschenden<br />

Arpeggien gespielt sowie von Hintergrundchören und Glockenklängen<br />

ergänzt.<br />

Als weiterer Vorteil neben dem Reichtum an Ausdrucksmöglichkeiten<br />

erwies sich strukturell der hohe Redundanzgrad spätromantischer Musik im<br />

Vergleich etwa <strong>zur</strong> Wiener Klassik, d.h. die in ihren verschiedenen<br />

Parametern zumeist mehrfach abgesicherte spätromantische Musik zeigt<br />

durch auffällige Motivwiederholungen (einschließlich der<br />

»Scheinpolyphonie«) und eine »dicke« Instrumentation mit »Klangpedal«<br />

und vielfältigen Stimm- und Oktavverdopplungen eine gewisse<br />

Unempfindlichkeit gegenüber geringfügigen Veränderungen einzelner<br />

Elemente, ohne dass der beabsichtigte Effekt als solcher verloren geht.<br />

Diese strukturelle Robustheit als Resultat satztechnischer Absicherung<br />

erwies sich in der Mischung mit anderen akustischen Elementen (auch<br />

hinsichtlich der Frequenzeinbußen durch das Lichttonverfahren) als<br />

vorteilhaft. Sie kompensierte die Substanz- und Energieverluste, die sich auf<br />

<strong>Kieler</strong> <strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> <strong>Filmmusikforschung</strong>, 8, <strong>2012</strong> // 169

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