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Download Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung 8, Juli 2012

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in Anwesenheit seiner Schüler an seinen Meister Sainte Colombe<br />

(Wiederholung in der Rahmenhandlung) und durchlebt seinen eigenen<br />

Musikunterricht bei ihm noch einmal (lineares Geschehen in der erzählten<br />

Binnenhandlung). Die Kreisform ist ein wesentliches Strukturelement des<br />

Films, sowohl des filmischen Narrationsmusters als auch der musikalischen<br />

Gestaltung. 5<br />

Sainte Colombes Les Pleurs ist kein eigenständiges Musikstück, es ist<br />

lediglich ein kurzer, 17-taktiger, so überschriebener Ausschnitt in g-Moll<br />

aus einem Konzert für zwei Gamben mit dem Titel Tombeau les Regrets.<br />

Les Pleurs hebt sich ab von der anderen im Film verwendeten Musik: Dem<br />

Stück liegt gerade keine regelmäßige innere musikalische Form zugrunde,<br />

und es weist auch sonst keine periodische Gliederung auf. Les Pleurs ist<br />

selbst die Musik, die den ganzen Film durchzieht und immer wieder<br />

aufgenommen wird. Dabei erfährt das Stück im Verlauf des Films<br />

verschiedene musikalische Adaptionen, d.h. die Originalkomposition wird<br />

für den jeweiligen filmischen Kontext, in dem das Stück Verwendung findet,<br />

arrangiert. 6<br />

Zum ersten Mal spielt Marais Les Pleurs alleine im Prolog (2:55-3:47),<br />

beide Gambenstimmen werden zu einer Stimme zusammengefasst. Nach<br />

den ersten zwei gebrochenen Akkorden bricht er ab, beginnt von neuem und<br />

fährt diesmal gleichermaßen fort: Das Stück wird so gespielt, dass die<br />

Hauptmelodie, die sich größtenteils abwechselnd durch die Ober- und<br />

5 Auf die dem Film zugrunde liegende Kreisform verweisen musikalisch bereits die<br />

dissonanten Gambenübungen der Schüler, die sich in einer abwärtsgerichteten<br />

Melodielinie während Marais' Unterrichtsstunde im Vorspann und im Prolog<br />

unaufhörlich kreisend wiederholen.<br />

6 Die gesamte Filmmusik, d.h. die Bearbeitung der Originale und die praktische<br />

Ausführung unterlag der Leitung Jordi Savalls.<br />

<strong>Kieler</strong> <strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> <strong>Filmmusikforschung</strong>, 8, <strong>2012</strong> // 66

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