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Phänomen-Verlag Norina Ebele

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trägt er dicke Gläser und eine Art Taucheranzug. Und er hat ein merkwürdiges<br />

Blitzlichtgerät, das die Leute paralysiert, wenn sie versuchen, ihn daran zu<br />

hindern, einen Hund zu enteiern...“<br />

Nun, was kann man von einem Land erwarten, in dem die Topbeamten<br />

Schamhaar und Vagina heißen?<br />

Mehr als ein Symbol,<br />

mehr als eine Predigt,<br />

die Brücke besteht fort<br />

Achttausend Fuß über Mensch und Geschichte.<br />

– Notiz von Nietzsche, 1886 in den Alpen verfasst<br />

Ich stand in der Mitte der Brooklyn‐Brücke und dachte immer noch über<br />

Selbstmord nach. Um mich herum war eine Panoramaaussicht – die<br />

Wolkenkratzer von Lower Manhattan, die schönen alten Häuser der Brooklyn<br />

Heights, der Himmel so blau, dass er für diesen besonderen Tag aus Miami<br />

importiert schien. Der Pfeiler, der am nächsten war, trug eine Tafel. Ich ging hin,<br />

um sie zu lesen.<br />

Die Tafel, aus Bronze und auffällig, war erst vor kurzem angebracht worden<br />

und trug den Namen des aktuellen Bürgermeisters. Sie war Emily Roebling<br />

gewidmet, die den Bau der Brücke überwacht hatte, ihrem Ehemann, Col.<br />

Washington Roebling, der ihn mit ihr überwacht hatte, und dem Vater des<br />

Colonels, Johann Roebling, der ursprünglich die Brücke entworfen hatte. Da<br />

stand eine respektvoll männlich chauvinistische Platitüde am Schluss: “Hinter<br />

jedem großen Werk eines Mannes steht der Geist einer Frau“, glaube ich.<br />

Ich kannte die Geschichte der Roeblings; ich hatte ein Buch über sie gelesen.<br />

Der alte Johann, ein deutscher Immigrant, hatte eine Art Kabel erfunden, das, so<br />

glaubte er, es möglich machen würde, längere Hängebrücken zu bauen als je<br />

zuvor. Wie es mit Erfindern so üblich ist, dauerte es Jahre, die Idee zu verkaufen,<br />

aber Manhattan und Brooklyn (damals getrennte Städte) stimmten schließlich<br />

zu, eine Brücke zu bauen, die er entwarf. Johann selber wurde während der<br />

ersten Jahre der Arbeit bei einem Unfall getötet.<br />

Der Sohn des alten Mannes, Col. Washington Roebling, kehrte aus dem<br />

Bürgerkrieg zurück, und mit seinem Hintergrundwissen an West‐Point‐Technik<br />

übernahm er den Job. Unheimliche, beängstigende Dinge passierten. In den<br />

Kompressionskammern unter der Wasseroberfläche veränderten sich die<br />

Stimmen der Männer, und die Abergläubischen mussten ständig beruhigt<br />

werden. Dann, als sie tiefer gingen, kamen die Männer auf unerklärliche Weise<br />

verkrüppelt nach oben. Es dauerte eine Weile, bevor die Ärzte verstanden, was<br />

passiert, wenn ein Körper zu schnell aus der Tiefe nach oben kommt. Schließlich<br />

lernten sie, die Männer langsam nach oben zu bringen, so dass sie durch die<br />

schnelle Veränderung des Luftdrucks nicht zu Krüppeln wurden.<br />

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