Phänomen-Verlag Norina Ebele
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Abfangen & Pavane<br />
Zu plündern, abzuschlachten, zu stehlen, dies benennen sie fälschlicherweise als<br />
Reich; und wo sie eine Wüste hinterlassen, nennen sie es Frieden.<br />
– Calgacux<br />
Während ich schreibe, fahren die USA fort damit, Bagdad zu bombardieren,<br />
Stunde um Stunde, Tag um Tag. Goddam Insane46 , der wahrscheinlich wirklich<br />
an seine Behauptung glaubt, dieses Bombardement sei eine “zionistische“<br />
Verschwörung, hat gerade zum vierten Mal Tel Aviv mit Bomben beworfen. Der<br />
Golfkrieg entwickelt sich zu dem, was ein englischer Tommy mal als “eine<br />
ziemliche Scheiße“ bezeichnet hat.<br />
Ägyptische Flüchtlinge aus dem Irak, wieder zurück in Ägypten, behaupten,<br />
die USA hätten – im Gegensatz zu ihrer Behauptung, sie würden ausschließlich<br />
militärische Ziele angreifen – viele zivile Zentren angegriffen und Tausende<br />
getötet. Sie wollen, dass Ägypten aus der Allianz mit den USA aussteigt. (Diesen<br />
Behauptungen wird in den US‐Medien erstaunlich wenig Beachtung geschenkt.<br />
Ich hörte sie einmal auf CNN, und danach hörte und sah man sie nicht mehr<br />
gedruckt.) Jordanien grummelt über all die Flugkörper, die seinen Luftraum<br />
durchqueren – einer von ihnen muss früher oder später aus Versehen auf sie<br />
herabfallen. Goddam Insane versucht immer noch, einen panislamischen<br />
heiligen Krieg gegen den Zionismus und den amerikanischen Imperialismus in<br />
die Pfanne zu hauen.<br />
All das riss mich schließlich aus der kreativen “Ekstase“ oder dem bezonken 47<br />
Zustand, in den das Schreiben dieses Buchs mich versetzte, und zerrte mich<br />
zurück in die Konsensus‐Realität, wobei ich mich mies fühlte. Ich schickte<br />
meinem Kongressrepräsentanten, dem Ehrenw. Mel Levine ein Telegramm. Er<br />
hatte gesagt, er habe für den Golfkrieg gestimmt, um Israel vor arabischen<br />
Attacken zu schützen – obwohl es für die meisten von uns so aussah, als führte<br />
ein solcher Krieg unvermeidbarerweise zu einem arabischen Angriff auf Israel.<br />
Dabei war Mels Begründung nicht so bizarr wie die einiger anderer im<br />
Kongress, die tatsächlich sagten, sie hätten für den Krieg gestimmt, um den<br />
Frieden zu bewahren, als hätten sie Orwell gelesen, ohne sich dessen Ironie<br />
bewusst zu werden.<br />
Da Mel mein eigener Kongressabgeordneter ist und mich angeblich<br />
repräsentiert, machte ich ihn zur Zielscheibe für meine Verärgerung. Ich schrieb:<br />
KRIEG IST FRIEDEN<br />
FREIHEIT IST SKLAVEREI<br />
46. Anm. d. Übers.: Die Veränderung des Namens lässt Gott verdammt ver‐<br />
rückt, genauso wie Saddam Hussein klingen.<br />
47. Anm. d. Übers.: bezonken = abgesetzten<br />
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