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Phänomen-Verlag Norina Ebele

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Ich versuchte einige Male, mit den Hühnern zu reden, aber ich kann euch<br />

versichern, dass es einfacher ist, eine intelligente Antwort von einem<br />

Postbeamten zu bekommen. Ich versuchte dann, mit dem Pferd des netten<br />

Eismanns zu reden. Das war viel lohnender, aber ich ziehe immer noch die<br />

Gesellschaft von Hunden vor.<br />

Später, als Arlen, ich und die Kinder in Ohio lebten, hatte ich wieder Hühner.<br />

Diesmal musste ich sie selber schlachten. Die Hühner erinnerten mich immer<br />

noch an mechanisches Spielzeug. Jedes andere Tier, das sich in Gefahr weiß,<br />

wird sich hinter einem Busch verstecken und still sein; Hühner verstecken sich<br />

hinter einem Busch und gackern so laut, dass du genau weißt, hinter welchem<br />

Busch sie sind. Ihre wilden Vorfahren müssen zumindest ein wenig Intelligenz<br />

besessen haben, aber inzwischen sind sie wie die meisten amerikanischen<br />

Wähler bis zur Idiotie domestiziert.<br />

(Andererseits vermute ich manchmal, dass Tauben überhaupt keine Vögel<br />

sind. Vögel verschwinden wie jedes andere Tier wie der Blitz, wenn sie ein Auto<br />

kommen sehen, aber Tauben wandern gemütlich zur Seite und flattern in<br />

allerletzter Minute lakonisch ein paar Meter weiter. Ich schwöre, dass sie<br />

ausrechnen können, wie schnell ein Auto kommt. Vielleicht sind es<br />

außerirdische Invasoren, die uns beobachten und nach unseren Schwachpunkten<br />

suchen...)<br />

Wir bekamen unseren ersten Kühlschrank erst, nachdem die Depression<br />

beendet war. (Ich wusste nicht mal, dass er Kühlschrank genannt wurde, bis ich<br />

erwachsen war. Meine Mutter nannte ihn immer “den Kühler“.)<br />

Ich humpelte gelegentlich, wenn ich müde war. Obwohl Kinder, wie jeder<br />

weiß, über die Maßen grausam zueinander sind, erinnere ich mich nur an einen<br />

Fall – sogar ein Mädchen – das sich wegen meines Humpelns über mich lustig<br />

machte. Wenn ein Junge etwas Ähnliches über mein Humpeln gesagt hätte, hätte<br />

ich ihn ins Gesicht geschlagen; aber man hatte uns gelehrt, dass es sich nicht<br />

schickte, Mädchen zu schlagen. Das ermutigte die Mädchen, verbal noch<br />

gemeiner zu sein als die Jungen. Sie wussten, dass keiner sie dafür ins Gesicht<br />

schlagen würde.<br />

(Manchmal denke ich, dass das die Rhetorik der gehässigeren radikalen<br />

Feministinnen erklärt – sie wissen, dass keiner sie dafür schlagen wird. Aber<br />

dann erzählte mir Arlen einiges, was sie auf Treffen der Feministinnen gehört<br />

hatte, und ich erkannte, dass diese Frauen verbal so fies sind, weil sie bereits<br />

geschlagen worden waren. Auch an anderen Stellen. Immer wieder. Die meisten<br />

Männer, so scheint es, teilen meine Abneigung gegen Gewalt nicht.)<br />

Einmal im Monat ging ich zwecks mysteriöser Handhabungen, die meinem<br />

Humpeln helfen sollten, zu einem Arzt. Ich mochte die Fahrt mit der<br />

Straßenbahn, da es an meinen Penis kribbelte; irgendwie wusste ich schon in<br />

dem Alter, dass ich von diesem Kribbeln weder meiner Mutter noch dem Arzt<br />

etwas erzählen sollte.<br />

Das Humpeln war das Ergebnis der Polio, die ich oben erwähnt habe. Ich war<br />

von dieser Krankheit geheilt worden, die bei den meisten Opfer zu dauerhafter<br />

Lähmung führt. Die Heilung wurde als Wunder betrachtet und war von der<br />

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