Phänomen-Verlag Norina Ebele

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Die nach innen gewundene Spirale
“Zeit ist eine Illusion“
Wir lebten in San Miguel de Allende, das in den Hügeln nordwestlich von
Mexiko City liegt. Es war 1971, und der Verdienst aus meiner neuen Karriere als
freier Schreiber war seit mehreren Monaten mager; noch schlimmer war, dass
das Ersparte aus meinen Jahren beim Playboy zu Ende ging. Als ein
Tantiemenscheck mit der Post kam, schien er mir so groß, dass ich, nachdem ich
ihn zur Bank gebracht hatte, darauf bestand, Arlen und die Kinder zum Essen
einzuladen. Anschließend gingen die Kinder los, um ein paar Freunde zu
besuchen, und ich ging mit Arlen in einen Silberladen, um ihr Schmuck zu
kaufen.
Sie sagte, dass ich mir auch etwas kaufen müsse, deshalb sah ich mich im
Laden um und wählte schließlich einen Silberring mit einem nach innen
gewundenen Spiralenmuster. Ich habe ihn seitdem immer getragen.
Ein Bild von mir, auf dem der Ring ziemlich auffällt, erschien auf dem Einband
eines oder zweier meiner Bücher. Von da an fragten die Leute mich, egal wo ich
auf Lesetour hinkam, was der Ring “symbolisiere“. (Viele Leute scheinen zu
glauben, dass ich ein tiefgründiger, mysteriöser Typ sei und dass alles, was ich
tue oder sage, eine verborgene mystische und symbolische Bedeutung hat.) Ich
selbst fing an, über den Ring nachzudenken.
Ich entschied, dass eine nach innen gedrehte Spirale die Form unserer Galaxie
sei. Merkwürdigerweise ist es auch die Form eines DNA‐Moleküls, des Codes
des Lebens von oben gesehen. So deutet der Ring die alte hermetische Sicht des
Makrokosmos im Mikrokosmos an, “das, was oben ist, ist in dem enthalten, was
unten ist“.
Hmmmm... Das war bestimmt nicht bewusst in meinem Kopf, als ich den Ring
kaufte.
Später erkannte ich, dass man neben der DNA auch die Kundalinischlange der
Hindus von oben betrachten kann. Von oben gesehen, sieht die Kundalini
ebenfalls wie eine nach innen gedrehte Spirale aus. Laut den Hindus liegt die
Kundalinienergie allen Manifestationen des Lebens zugrunde, “egal wie klein“,
was auch die DNA mit einschließen sollte.
Der kontroverse Neo‐Freudianer Wilhelm Reich glaubte auch, dass es eine
Lebensenergie gäbe, die allen biologischen Systemen zugrunde liege. Er nannte
sie “Orgon“ und behauptete, dass sie eine Spiralenform habe. Dieselbe Spirale
erscheint immer wieder in den späten Gemälden von Van Gogh, Arbeiten, die er
gemacht hatte, als er entweder aufgrund von Parese oder zu viel Absinth oder
von beidem verrückt wurde.
In den Mittsiebzigern, als Arlen und ich in San Francisco lebten, war ich im
heidnischen Revival involviert. Mittlerweile war ich ein Gourmet der Religionen
– alle ausprobieren, keine glauben, ähnlich wie Adolphus in Bernard Shaws