Phänomen-Verlag Norina Ebele

Der Verlust des Glaubens ist das Schlimmste, was einem passieren kann, war uns
oft gesagt worden; aber nun erzählte uns die gute Nonne, die diesen Unterricht
gab, dass man nie sicher sein könne, seinen Glauben nicht zu verlieren.
Beispiel: Ein guter, gläubiger Mann, der Gott sein ganzes Leben lang geliebt
und ihm gedient hatte, beging aus Versehen die Sünde des Stolzes. Das heißt, er
gestattete sich zu denken: “Ich werde nie aufhören, Gott zu lieben und an Ihn zu
glauben.“ Satan entdeckte das sofort über ESP 22 und lief sofort zu Gott, um zu
tratschen (Ich vermute, Gottes ESP funktionierte an diesem Tag nicht), und bat
um Erlaubnis, diesen Mann zu testen. Gott stimmte natürlich zu. (Das scheint
eine verkürzte, Stephen King‘sche Version der Geschichte von Hiob zu sein.) Als
er nachts schlief, schüttete Satan zerriebenes Glas in die Augen des Mannes, und
als er aufwachte, war der Mann voller Blut und blind. Trotzdem verlor er seinen
Glauben nicht, und Satan war frustriert. Die Nonne erzählte diese Geschichte mit
großer Freude und lebhaften Sam‐Pechinpah‐Bildern. Sie verfolgte mich noch
jahrelang, besonders wenn ich nachts dabei war einzuschlafen. Ich lag in der
Dunkelheit und dachte, dass Satan vielleicht da oben an der Decke war, bereit,
geriebenes Glas in meine Augen zu schütten.
Das führte nicht gerade zu ruhigen und erholsamen Nächten. Aber schließlich
kann niemand eine katholische Ausbildung durchlaufen, ohne irgendeine
Angstneurose zu bekommen.
Ich habe immer noch größere chronische Augenprobleme als jeder andere
Schriftsteller, den ich kenne. Es gibt mir eine tiefere Empathie mit Joyce.
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22. Anm. d. Übers.: Außersinnliche Wahrnehmung