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Download Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung 8, Juli 2012

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ideologischen Zielen einer Propaganda, die auf Entmündigung und<br />

emotionale Vereinnahmung des Zuschauers ausgerichtet ist. Die<br />

Vorherrschaft des melodramatischen Prinzips setzte musikalisch auf die<br />

Wirkungen klanglicher Überwältigung durch das große sinfonisch besetzte<br />

Orchester. Der Gefühlsexhibitionismus des spätromantischen Stils<br />

korrespondierte überzeugend mit den betont edlen, der Realität enthobenen<br />

Herzensverwicklungen des Melodrams sowie dem wirklichkeitsfernen<br />

Kunsthandwerk des Kulturfilms und den demagogischen<br />

Geschichtsklitterungen des Propagandafilms. Der überwältigende<br />

Klangrausch sollte den Zuschauer nicht nur aus seinem Alltag herausreißen,<br />

sondern ihn auch in besonderer Weise zu einer affirmativen Haltung<br />

gegenüber dem auf der Leinwand Gezeigten konditionieren.<br />

Filmmusik, die solchen Zielsetzungen unterworfen ist, zeigt bevorzugt<br />

klangliche Opulenz, suggestive Beredsamkeit, auftrumpfende, Erwartungen<br />

schaffende und weihevolle Gesten.<br />

Auch hierfür erwies sich das semantische Repertoire der Tonfilmsymphonik<br />

mit ihrer besonderen Affinität zu den Sinfonischen Dichtungen der<br />

Neudeutschen Schule und dem Wagnerschen Musikdrama als sehr geeignet.<br />

Gewiss hatten unter den Musikern, die von ihrer künstlerischen Haltung her<br />

als Wagner- und Strauss-Epigonen zu betrachten sind, nur wenige solche<br />

komplizierten und widersprüchlichen Kunstschriften wie etwa »Oper und<br />

Drama« wirklich studiert. Aber sie kannten einzelne Schlagwörter,<br />

abgezogen von komplexen Erörterungen des Meisters, welche ihre Ästhetik<br />

prägten. Beispielsweise, dass es die Aufgabe des Komponisten sei, »…das<br />

außerordentlich ermöglichende Sprachorgan des Orchesters zu der Höhe zu<br />

steigern, daß es jeden Augenblick das in der dramatischen Situation liegende<br />

Unaussprechliche dem Gefühl deutlich kundgeben könne.« (Wagner 1984,<br />

<strong>Kieler</strong> <strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> <strong>Filmmusikforschung</strong>, 8, <strong>2012</strong> // 175

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