29.01.2013 Aufrufe

Download Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung 8, Juli 2012

Download Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung 8, Juli 2012

Download Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung 8, Juli 2012

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Charakteristika der Tonfilmsymphonik<br />

Gefragt waren das klangprächtig Pathetische und Bombastische<br />

schmetternder Blechbläser, die gefühlvolle »sprechende« Oberstimmen-<br />

Melodik von teilweise schlagerhafter Einprägsamkeit (was vor allem von<br />

Tschaikowski gelernt werden konnte). Selten findet sich ein echtes<br />

kontrapunktisches Gewebe. Vielmehr wird im Sinne einer Figur-Grund-<br />

Differenzierung ein Hintergrund aus wuchernden Füll- und Begleitstimmen<br />

sowie Arpeggien oder aus einem dicht gewebten »Tremolo-Teppich« der<br />

Streicher angestrebt, vor und auf dem sich die »Figur« von<br />

charakteristischen und klanglich assoziativ besetzten Solo-Instrumenten<br />

oder oktavierten Violinen umso plastischer abhebt. Solche Strukturen<br />

wurden begünstigt durch die übliche Besetzung eines typischen<br />

Filmorchesters, das aus ökonomischen Gründen zumeist klangliche<br />

Disproportionen aufwies. In ihrer Hollywood-Kritik aus den 40er Jahren<br />

bemerkten Adorno und Eisler hierzu, dass man außer »dem gröbsten<br />

Dialogisieren von Blech und Streichern« fast nichts höre »als die<br />

aufdringliche Oberstimme, von einem schwächlichen Baß begleitet…Die<br />

Disproportion zwischen tieferen und höheren Instrumenten schließt<br />

deutliche Mehrstimmigkeit im Streichersatz vorweg aus und verführt zum<br />

Schmieren mit bloßen Füllstimmen.« (Adorno / Eisler 1977, 153/154)<br />

In ihrer oftmals übersteigerten Betonung und Hervorhebung der<br />

melodieführenden Stimme auf Kosten einer Klangbalance der gesamten<br />

Faktur verweist diese filmmusikalisch bevorzugte Technik auf vergleichbare<br />

Tonsatztypen im Werk von Tschaikowski, Puccini oder in der Operette à la<br />

Lehár. Die auf weichen Harmonien gebetteten Liebesthemen wurden den<br />

mit starkem Vibrato spielenden Geigen anvertraut und oftmals in mehreren<br />

<strong>Kieler</strong> <strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> <strong>Filmmusikforschung</strong>, 8, <strong>2012</strong> // 168

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!