Phänomen-Verlag Norina Ebele
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wissenschaftlich gesehen gleichermaßen “irreal“ als reine mnemonische Ikone,<br />
die von unseren Gehirnen aus farblosen Atomen und der Leere kreiert und dann<br />
von uns benutzt werden, um unsere Halluzinationen zu ordnen und zu<br />
indizieren. Das heißt zwischen Pot und Korzybski konnte ich alle möglichen<br />
Realitätstunnel als menschliche Produkte sehen und verlor die Tendenz, einen<br />
davon in ein Idol oder Dogma zu verwandeln. (Nach der Reich‘schen Therapie<br />
fing mein Körper an, aus der Starrheit zu erwachen, die ihm durch die<br />
katholische Ausbildung auferlegt worden war.)<br />
Was ich erfahre, “ist“ nicht “Realität“. Was ich erfahre, löst in meinem Gehirn<br />
das Ordnungssystem auf und notiert seinen Eindruck. Die leuchtenden Farben<br />
und die schöne Musik des Marihuana‐Zustandes “sind“ nicht mehr oder<br />
weniger “real“ als die Farben und die Musik anderer neurologischer Zustände.<br />
Worüber wir auch immer reden, unsere Gehirne können davon nicht getrennt<br />
werden, wie Roger Jones in Physics as Metaphor sagt.<br />
(Die meisten meiner Bücher versuchen, den Leuten dabei zu helfen, unsere<br />
“mnemonischen Ikonen“ – Wahrnehmungen oder Vorstellungen – als Modelle<br />
oder Landkarten zu sehen, statt sie als Idole oder Dogmen zu behandeln. Ihr<br />
wärt überrascht, wie viele Drohbriefe ich von Fundamentalisten aller<br />
Richtungen bekomme; die fundamentalistischen Materialisten scheinen noch<br />
emotionaler zu sein als die protestantischen Fundamentalisten, wie Jungs<br />
Analyse des rationalistischen Komplexes vorhersagt. Einer hat mir vor kurzem<br />
vorgeworfen, ich sei ein “psychologischer Terrorist“.)<br />
In der Zwischenzeit veränderte mich die Drogenerfahrung auf eine Weise, die<br />
ich im Sinne von Jung verstehen konnte. Ich hatte mich bereits als zwanghaften<br />
Rationalisten analysiert und wollte lernen, wie ich meine sinnlichen,<br />
emotionalen und intuitiven Fähigkeiten weiterentwickeln könnte, aber ich<br />
kannte keine “Schulen“, die mich das hätten lehren können. Nun fand ich<br />
heraus, dass Marihuana definitiv das Sinnen‐Sinnliche um ein Vielfaches<br />
bereichert. Ich sah nicht nur mehr Farben und im Allgemeinen mehr Schönheit,<br />
sondern stellte auch fest, dass ich Musik besser hörte, einschließlich der<br />
komplexeren Formen des progressiven Jazz und der komplizierteren barocken<br />
Komponisten wie Scarlatti.<br />
Das erste Mal, als ich Sex hatte, während ich auf Drogen war, entdeckte ich,<br />
dass mit dem Teufelskraut sogar der Orgasmus besser war.<br />
(Ich bin nicht der Einzige, der diese Entdeckung gemacht hat. In einer Studie<br />
von 1968 – “The Marijuana Problem: An Overview“ 42 von McGlothin und West,<br />
American Journal of Psychiatry – sagten 73 % aller Pot‐Raucher, dass der<br />
Hauptgrund, warum sie das Kraut mögen, der ist, dass es ihre Freude am Sex<br />
erhöhte.)<br />
So entwickelte ich mich vom reinen rationalistischen Ästheten zum<br />
rationalistischen‐sensualistischen Ästheten, aufgrund meiner großzügigen<br />
Missachtung der Gesetze des Landes – das heisst, weil ich den Kongress als<br />
150<br />
42. Anm. d. Übers.: Das Marihuana Problem: Ein Überblick