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Download Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung 8, Juli 2012

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die auditive Dimension zum Herstellen eines faszinierenden,<br />

widersprüchlichen, interaktiven Universums mit der gleichzeitigen<br />

Neuverhandlung solcher Existenzialparadigmen wie Identität und Alterität,<br />

historisches Bewusstsein und künstlerische Kreativität, ideologische<br />

Ernüchterung und ästhetischer Nonkonformismus bei. Indem die Anime-<br />

Komponisten das Undarstellbare der visuellen Ideen der Anime-Regisseure<br />

von dort aufholen, wo ihre Ausdruckskraft an Intensität zu verlieren beginnt,<br />

vervollständigen sie dieses Universum spielerischer Auseinandersetzung mit<br />

Wirklichkeit mittels Klängen und Bildern.<br />

Entstanden im Spannungsverhältnis zwischen der Plastizität und der<br />

Dauerhaftigkeit japanischer Kultur beweist das Anime seine Fähigkeit,<br />

fremde Einflüsse trotz eines festen, intakten kulturellen Kerns zu<br />

absorbieren und anzupassen. Auf die damalige Frage Singers: »Warum<br />

konnte diese begabte und aktive Nation so wenig produzieren, was von<br />

anderen Ländern in einem allen fremden Einflüssen offenen Zeitalter als<br />

akzeptabel befunden wurde?« (Singer 1991, 25), antwortet Japan heute mit<br />

dem so genannten National-Cool seiner Populärkultur als Alternative <strong>zur</strong><br />

Soft Power (Shimizu 2004, 195; vgl. Nye 2004, 26, Yamanouchi und Sakai<br />

2003, 55): kulturelle Macht als Folge wirtschaftlichen Wachstums, die sich<br />

wiederum in die Ursache wirtschaftlichen Wachstums in Zeiten der Flaute<br />

verwandelt. Selbst wenn es stimmt, dass eben Japans Insularität es davon<br />

abhielt, seine erhebliche, wirtschaftliche Soft Power voll auszunutzen,<br />

verunsichern wiederholte Globalisierungs-Tsunami sowie ökonomische<br />

Rezession und politische Wirren Japan in seinen fundamentalen Werten und<br />

unterminieren traditionelle Ideale – von Geschäftsführungskultur bis<br />

Familienlebensart. Japans Geschichte auffallender Wiederauferstehungen<br />

suggeriert eher eine Wiedergeburt denn den Niedergang als Ergebnis<br />

heutiger Krisen – nicht zuletzt auf Grund ihrer immensen Reserven an<br />

<strong>Kieler</strong> <strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> <strong>Filmmusikforschung</strong>, 8, <strong>2012</strong> // 53

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