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Phänomen-Verlag Norina Ebele

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In Köln hatte niemand neue Konspirationstheorien, was Klaus Hagbard<br />

anging, aber jeder sagte, dass die Mauer innerhalb von zwei Jahren fallen würde.<br />

Während des Gehirn‐Workshops führte ich mein Standardstück darüber vor,<br />

wie sich die Informationen in den letzten zweitausend Jahren immer schneller<br />

angehäuft hatten, und benutzte dabei dieselbe Statistik des französischen<br />

Ökonoms George Anderla, die ich in diesem Buch benutze. Jemand fragte mich,<br />

ob ich der Meinung sei, dass dieser Prozess ein Mandelbrotfraktal sein könne,<br />

wie Terence McKenna vorgeschlagen hatte. Ich sagte offen, dass ich nicht sicher<br />

sei, aber dass ich sicherlich mit Terence übereinstimme, dass vor uns ein wilder<br />

und unvorhersagbarer Wandel läge. Wenn die Rate der Informationszunahme<br />

die Struktur eines Mandelbrotsets hat, wie McKenna behauptet, sollten wir bis<br />

zum Jahr 2012 jeden Tag eine Informationsverdoppelung haben, und später in<br />

dem gleichen Jahr jede Stunde und dann jede Nanosekunde. Ich kann mir nicht<br />

vorstellen, was das praktisch für den sozialen Wandel bedeutet, da jede<br />

Informationsverdoppelung in der Vergangenheit direkt zu völlig unerwarteten<br />

sozialen Revolutionen geführt hat, gewaltsam oder gewaltfrei.<br />

In Berlin wurde ich von einer Punk‐Rockgruppe namens Klingons zum<br />

Abendessen eingeladen und traf einen jungen Mann, der ein Jahr zuvor aus<br />

Ostdeutschland entkommen war. Er sagte, die Mauer würde innerhalb weniger<br />

Monate fallen – die optimistischste Vorhersage, die ich bis dahin gehört hatte. Er<br />

erzählte mir auch eine merkwürdige Geschichte. In Leipzig, wo er aufgewachsen<br />

war, gab es eine “öffentliche“ Bibliothek, die nicht für die Öffentlichkeit geöffnet<br />

war. (Ist das nicht ein wunderbares marxistisches Oxymoron?) In dieser<br />

Bibliothek gab es Bücher, von denen die kommunistischen Führer nicht wollten,<br />

dass jemand sie las, aber welche sie offensichtlich auch nicht verbrennen wollten.<br />

(Vielleicht gefiel es manchen von ihnen, diese verbotenen Häresien selbst zu<br />

lesen?)<br />

Mein junger Informant erzählte mir, dass er beschlossen hatte, in die<br />

Bibliothek einzubrechen. Mit Geduld und Beobachtung fand er einen Weg,<br />

nachts hineinzukommen und hin und wieder ein Buch zu nehmen. Er brachte sie<br />

immer wieder zurück, nachdem er die häretischen Ideen gelesen hatte, um zu<br />

vermeiden, dass jemand Verdacht schöpfte. Als er in den Westen floh, brachte er<br />

nur eines dieser verbotenen Bücher mit.<br />

Er legte es auf den Tisch. Es war Illuminatus. “Würden Sie es bitte signieren?“,<br />

fragte er. Ich war überwältigt. Der Gedanke, dass mein Buch in einer<br />

verschlossenen Bibliothek von kommunistischen Funktionären eingeschlossen<br />

worden war, die es nicht direkt verbrennen wollten, war dramatisch genug, aber<br />

dass das Buch gestohlen und mir zum Signieren vorgelegt wurde, war so<br />

merkwürdig, dass ich mich fragte, ob jemals jemand die Geschichte glauben<br />

würde.<br />

Ich öffnete das Buch, um es zu signieren, und fand auf der Innenseite des<br />

Frontcovers die Worte RAJNEESH INTERNATIONAL LIBRARY.<br />

Ist (oder war) die Rajneesh International Library in Poona, Indien, in seinem<br />

ursprünglichen Ashram oder in seinem späteren Ashram in Oregon? Wie zum<br />

Teufel kam dieses Buch von entweder Indien oder Oregon in die Hände eines<br />

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